Alexander Klaws (mitte) als Jesus in "Die Passion".

Foto: RTL / Frank W. Hempel

Thomas Gottschalk in "Die Passion".

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Ella Endlich als Maria in "Die Passion".

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Die Bühne von "Die Passion".

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Im recht schicken Lokal wirkt die Abendgesellschaft heiter bis entspannt, plötzlich aber fallen gewichtige Worte: "Dieses Brot ist mein Leib! Es wird für euch gegeben! Bitte tut das hier immer wieder, zur Erinnerung an mich ...", sagt Jesus, bevor er das Weißbrot bricht und an seine Clique verteilt. Er sieht kurzhaarig gepflegt aus. Er könnte jener sein, der auf Erden wandelnd Deutschland sucht den Superstar gewonnen hat. Und tatsächlich: Alexander Klaws, der den Gottessohn singend spielt, war 2003 der Triumphator der ersten Staffel des Sangeswettbewerbs. Als Heiland kommt er gewissermaßen verspätet zu seinem letzten Abendmahl: Das musicalartige Format Die Passion, das in den Niederlanden seit Jahren läuft, war für 2020 geplant. Dann aber kam Corona.

Nun, die Verschiebung hat nicht wirklich dazu beigetragen, das schauspielerische Niveau zu heben: Tiefgefroren sind die Mienen der Jünger. Bei der Verhaftung Jesu stehen sie der ebenso starren Polizei gegenüber, als wären sie aus dem Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds entlehnt worden.

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Singen belebt zwar zwangsläufig die Gesichter. Große Schauspieldynamik wird jedoch auch in Musicalmomenten nicht daraus. Judas küsst Jesus auf die Wange, doch es fehlen Ergriffenheit und Pathos. Jemand wie Claude Heater (Jesus in Ben Hur) ist halt nicht einfach zu ersetzen. In Erinnerung bleiben somit vor allem Songtexte wie "Ist da jemand, der mit mir bis ans Ende geht ..., der mir den Schatten vor der Seele nimmt ...", und die Idee, dass dieser Jesus für Deutschland beim Song Contest antreten könnte. Es würde ja niemand wagen, ihn verlieren und leiden zu lassen. (Ljubiša Tošic, 14.4.2022)