Gemeinsam mit Jonas Kaufmann im Musikverein: Diana Damrau.

Foto: Tanja Niemann Wiener Staatsoper

Gemeinsam mit Diana Damrau im Musikverein: Jonas Kaufmann.

Foto: Regine Hendrich

Zwei der berühmtesten Stimmen der Klassikwelt im Musikverein: Wenn Diana Damrau und Jonas Kaufmann Liebeslieder der Romantik singen, ist das aber musikalisch ein ziemlich gegensätzliches Gipfeltreffen. Dabei ist auch interessant, wie das heikle Genre des Liedes bei Opernstars vor allem gemeinsam funktioniert. Damrau? Sie bietet mit perfekter Technik und schlankem Sopran makellos gestaltete Phrasierung, eine reiche Klang- und Ausdrucksfülle, eine Vielfarbigkeit im Dienste der wechselnden Emotionen. Kaufmann verfügt über ein golden glänzendes Timbre, er verbindet Wohlklang und Kraft – allerdings vor allem in der Mittellage und im mittleren Forte und somit in einem begrenzten Bereich.

Dass auch er manchmal an die zehn Farben innerhalb einer Phrase hören lässt, scheint andere aber spezielle Gründe zu haben: Da reicht das Spektrum direkt neben dem schönsten Sound von eng-nasal über heiser-brüchig bis gepresst. Sein Piano wirkt zuweilen dünn und angestrengt, gerade auch im Vergleich mit der kontrollierten, fließenden Geschmeidigkeit der Sopranistin, die praktisch keine Wünsche offenlässt – es sei denn bei der beim Lied auch nicht ganz unwichtigen Wortdeutlichkeit.

Geteilte Lieder

Das Programm besteht vor allem aus Sololiedern, bei denen sich beide zum Teil abwechseln. Bei den Duetten werden die Kontraste noch deutlicher – auch die Unterschiede in der Tragfähigkeit: Damraus Technik erlaubt ihr solides Volumen in jedem Register. Währenddessen werden Kaufmanns Entertainer-Qualitäten dankbar aufgenommen – auch wenn sein Stil manchmal wirkt, als sei er gerade noch bei der Schlagerparade aufgetreten.

Bewundernswert, wie behände und wendig Pianist Helmut Deutsch die Stimmungen sämtlicher Miniaturen charakterisiert – bis hin zu den drei Zugaben: Schumanns Unterm Fenster und Das Glück sowie Brahms’ Volksliedbearbeitung Da unten im Tale. Schließlich Jubel, Standing Ovations. (Daniel Ender, 15.4.2022)