Endlich Play-offs! Gut, eigentlich Play-ins, aber dazu später mehr. Die NBA hat den 82-Spiele-Marathon namens Grunddurchgang erledigt, nun geht es in die K.-o.-Phase. Mittendrin der Österreicher Jakob Pöltl, der seine bisher beste Saison spielt. Zum Start der Postseason wirft DER STANDARD einige Schlaglichter auf die vergangene Regular Season.

Die gescheiterten Lakers

Ein Glück für LeBron James, dass er den Los Angeles Lakers 2020 schon einen Titel gebracht hat – ansonsten würde der Superstar Gefahr laufen, als kapitaler Flop in die Geschichte des Traditionsteams einzugehen. Für die Lakers ist die Saison schon vorbei, 33 Siege und 49 Niederlagen reichten nicht einmal für die Top Ten der Western Conference – den letzten Play-in-Platz kassierten Pöltls Spurs mit 34 Siegen.

Wie alles so schieflaufen konnte, dass ein Team mit James und Anthony Davis nicht einmal die Hoffnungsrunde packt? Nun ja, der vermeintliche Königstransfer des Sommers entpuppte sich als kapitaler Fehlschlag. Russell Westbrook verspeist nicht nur einen Riesenteil des vom Salary Cap limitierten Gehaltskuchens, er war auf dem Court eher ein Minus als ein Plus.

Da James immer wieder angeschlagen war und auch der notorisch verletzungsanfällige Davis mehr Zeit auf Reha als mit dem Ball in der Hand verbrachte, wurde die Saison zum Fehlschlag. Meistertrainer Frank Vogel wurde umgehend gefeuert – und erfuhr davon aus den Medien. Professionell.

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Ein sensationelles MVP-Rennen

Vorbei sind die Zeiten, als die NBA ein exklusiver Klub für US-Amerikaner war, hie und da ein Spanier oder Argentinier rumwuselte und Detlef Schrempf von Dirk Nowitzki als einsamer Deutscher abgelöst wurde. Nirgends sieht man die Internationalisierung der besten Basketballliga der Welt so sehr wie am Rennen um den Titel des wertvollsten Spielers: Erstmals wird kein US-Profi unter den Top drei sein. Chancen auf den MVP haben nur der Serbe Nikola Jokic, der Kameruner Joel Embiid und Giannis Antetokounmpo (Bild), Grieche mit nigerianischen Wurzeln. Das Trio hat sensationelle Saisonen abgeliefert, die in anderen Jahren für die unumstrittene Favoritenrolle bei der Wahl gereicht hätten.

Vorjahres-MVP Jokic hat noch einen draufgelegt und als erster Spieler der Liga-Geschichte 2.000 Punkte, 1.000 Rebounds und 500 Assists gesammelt. Embiid hat den Verletzungsteufel einigermaßen exorziert, sich mit 30,6 Punkten pro Spiel die Scorer-Krone geholt und seine Philadelphia 76ers souverän in die Play-offs geführt. Und der "Greek Freak" ist der beste Basketballer der Welt und hat zahllose Spiele im Alleingang entschieden. Schaltet er in den sechsten Gang, ist Game over.

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Drama, Baby, Drama

Oft übertönte das Trara abseits des Parketts den Sport. Kyrie Irving (Bild) wollte keine Covid-Impfung und durfte wegen New Yorker Gesetze nicht zu Heimspielen seiner Brooklyn Nets antreten. Das Team verzichtete erst komplett auf ihn, ließ ihn dann aber doch auswärts spielen. Zeitgleich plagten die Nets provokant blutleere Vorstellungen ihres Co-Stars James Harden, der wie einst in Houston offenbar keine Lust mehr auf seine Mitspieler hatte. Zu Transferschluss tauschten ihn die Nets gegen Ben Simmons, der sich so sehr mit den 76ers überworfen hatte, dass er gleich gar nicht spielte.

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Pöltls Spurs bleibt die Hoffnung

Play-in? Es sei Ihnen vergeben, wenn dieser Begriff Ratlosigkeit hinterlässt. Wie schon 2021 spielen sich die siebent- bis zehntbesten Teams jeder Conference die letzten zwei Play-off-Tickets aus: Der Sieger aus dem Duell sieben versus acht ist fix dabei, der Verlierer spielt gegen den Sieger der Partie neun versus zehn. Jakob Pöltls San Antonio Spurs sind im Westen die Nummer zehn, müssen also in der Nacht auf Donnerstag zuallererst die New Orleans Pelicans überwinden. "Wir können durchaus optimistisch in das Spiel gehen", sagt der Wiener vor dem Center-Duell mit seinem Ex-Teamkollegen Jonas Valanciunas. (Martin Schauhuber, 12.4.2022)

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