Die Corona-Pandemie hat eindrücklich bewiesen, wie wichtig die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ist. Nicht zuletzt, um Ressentiments abzubauen.

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Die Third Mission von Universitäten soll dafür sorgen, dass Erkenntnisse wissenschaftlicher Arbeiten, die Lehrende und Studierende publizieren, auch in der Gesellschaft ankommen. Sie umfasst Wissens- und Technologietransfer, Weiterbildung und soziales Engagement.

Die Verflechtung der Hochschulen mit der Gesellschaft stand im Mittelpunkt eines Workshops der Österreichischen Forschungsgemeinschaft (ÖFG), der vergangene Woche in Wien stattfand. "Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Wissenschaft ist", erklärte Christiane Spiel vom Institut für Angewandte Psychologie der Universität Wien. Das Interesse vor allem junger Menschen sei essenziell für eine Zukunft der Wissenschaft, sagte Spiel.

Nach einer langen Periode des Wohlstands stehe die Gesellschaft inzwischen vor zunehmend komplexen Herausforderungen. "Wir alle wissen um die Wissenschaftsfeindlichkeit in Österreich", sagte Emil Brix, Direktor der Diplomatischen Akademie Wien. Es sei daher zentral, Forschungsergebnisse auch nichtakademischen Kreisen zu kommunizieren.

Neue Herausforderungen

Die Universität Wien hat innerhalb der Third Mission zwei Schwerpunkte: Einerseits soll die gezielte Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse zum bestmöglichen Umgang mit gesellschaftlichen Herausforderungen beitragen. Andererseits soll der Transfer von Technologien und Innovationen in Form von Kooperationen mit der Wirtschaft vollzogen werden.

So wird derzeit an der Fakultät für Mathematik an Optimierungsmethoden im Bereich der Windenergie geforscht. Im Bereich sozialer und gesellschaftlicher Transfers werden etwa an der Fachhochschule Technikum Wien Spieletechnologien entwickelt, um Computer-Games für Spielerinnen und Spieler mit Behinderungen zugänglich zu machen. Für Isabel Roessler vom Zentrum für Hochschulentwicklung in Gütersloh hat die Intensivierung der Third-Mission-Aktivitäten große Wirkung nach außen.

Strategische Kooperationen

Lediglich Forschung und Lehre zu betreiben reiche inzwischen nicht mehr aus. Von der an die gesamte Gesellschaft gewandten Kommunikation profitieren letzten Endes auch Hochschulen selbst. Wer seine Stärken nach außen sichtbar mache, wird auch als Hochschule regional attraktiver. Förderlich seien Roessler zufolge vor allem Mittel für die Anschubfinanzierung und zentrale Strukturen für die Third Mission.

Universitäten würden strategische Kooperationen und Services zur Förderung benötigen, es brauche eine Kultur des Ermöglichens, sagt Roessler. Um die Diversität der universitären Landschaft sichtbar zu machen, sei der Dialog nach außen ebenfalls zentral. "Allein eine Mission zu haben reicht nicht, man muss auch darüber kommunizieren können", betont Roessler.

Einfacher Zugang

Die Forscherin empfiehlt etwa, einen zentralen Reiter auf Websites einzubauen, unter dem wissenschaftliche Erkenntnisse für alle sichtbar präsentiert werden. Denn Forschung dürfe nicht nur mit den Ergebnissen enden. Zuspruch für eine Erweiterung der universitären Aufgaben kommt auch aus Dänemark. Gerade bei akuten Krisen sei das Aufeinanderstapeln wissenschaftlicher Papers nicht förderlich, um dringende soziale und technische Problemstellungen zu lösen, sagt Budtz Pedersen.

Der Professor am Institut für Wissenschaftskommunikation der Arlborg-Universität Kopenhagen wurde von seiner Hochschule als "Knowledge Broker" beauftragt. In dieser Rolle entwickelt er Strategien, um Forschungsergebnisse für die Bevölkerung zugänglich zu machen. Unsichtbare Forschung, die nicht an die Öffentlichkeit übermittelt wird, würde den universitären Wertschöpfungsprozess entmachten. Aber man könne von Forschenden nicht erwarten, die Aufgaben der Third Mission selbst zu berücksichtigen, sagt Pedersen.

Es muss entsprechende Strukturen an Universitäten geben, die eine Weitergabe von Erkenntnissen ermöglichen und fördern. Krisen wie der Klimawandel oder die Corona-Pandemie haben akut die Notwendigkeit aufgezeigt, Forschungsergebnisse einer breiten Öffentlichkeit niederschwellig zugänglich zu machen. Und dieser Umstand mache die Third Mission zu einer grundlegenden Verantwortung der Universitäten. (Lea Weinberg, 16.4.2022)