Texter Ryan North und Zeichner Albert Monteys adaptierten Vonneguts Klassiker.

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Dank Sätzen wie diesem zählt der Roman Schlachthof 5 oder der Kinderkreuzzug des US-Schriftstellers Kurt Vonnegut zu den absoluten Klassikern der Antikriegsliteratur: "Zu den Dingen, die Billy Pilgrim nicht ändern konnte, gehörten die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft."

1969 während des Vietnamkriegs erschienen, erzählt Vonnegut dabei in einem furiosen Stilmix über seine traumatischen Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland. Als Freiwilliger der Infanterie, fiktional verfremdet als Protagonist Billy Pilgrim, geriet er 1944 in Gefangenschaft und überlebte im Februar 1945 die vernichtenden Bombenangriffe in Dresden im Keller eines Schlachthofs.

Nach eher bescheidenem Erfolg mit satirischen Romanen wie Die Sirenen des Titan oder Gott segne Sie, Mr. Rosewater sicherte Schlachthof 5 schließlich dem Autor ein geruhsames Leben. Der Roman wurde verfilmt und auch in der Sowjetunion veröffentlicht.

Dass irgendwann auch eine Comic-Adaption von Schlachthof 5 kommen würde, lag auf der Hand. Billy Pilgrim als tumber Eulenspiegel ist schon vor dem Krieg ein Schwächling und wird gemobbt. Das geht dann in Europa munter weiter. Ein Kritiker brachte es auf den Punkt: Wenn Billy Pilgrim die Wahl hat, sinkt er lieber, anstatt zu schwimmen. Ideal für die Comic-Zielgruppe, die sich nicht nur gern mit Superhelden identifiziert.

Protagonist trifft Autor

Autor Ryan North und Zeichner Albert Monteys haben das Meisterwerk nun gelungen als Graphic Novel aufbereitet. Die Zeitsprünge im Roman und die stilistischen Wechsel zwischen komischen Szenen, sinnlosem Schlachten, philosophischen Betrachtungen und ein klein wenig Sex machen so einiges möglich, für das sich das Comic-Genre geradezu anbietet. Knapp 200 Seiten begleiten wir Billy Pilgrim durch sein patschertes Leben.

Von der Jugend, einer Spießerkarriere nach dem Krieg und einer philosophisch durchwachsenen Nahtodreise zum Planeten Tralfamadore, auf dem er dann seinen Autor trifft – im Roman wie im relativ konservativ gezeichneten Comic wird einem nicht langweilig. Dass der 2007 verstorbene Kurt Vonnegut heute ein wenig in Vergessenheit geraten ist, ist schade.

Immerhin ist die Graphic Novel Schlachthaus 5 eine gute Gelegenheit, auch spätere Romane des sehr, sehr lustigen Autors (wieder) zu lesen. Frühstück für starke Männer, Blaubart oder Slapstick sind ja so schlecht nicht. Die Zeiten sind schrecklich genug. Dazwischen darf man auch einmal herzhaft lachen. (Christian Schachinger, 12.4.2022)