Bild nicht mehr verfügbar.

Die Kombination von Massenvertreibungen, der Präsenz von Wehrpflichtigen und Söldnern und der Brutalität gegenüber Zivilisten in der Ukraine deutet auf den Einsatz sexueller Gewalt als Kriegswaffe hin.

Foto: REUTERS / LEONHARD FOEGER

Kiew/Moskau – Die Frauenorganisation der Vereinten Nationen hat eine unabhängige Untersuchung der mittlerweile zahlreichen Vorwürfe von sexueller Gewalt im Ukraine-Krieg gefordert. "Wir hören immer häufiger von Vergewaltigungen und sexueller Gewalt", sagte die Direktorin von UN Women, Sima Bahous, am Montag. "Diese Anschuldigungen müssen unabhängig untersucht werden, um Gerechtigkeit und Rechenschaftspflicht zu gewährleisten."

Bahous war vor kurzem in die Ukraine gereist. Sie verwies auf eine gefährliche Kombination von Massenvertreibungen, der "massiven Präsenz von Wehrpflichtigen und Söldnern" und der offensichtlichen Brutalität gegenüber ukrainischen Zivilisten. Das habe "alle Alarmglocken schrillen lassen". "Dieser Krieg muss aufhören. Jetzt."

Litauen will Team schicken

Auch die litauische Regierungschefin Ingrida Šimonytė zeigte sich nach einem Besuch im Kiewer Vorort Borodjanka erschüttert vom Ausmaß der Gewalt. "Es gibt keine Worte, die beschreiben könnten, was ich dort gesehen und gefühlt habe", erklärte sie. Dabei habe sie nur einen "winzigen Teil der Beweise für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesehen, die Russland in der Ukraine begangen hat".

"Die Bilder der zerstörten ukrainischen Städte und die Berichte der Überlebenden zeigen das wahre Gesicht Russlands", erklärte sie. Litauen erwäge nun, ein Team für forensische Untersuchungen in die Ukraine zu entsenden.

Hunderte zivile Opfer erwartet

Borodjanka war wie viele weitere Vororte der ukrainischen Hauptstadt mehrere Wochen lang unter der Kontrolle russischer Truppen gestanden. Als diese sich Anfang April zurückzogen, offenbarte sich ein Bild der Zerstörung und Gewalt. Die Ukraine geht von hunderten zivilen Todesopfern aus und wirft Russland schwere Kriegsverbrechen vor.

Ukrainische Rettungskräfte haben sieben Leichen unter den Trümmern zweier zerstörter Wohnhäuser in Borodjanka gefunden. Seit dem Abzug der russischen Truppen Ende März suchen 200 Retter in der Stadt nach Vermissten. Bisher fanden sie laut Angaben der Rettungsdienste die Leichen von 19 Menschen. (APA, 12.4.2022)