Das gehypte Duo Wet Leg legt sein Debütalbum vor.

Foto: Hollie Fernando

Wet Leg – Wet Leg

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"Girls just wanna have fun" trifft auf Rhian Teasdale und Hester Chambers alias Wet Leg zu. Das gefeierte Indie-Pop- und Post-Punk-Duo von der Isle of Wight macht sich auf seinem erfrischend unverkopften Debütalbum vor allem einen Jux. Das Leben ist eh schon kompliziert genug, warum also nicht den ganzen Tag horizontal auf der Chaiselongue verbringen. Ja, Sex, es geht um Sex. Und um Trottel, und um Sex mit Trotteln. Aber statt zu jammern, halten Wet Leg den Angriff für die beste Verteidigung – mit dem Mittelfinger an der Gitarre und dem Lachen von jemandem, der als Letzter lacht.

Daniel Rossen – You Belong There

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Dass Daniel Rossen ein von Selbstzweifeln geplagter Mann ist, hört man in jedem zarten Ton, den er singt. Zehn Jahre hat es gedauert, dass der Grizzly-Bear-Gitarrist nach der sehr gelungenen EP Silent Hour / Golden Mile sein erstes Soloalbum veröffentlicht. Er war sich halt nicht sicher, ob's gut ist. Es ist aber nicht nur gut, es ist zum Heulen schön. Im Zentrum steht die Gitarre, der Rossen virtuos anspruchsvolle Melodien entlockt, die trotzdem nicht manieriert wirken. Immer wieder will man in dieses zauberhaft melancholische Dickicht aus Kammerpop und Folk eintauchen.

Kae Tempest – The Line Is A Curve

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In Wien gibt es einen Universitätslehrgang dafür, Kae Tempest musste ihn aber nicht besuchen: Sprachkunst, gern gesellschaftskritisch-beobachtend, präsentierte die nichtbinäre Tempest bereits auf früheren Alben. A Line Is a Curve fokussiert wieder ganz auf den Text, wieder auf die von der Gesellschaft im Stich Gelassenen. Die Instrumentierungen – mal mehr Richtung Hip-Hop, mal mehr Richtung Elektronik – schmiegen sich nun aber harmonischer um Tempests dringliche Sprache. Ein berührendes, zärtliches Album ist so trotz brisanter Themen entstanden. (Amira Ben Saoud, 12.4.2022)