In Österreich könnten die Kosten für den Internetzugang bald empfindlich steigen. Zumindest droht das, wenn es auf Empfehlung der Telekom-Control-Kommission (TKK) tatsächlich zu einer Deregulierung jener Preise kommt, die A1 anderen Anbietern für die Nutzung seines Netzes verrechnen darf. Denn diese müssten dann gezwungenermaßen Erhöhungen an ihre Kunden weitergeben. Der Provider-Dachverband ISPA übt starke Kritik an dem Gutachten der TKK, laut dem A1 in vielen Teilen des Landes mit seinen Netzen keine "marktbeherrschende Stellung" mehr innehat, insbesondere weil man mobiles Breitbandinternet nicht als gleichwertigen Ersatz für Kabel und Glasfaser betrachtet.

Zeit für einen Blick auf den Status quo. Wo steht Österreich hier, insbesondere im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, was Bandbreite und Kosten betrifft? DER STANDARD hat einen Vergleich versucht.

Bandbreite

Dem folgenden Vergleich wurden Erhebungen des Vergleichsportals cable.co.uk zugrunde gelegt, das jährlich die durchschnittlichen Downstream-Bandbreiten und Preise in zahlreichen Ländern über Speedtests bzw. die Tariflisten der Anbieter erhebt. Die in der Preistabelle ausgeschilderten Kosten (Median), die sich auf Festnetzanbindungen (Glasfaser, DSL, Kabel) beziehen, beinhalten auch einen Preis pro Megabit pro Sekunde (Mbit/s) Bandbreite pro Monat (Median). Über diesen wurde ein Preis für einen fiktiven Tarif mit einer Bandbreite von 50 Mbit/s kalkuliert und, wo notwendig, auf Basis des zum Erfassungszeitpunkt gültigen Wechselkurses in Euro umgerechnet.

In manchen Ländern Europas zahlt man – auch gemessen am Einkommen – deutlich mehr für Breitbandinternet als in anderen.
Foto: Unsplash/Markus Spiske

Absolute Preisangaben verraten freilich nur einen Teil der Kostenwahrheit. Denn dass man in einem Land einen kleineren Betrag für die gleiche Bandbreite bezahlt, muss nicht heißen, dass Internet für die dortige Bevölkerung tatsächlich real günstiger ist. Um einen Eindruck bezüglich der Leistbarkeit zu erhalten, wurde der 50-Mbit/s-Tarif daher als Anteil am Medianeinkommen der jeweiligen Länder gemessen. Dabei gilt es in Bezug auf die Datenquellen aber Einschränkungen zu beachten, weswegen dieser Vergleich nicht als wissenschaftliche Abhandlung, sondern als Annäherung zu verstehen ist. Diese sind im Fließtext erläutert, zusätzliche Hinweise gibt es auch am Ende des Textes.

In den Vergleich aufgenommen wurden alle EU-Staaten sowie Norwegen, die Schweiz, Großbritannien und Russland. Die dem Artikel zugrunde liegende Datenbasis nebst Quellenverweisen steht zudem als Google-Dokument bereit.

Bei den Speedtests von 2021 findet sich Österreich im Feld von 31 Ländern auf dem eher betrüblichen 26. Platz wieder. Gemessen wurde hierzulande ein Bandbreitenschnitt von fast genau 38 Mbit/s. Knapp dahinter liegen Tschechien, Italien und Russland. Etwas deutlicher abgeschlagen sind noch Griechenland (30 Mbit/s) und Zypern (28 Mbit/s). Mit 61 Mbit/s siedelt sich Deutschland im Mittelfeld an. Die ersten drei bildet ein "100er-Klub" aus Luxemburg (108 Mbit/s), den Niederlanden (107 Mbit/s) und Ungarn (104 Mbit/s).

Das lässt freilich einen gewissen Rückschluss auf den Ausbau der verschiedenen Netze zu. So hinkt Österreich beim Glasfaserausbau in Europa nach und lag beim letzten Ranking des FTTH Council Europe (PDF) nur knapp vor Schlusslicht Belgien. Laut der von September 2020 datierenden Erhebung verfügten 2,1 Prozent der Haushalte damals über einen Internetanschluss mit Glasfaserleitung bis in das eigene Haus oder die eigene Wohnung oder zumindest bis ins Wohngebäude. Andererseits rangierte das Trio mit den höchsten Messwerten "nur" im Mittelfeld.

Zu den Unsicherheitsfaktoren bei den Messungen zählt, dass die Speedtests von Nutzern aller Verbindungstypen – kabelgebunden und mobil – durchgeführt wurden. Insbesondere bei mobilem Breitband kann der tatsächliche Datendurchsatz stark schwanken, abhängig davon, wie viele Nutzer gerade ihre Verbindung über den jeweiligen Funkmast beanspruchen. Hinzu kommen Faktoren wie die unterstützten Verbindungsstandards der Endgeräte und die jeweilige Empfangsqualität in Bezug auf die Mobilfunkverbindung und innerhalb von Wohnung oder Büro, wenn Geräte per WLAN angebunden sind. Zu berücksichtigen ist weiters, dass Nutzer natürlich aus Kosten- oder Bedarfsgründen nicht immer den schnellstmöglichen Tarif buchen, den ihr Provider am jeweiligen Ort anbietet.

Absolute und relative Kosten

Interessanter ist der Blick auf die Kosten von Internetanbindungen pro Megabit/s, die sich hier, wie schon erwähnt, auf Tarife für kabelgebundene Verbindungen beziehen und von cable.co.uk 2022 erhoben wurden. In Österreich zahlt man gemäß der Erhebung 39 Cent pro Mbit/s, was der zehnthöchste Preis in absoluten Zahlen ist. Deutschland liegt nur drei Plätze dahinter mit 35 Cent. Mit 1,42 Euro pro Mbit/s führt hier die Schweiz vor Irland (1,35 Euro) und Zypern (93 Cent). In zehn Ländern liegt dieser Preis bei zehn Cent oder weniger. Die Staaten mit den absolut niedrigsten Bandbreitenkosten sind Litauen, die Slowakei (ex aequo mit fünf Cent), Ungarn (vier Cent) und Polen (drei Cent).

Um einen besseren Blick auf die Kostenwahrheit zu bekommen, wurde auf Basis dieser Werte ein fiktiver 50-Mbit/s-Tarif errechnet. Diese Bandbreite ermöglicht einem Haushalt mit zwei bis drei Personen das parallele Streamen von Videoinhalten in Full HD mit genügend Luft nach oben, um daneben auch noch ohne signifikante Verzögerungen im Netz surfen zu können.

Die daraus resultierenden Kosten wurden schließlich als Anteil am jeweiligen Medianeinkommen ausgewiesen. Hier ist die Datenbasis für alle Länder außer Großbritannien und Russland jene von Eurostat, wo die aktuellsten Zahlen jene für 2020 sind. Diese Rechnung ergibt, dass man in Österreich für einen solchen Tarif 0,88 Prozent des mittleren Einkommens aufwenden muss. Sehr ähnlich sieht es in Deutschland (und Italien) aus, wo es 87 Prozent sind. Beide Länder liegen damit in diesem Vergleich ziemlich genau im Mittelfeld (Platz 15 bzw. 17.).

Einen wesentlich höheren Einkommensanteil muss man in Slowenien investieren, wo das Mbit/s mit 83 Cent absolut und relativ viel kostet und der fiktive Tarif 3,37 Prozent des Medianeinkommens "frisst". Eher teuer ist Internet auch in Zypern (3,34 Prozent) und Irland (3,09 Prozent). Die vier Länder, in denen der Internetzugang auch in Relation zu den Einkommen am günstigsten ist, sind Polen ex aequp mit Schweden (0,22 Prozent), Malta (0,26 Prozent) sowie Spanien und die Slowakei (jeweils 0,34 Prozent) – sie liegen auch in absoluten Zahlen im unteren Preisdrittel.

Dass niedrig erscheinende Kosten dennoch vergleichsweise hoch sein können, zeigen etwa die Balkanstaaten Bulgarien, Kroatien und Rumänien. In Bulgarien liegt der Medianpreis pro Mbit/s zwar bei 20 Cent, dennoch ist es gemessen am Einkommen das fünftteuerste Land (2,6 Prozent für 50 Mbit/s). In Kroatien sind es 29 Cent pro Mbit/s und 2,2 Prozent des Einkommens. Rumänien bietet mit neun Cent pro Mbit/s auf den ersten Blick recht niedrige Preise, aufgrund des Einkommensniveaus führt man damit aber das obere Mittelfeld an, wenn es um den Einkommensanteil für 50 Mbit/s (1,26 Prozent) geht.

Weitere Anmerkungen

Auch diese Annäherung ist freilich nur eine Momentaufnahme mit verschiedenen Ungenauigkeiten. Eine Diskrepanz, die bisher unerwähnt blieb, ist, dass die herangezogenen Medianeinkommen von 2020, die Tarifkosten jedoch von 2022 stammen. Das liegt daran, dass 2020 das aktuellste Jahr ist, für das aus allen berücksichtigten Ländern Daten zu den Einkommen vorliegen. Die daraus resultierende Diskrepanz dürfte allerdings von geringer Relevanz sein. Auch die Hochrechnung des Median-Mbit/s-Preises auf einen 50-Mbit/s-Tarifs bietet keinen exakten Referenzpunkt, da Bandbreite üblicherweise pro Mbit/s günstiger wird, je mehr ein Tarif insgesamt kostet.

In diese Liste könnte außerdem in den kommenden Jahren viel Bewegung kommen. Neben den in Österreich drohenden Preiserhöhungen ändert sich natürlich der Stand des Ausbaus der verschiedenen Netze in den Ländern laufend. Dieser hat, wie auch die wirtschaftliche Situation, natürlich Auswirkung auf die Preisgestaltung und die Einkommen. Abzuwarten – insbesondere, aber nicht nur auf Russland – bleiben in diesem Kontext auch die Auswirkungen des vom russischen Autokraten Wladimir Putin im Februar begonnenen Ukraine-Kriegs.

Unterschied Durchschnitt und Median

Der Durchschnitt beschreibt in der Regel den klassischen Mittelwert, der sich ergibt, wenn man alle Werte einer betrachteten Reihe addiert und anschließend durch ihre Anzahl dividiert. Üblicherweise ist hier der gewichtete Mittelwert gemeint, in dem auch das mehrfache Auftauchen identer Werte berücksichtigt wird. Der Median hingegen bezeichnet jenen Wert, der in der Auflistung der Werte einer Reihe nach Höhe genau in der Mitte liegt. Bei Einkommen heißt dies beispielsweise, dass 50% der gelisteten Einkünfte darüber und 50% darunter liegen. Gerade bei Aufzählungen dieser Art empfiehlt sich der Median, da er weniger stark durch extreme Abweichungen verzerrt wird. (Georg Pichler, 13.4.22)

Update, 18:10 Uhr: Datenfehler bei Schweden korrigiert. Hier war der Ausgangswert nicht von Schwedischen Kronen in Euro umgerechnet worden. Die tatsächlichen Kosten pro mbit/s und Monat (Median) liegen bei 9 Cent, der Einkommensanteil für 50 mbit/s somit bei 0,22 Prozent. Die Änderung wurde auch in den Textpassagen über die höchsten absoluten Preise pro mbit/s und die – gemessen am Einkommen – günstigsten Internetkosten berücksichtigt. Wir danken User mike_th für den Hinweis!