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Bleierne Müdigkeit kann eines der Symptome bei Long Covid sein.

Foto: Getty Images / sestovic

Die Folgen von Long Covid sind in Österreich auch nach über zwei Jahren Pandemie noch nicht abschätzbar, kritisieren Experten der Österreichischen Gesundheitskasse und der Arbeiterkammer. Der Grund ihrer Meinung nach: Die Hausärztinnen und Ärzte müssen ihre Diagnosen nicht in die elektronische Gesundheitsakte Elga eintragen, und somit könnten die epidemiologischen Datenbanken nicht miteinander verknüpft werden.

Was bis jetzt erfasst wird, ist die Zahl der Patientinnen und Patienten, die wegen einer Long-Covid-Erkrankung im Krankenhaus behandelt wurden. Wolfgang Panhölzl von der Arbeiterkammer Wien erklärt: "Ein Drittel der Menschen, die mit einer Covid-19-Erkrankung auf einer Intensivstation lagen, ist laut internationalen Daten dauerhaft wegen Long Covid arbeitsunfähig. Ebenso ein Drittel der Betroffenen kann ein Jahr nach der Infektion verschiedene Tätigkeiten in der Arbeit oder im Privaten nicht allein bewältigen."

Zurückkommen in den Job erleichtern

Darum fordert Panhölzl auch einen "Rechtsanspruch auf Wiedereingliederungszeit", um Betroffenen nach längeren Fehlzeiten den Einstieg am Arbeitsplatz und in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. "Außerdem sollten Covid-19-Erkrankungen rückwirkend, unbürokratisch und unabhängig von der Sparte als Berufskrankheiten anerkannt werden, wenn die Menschen am Arbeitsplatz den Kontakt mit Erkrankten oder kontaminiertem Material nicht vermeiden können", sagt Panhölzl.

Bei der Österreichischen Gesundheitskasse wurden in den letzten zwölf Monaten 46.000 Krankenstände wegen Long Covid gemeldet. Bei 133 Patienten dauern sie schon länger als ein halbes Jahr, zehn Menschen wären aktuell sogar mehr als ein Jahr aufgrund von Long Covid im Krankenstand. Allerdings seien diese Zahlen nicht vollständig: "Wie viele Patienten ambulant behandelt werden, ist wegen der schlechten Datensituation in Österreich nicht bekannt", weiß der ÖGK-Obmann.

Mittlerweile zählt man zu Long Covid bis zu 200 unterschiedliche Krankheitssymptome. Die häufigsten sind: psychische Belastungen, Atemprobleme, organische Erkrankungen, chronisches Fatigue-Syndrom, Kopfschmerzen oder Konzentrationsstörungen. Damit Versorgungsdefizite vermieden werden können, fordern die Experten "den Aus- und Aufbau integrierter Versorgungsmodelle mit multiprofessionellen Teams, an die Hausärztinnen und Kassenfachärzte verweisen können", wie ÖGK-Obmann Andreas Huss betont. (APA/jaa, 12.4.2022)