Maciej Musiałowski als Jusstudent Tomek in "The Hater".

Foto: Netflix

Machen wir das wirklich nie, auch nicht ein ganz kleines, winziges bisschen? Ist es bloß die große Maschinerie mit ihren Trollfabriken und dem großen Geld, das seine Interessen pflegt? Nein und ja? Na dann passt ja alles. Apropos, stimmt: The Hater ist nicht in der Kategorie "neu und beliebt". Aber eben zeitlos relevant.

Beim Jusstudenten Tomek (der wunderbare Maciej Musiałowski) passt es nicht mehr, seit er – Dorfbube, den eine liberale Warschauer Großbürgerfamilie ein wenig fördert – von der Uni gefeuert wurde und mitkriegt, wie die großherzigen Förderer über ihn abfällig lachen und lästern, wenn er nicht dabei ist. Er gehört nun mal nicht dazu, sondern in sein Milieu. Da kann er die runterfahrende Rolltreppe so schnell und nett raufhetzen, wie er nur will. Regisseur Jan Komasa (Suicide Room) hat daraus keinen blutigen Krimi gemacht, sondern eine ebensolche Gesellschaftskritik.

Trailer zu "The Hater".
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Wo sich die Standestüren für Tomek schließen, gehen jene der Kampagnenagenturen im Graubereich auf, mit ihren grausamen Inszenierungen in der virtuellen Welt. Da wird zur Wahrheit, was du raushaust auf Social Media, wenn der Etat passt und sich die Akteure nicht für Moral und Ethik interessieren.

Tomek ist darin superb. Er hat ja, wie seine Chefin, gute Gründe, wenngleich etwas anders gelagerte. So ein Schmerz der Kränkung gibt viel Energie und lähmt jedes Gewissen.

Dem Film hat die Kritik gern vorgeworfen, er operiere zu stark mit Klischees. Noch mal gefragt: Tun wir das sicher gar nicht, auch nicht ein kleines bisschen? Jedenfalls, so die Moral aus der Geschichte, hat reale Konsequenzen, was Menschen virtuell tun. (Karin Bauer, 14.4.2022)