Die Preise in der Gastronomie und Beherbergung haben zuletzt besonders angezogen. Das spüren eher Reiche.

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Das richtige Timing und ein glückliches Händchen bei der Auswahl des Lieferanten entscheiden derzeit, wie dramatisch der Anstieg der Gaskosten ausfällt. Wer in Österreich sein Gas von einem der regionalen Marktführer Wien Energie, EVN oder Energie Burgenland bezieht, hat im März im Regelfall eine Preiserhöhung von 40 Prozent aufgebrummt bekommen. Dabei sind Netzkosten und Gebühren nicht einberechnet, diese Kosten sind nicht gestiegen. Wird das berücksichtigt, sind die Gaspreise für Kunden dieser Anbieter laut E-Control um 26 Prozent gestiegen.

Doch das Spektrum der Preisanstiege ist groß. Altkunden der Montana ohne Preisbindung wurden im März vom deutschen Unternehmen über eine Preiserhöhung in der Höhe von 175 Prozent informiert. Die gesamte Gasrechnung inklusive Nebenkosten hat sich damit für diese Kunden mehr als verdoppelt.

Wie viele Betroffene es hier gibt, ist nicht leicht zu sagen.

Rund 1,2 Millionen Haushalte nutzen Gas in Österreich zum Kochen und Heizen, die meisten im Osten. Wien Energie, EVN und Energie Burgenland haben die größten Marktanteile. Laut einer Schätzung von E-Control könnten aber 100.000 bis 150.000 Haushalte von den exorbitanten Preissteigerungen betroffen sein.

Die Beispiele zur Gaspreisentwicklung machen auch deutlich, weshalb es für die Politik derzeit schwierig ist, die richtige Balance bei der Entschädigung für die hohe Inflation zu finden. Die Inflationsrate lag im März in Österreich bei 6,8 Prozent. Diese Rate soll die Veränderung der Preise über alle Haushalte hinweg berücksichtigen.

Wer nicht mit Gas heizt

Nicht genau erfassen lässt sich mit einer Kennzahl jedoch, welche Unterschiede sich für Menschen je nach ihren Lebensumständen ergeben. Die Inflation schlägt unterschiedlich zu, je nachdem, wie geheizt wird und welches Auto gefahren wird. Selbst das Einkommen und das Alter können eine Rolle spielen.

Die Unterschiede haben derzeit beim Heizen das größte Gewicht. Einmal, weil, wie eingangs beschrieben, die Preiserhöhungen jene Haushalte, die Gas verwenden, derzeit unterschiedlich treffen. Dazu kommt aber, dass viele Haushalte gar kein Gas nutzen. Bei Strom lag das Kostenplus nur bei 15 Prozent. In der offiziellen Inflationsrechnung geht die Statistik Austria davon aus, dass ein Haushalt im Schnitt 133 Euro pro Monat für Energie ausgibt. Für Gas sind es 20 Euro. Diese Zahl ergibt sich, weil die Ausgaben aller Haushalte einbezogen werden, also auch jener, die kein Gas nutzen. Die Zahl zeigt aber, dass das Gewicht von Preissteigerungen bei Gas für betroffene Haushalte tendenziell unterschätzt wird.

Das Ganze hat auch Auswirkungen auf die Wirkung der Entschädigungen. Die Regierung hat ja als Ausgleich für die Teuerung einen 150-Euro-Gutschein auf den Weg gebracht. Davon profitieren alle Haushalte, mit Ausnahme der Topverdiener. Dazu kommen noch einmal 150 Euro für sozial Schwache. Für einen Singlehaushalt, dessen Gaspreis um die erwähnten 26 Prozent gestiegen ist, dürfte das annähernd ausreichen, um einen guten Teil der Preiserhöhung 2022 abzudecken. Bei Großfamilien, wo sich der Gaspreis verdoppelt hat, ist es nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein.

Reiche im Restaurant

Zu unterschiedlichen Betroffenheit gehört auch die soziale Frage: Wen trifft die Inflation stärker, Arme oder Reiche? Eine Datenauswertung mithilfe des von der Statistik Austria bereitgestellten persönlichen Inflationsrechners deutet an, dass aktuell Besserverdiener stärker von der Teuerung betroffen sind. Die jüngsten verfügbaren Daten hier beziehen sich auf den Februar. Damals lag die offizielle Inflationsrate bei 5,9 Prozent. Für das Zehntel der Bürgerinnen und Bürger mit dem niedrigsten Einkommen lag die Inflation bei 5,4 Prozent. Für die höchsten Einkommensbezieher waren es 6,3 Prozent.

Der Unterschied ergibt sich laut der Statistikerin Michaela Maier daraus, dass die Preise für Treibstoffe und Beherbergung stärker gestiegen sind und reichere Haushalte dafür mehr Geld aufwenden.

Das Neos Lab, ein Thinktank der Oppositionspartei, hat analysiert, dass die Teuerung zuletzt für Jüngere etwas höher ausgefallen ist als für Ältere. Auch das liegt an der unterschiedlichen Konsumstruktur. Die Teuerung für die unter 30-Jährigen lag demnach im Dezember bei 4,6 Prozent, bei den 60- bis 69-Jährigen waren es 4,46 Prozent und bei den über 70-Jährigen vier Prozent.

Vor der Inflation, diesem für die Politik so wichtigen Messwert, sind also nicht alle gleich. (András Szigetvari, 13.4.2022)