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Jared Kushner (links), Schwiegersohn und Berater des damaligen US-Präsidenten Donald Trump, bei einem Besuch in der saudischen Hauptstadt Riad.

Foto: Saudi Press Agency via AP

Auf der politischen Bühne ist es ruhig geworden um Jared Kushner, den vormals umtriebigen Schwiegersohn von Ex-Präsident Donald Trump. Nach der verlorenen Wahl ist der Immobilienentwickler mit seiner Frau Ivanka flugs von Washington nach Florida gezogen, wo er auf einer exklusiven Privatinsel vor Miami für 32 Millionen Dollar ein Ufergrundstück erwarb. Doch hinter den Kulissen arbeitet der 41-Jährige mit Hochdruck daran, seine Zeit als Berater des Weißen Hauses zu versilbern und politisch hochbrisante Deals zu knüpfen.

Ohne größere Erfahrung im Investmentgeschäft hat Kushner im vorigen Jahr eine eigene Wagniskapitalgesellschaft namens Affinity Partners gegründet, die ihr Geld vornehmlich in der Golfregion einzusammeln versucht, für die Kushner in der Trump-Regierung zuständig war. Das Emirat Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate winkten nach Medienberichten dankend ab. Doch ein vom saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman verantworteter Fonds machte zwei Milliarden Dollar locker – obwohl dessen Beirat laut New York Times im vorigen Sommer ausdrücklich vor dem Investment gewarnt hatte.

Massive Bedenken

Die nun bekannt gewordenen Einwände der saudischen Experten waren massiv. Unter anderem führten sie nach dem Bericht "die Unerfahrenheit des Affinity-Managements", die drohende Verantwortung des Königreichs für den Großteil des Ausfallrisikos, die "exzessiven" Kosten und das "PR-Risiko" angesichts von Kushners Rolle in der Trump-Regierung an. Doch der von Kronprinz Salman dominierte Vorstand des saudischen Fonds wischte die Bedenken des Beirats beiseite und billigte den Deal. Seither ist Riad der größte Anleger in Kushners Hedgefonds und beschert dem umtriebigen Geschäftsmann jährlich 25 Millionen Dollar allein an Managementgebühren.

Der Deal lässt bei Ethik-Experten und lobbykritischen Nichtregierungsorganisationen die Alarmglocken läuten. "Extrem beunruhigend" nennt etwa Robert Weissman, der Chef des linken Verbrauchervereins Public Citizen, die Geschäftsbeziehung zwischen dem Trump-Schwiegersohn und dem faktischen Saudi-Herrscher, die gleichermaßen eine "Belohnung für Kushner wie ein Investment in ihn" angesichts seiner möglichen Rolle in einer weiteren Trump-Regierung 2024 darstelle.

Tatsächlich hat Kushner in seiner Zeit als Regierungsberater viel Energie auf beste Beziehungen zu Riad verwendet. In den Unterlagen für seinen Fonds brüstete er sich nach einem Bericht des "Wall Street Journal" mit seiner Rolle bei der Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und mehreren Golfstaaten.

Schutz vor Sanktionen

In seiner Washingtoner Zeit hat Kushner auch einen 110 Milliarden Dollar schweren Waffendeal mit Riad eingefädelt. Vor allem aber schützte er das Königreich vor amerikanischen Sanktionen nach dem brutalen Mord an dem Regimekritiker und Journalisten Jamal Khashoggi, für den nach US-Geheimdiensterkenntnissen Kronprinz Salman die Verantwortung trägt.

Kushner und Salman sollen öfter per SMS miteinander kommunizieren. Im Jahr 2017 hat der Saudi dem Trump-Schwiegersohn zwei Schwerter und einen Dolch im Wert von 48.000 Dollar geschenkt. Nach dem Khashoggi-Mord verteidigte Kushner den Kronprinzen 2018 in einem Gastbeitrag für die "Washington Post" ausdrücklich. Auch nach dem Ausscheiden aus seinem Amt ist er mehrfach – unter anderem zu einem Golfturnier – in Saudi-Arabien gewesen und soll dort den De-facto-Herrscher getroffen haben.

Vor seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus war Kushner nicht als Investmentbanker in Erscheinung getreten. Sein Geld verdiente er vielmehr im Immobilienimperium seines Vaters Charles Kushner, der zwischenzeitlich wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis saß und von Donald Trump wenige Monate vor dessen Ausscheiden aus dem Weißen Haus begnadigt wurde. (Karl Doemens aus Washington, 13.4.2022)