Die Hälfte aller Lawinentoten war heuer binnen zweier Februartage zu verzeichnen.

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Innsbruck – Die Unfallzahlen in den Bergen steigen wieder. Das Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) und die Alpinpolizei haben die Daten aus dem Zeitraum zwischen 1. November 2021 und 3. April 2022 analysiert, demzufolge nähern sich die Werte wieder dem langjährigen Mittel. Insgesamt verunfallten in diesen Monaten 6.716 Personen in Österreichs Bergen. Im Winter des Vorjahrs waren es nur 2.476 Verunfallte, was vor allem der Corona-Pandemie geschuldet war. Im Vergleich zum zehnjährigen Mittel von 7.242 Verunfallten zeichnet sich offenbar wieder eine Normalisierung ab.

Insgesamt kamen im abgelaufenen Winter 111 Menschen bei Alpinunfällen ums Leben. Die meisten von ihnen (27 Personen) verunglückten beim Skifahren. 18 Menschen starben diesen Winter bei Lawinenunglücken. Bemerkenswert dabei: Neun Tote waren innerhalb von nur zwei Tagen Anfang Februar zu beklagen, als eine Schlechtwetterphase für besonders gefährliche Bedingungen sorgte.

Trockener Winter mit wenig Schnee

Rückblickend beschreibt man seitens des ÖKAS den abgelaufenen Winter so: trockene Perioden mit Schönwetter, wenig Niederschlag (Schnee), starker Wind, zum Teil mit einer massiven Südkomponente und immer wieder Zufuhr von Saharastaub im Frühjahr. Angesichts der Unfallhäufung Anfang Februar sagte der Präsident des österreichischen Bergrettungsdiensts, Stefan Hochstaffl: "Lawinenunfälle im Zehn-Minuten-Takt wie Anfang Februar 2022 sind für die freiwilligen Bergretterinnen und Bergretter eine enorme Herausforderung. Mit guter Tourenvorbereitung lassen sich Unfälle vermeiden – wir appellieren einmal mehr dafür, sich auf Touren gut vorzubereiten und Risiken so zu minimieren!"

Hans Ebner, Leiter der Alpinpolizei, zeigte sich erleichtert, dass viele der Neueinsteiger im Bereich Skitouren offenbar risikominimierende Varianten auf Pisten oder im niedrigen Gefahrenbereich wählen: "Daher fällt die Zunahme von Unfällen bei Skitouren moderater aus als es die Zahl an Aktiven erwarten ließe." Auch Peter Paal, Präsident des ÖKAS, sieht trotz deutlicher Zunahme an Sportlern, keine dementsprechende Steigerung bei den Unfallzahlen: "Obwohl die Zahl der Menschen, die Sport am Berg betreiben in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen hat verharren die Unfallzahlen auf einem konstanten Niveau. Prävention wirkt und wir können gemeinsam darin noch besser werden."

27 Tote auf den Skipisten

Auf den Pisten, dem so genannten organisierten Skiraum, verunfallten im Betrachtungszeitraum 4.613 Personen (Mittel über zehn Jahre: rund 5.300), davon 27 tödlich (Mittel über zehn Jahre: 28). Häufigste Ursachen tödlicher Unfälle waren dort Sturz/Absturz (elf), Herz-Kreislauf-Störung oder Aufprall gegen ein Hindernis (je acht). Im Zehnjahresmittel stellt die Herz-Kreislauf-Störung mit 37 Prozent die Hauptunfallursache der tödlichen Unfälle im organisierten Skiraum dar, gefolgt von Sturz (22 Prozent) und Aufprall gegen ein Hindernis (19 Prozent).

Die Verteilung der Verunfallten auf den Pisten Österreichs nach der Herkunft gestaltet sich für 2021/22 wie folgt: rund 36 Prozent stammten aus Deutschland (Mittel über zehn Jahre: 37 Prozent), 27 Prozent aus Österreich (Mittel über zehn Jahre: 24 Prozent) und der Rest verteilt sich auf andere Länder. Die Anzahl der Unfallereignisse mit Fahrerflucht im Verhältnis zur Anzahl der erfassten Unfälle auf Pisten/Skirouten lag im abgelaufenen Winter im langjährigen Mittel für ganz Österreich bei etwa 22 Prozent.

Bei Skitouren verunfallten im betrachteten Zeitraum etwa 700 Personen (Mittel über zehn Jahre: 500 Verunfallte), davon kamen 22 ums Leben (Mittel über zehn Jahre: 20), davon wiederum 18 im Zusammenhang mit Lawinen. Zwei tödliche Unfälle waren heuer beim Rodeln zu verzeichnen (Mittel über zehn Jahre: 2), beide passierten in Tirol. Insgesamt wurden 221 Personen (Mittel über zehn Jahre: 194) beim Rodeln verletzt.

Tipps für Frühlingstouren

Wer die wärmeren Temperaturen noch für ein paar sonnige Touren in den Bergen nutzen will, sollte folgende Ratschläge beherzigen: Die Spaltensturzgefahr steigt, da die Gletscher diesen Winter nur eine geringe Schneeauflage haben und Spalten daher nur gering überdeckt sind. Auch Schneebrücken verlieren durch Erwärmung an Festigkeit. Bei der Tourenplanung ist unbedingt der aktuelle Lawinenbericht ernst zu nehmen. Gerade im Frühjahr kann sich die Situation tagsüber durch Erwärmung und Sonneneinstrahlung ändern. Bei Wanderungen im Schnee werden Steighilfen empfohlen, um die Absturzgefahr zu minimieren, und man sollte ausreichend Flüssigkeit mitnehmen. (ars, 12.4.2022)