Die Anfrage zum Termin kam nicht von ungefähr, Michael – kommt dein Karoq von 2019 doch langsam etwas in die Jahre, und da dachte ich, du solltest dir vielleicht vom Facelift persönlich einen Eindruck machen. Den Termin konntest du dir nicht einrichten, schade, und so komme ich dem Auftrag nach, dir von der Überarbeitung zu berichten.

Der Karoq hat jetzt eine markantere Front mit einer Andeutung von Vieraugengesicht, der "Scout" entfällt. Liefersituation? Relativ gut – rund ein halbes Jahr Wartezeit.
Foto: Skoda

Schauen wir uns die Sache einmal außen und innen an. Wenn du die Augen zusammenkneifst, erkennst du: die dir vertraute Grundform. Und jetzt sieh genau hin, ja, meinetwegen, setz’ die Brille auf. Ganz neue Front, neues Heck. Vorne diese Andeutung von Vieraugengesicht wird dir gefallen.

Gäbe es laut Škoda auf Wunsch mit Voll-LED-Matrix-Licht, aber da solche Wünsche ins Geld gehen und du selbiges vernünftig zusammenhältst, wirst du das eher nicht auf der Extraliste ankreuzen. Ob ich dir dazu raten würde? Nicht zwingend, Wien ist ja an sich gut illuminiert, Bodensdorf bei Villach auch kein schwarzes Loch, und selbst im Collio reicht die Serienbeleuchtung.

cw-Wert von 0,30

Was du nicht siehst, sind der aerodynamische Feinschliff und die Effizienzsteigerungen bei den Motoren. Mit einem Bündel an Maßnahmen, vom Heckspoiler bis zur Unterbodenverkleidung, haben die Ingenieurinnen jeglichen Geschlechts einen neun Prozent schlüpfrigeren Karoq hingekriegt; windschlüpfrigeren, versteht sich. Der cw-Wert von jetzt 0,30 ist für einen Repräsentanten dieses Genres nicht übel.

Was die Motoren betrifft, hast du die Auswahl zwischen zwei Dieselaggregaten – magst du nicht, ich weiß – und drei Benzinern, ich sehe an deiner gelupften Augenbraue, ich habe deine Aufmerksamkeit. Da wäre einmal ein 1,0-Liter-Turbo-Dreizylinder mit jetzt 110 PS, gefolgt von je einem 1,5-Liter und 2,0-Liter-Turbo-Vierzylinder mit 150 und 190 PS. Letzterer mit Allrad und 7-Gang-DSG serienmäßig, aber frage nicht, was der kostet: 46.420 Euro. In Worten: sechsundvierzigtausendvierhundertzwanzig. Das verträgt sich nicht mit deinem oben erwähnten ausgabeneffizienten Grundsatz.

Foto: Skoda

Was sich innen getan hat? Als Hauptunterschied zu deinem königstigerblauen 2019er-Jahrgang wird dir das neue Zweispeichen-Multifunktionslenkrad ins Auge fallen. Und keine Angst vor der pandemisch grassierenden Touchitis, im Karoq wirst du beinahe wie bisher beknopft und bedrehregelt, findest dich weiter blind zurecht.

Hochfunktional bleibt der SUV auch, ein familienfreundliches Multitalent, das hat dich ja damals zum Kauf bewogen. Windelbomber ist das zwar immer weniger, Stammhalter Mika wächst halt heran, an den bewährten Kindersitz-Isofix-Halterungen werdet ihr – Ulli und/ oder du – aber noch eine Weile her umfummeln. Automatisch öffnende Kofferraumklappe? Nett, aber, wie du richtig sagst, entbehrlich.

PET-Flaschen im zweiten Leben

Dem ressourcenschonenden, verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt weißt du schon von Berufs wegen mehr und mehr abzugewinnen? "Sie werden geholfen": Die Sitzbezüge im Karoq sind nun eigentlich PET-Flaschen im zweiten Leben. Der rezyklierte Kunststoff wird zu Fasern verwoben, ob und wie sehr das am Rücken schweißtreibend ist? Find’ es selbst heraus.

Foto: Skoda

Und aber ja, es wird in der Branche immer üblicher, Plastikmüll, der zum Beispiel von Afrikas bis Asiens Küsten in den Ozeanen landet – aus Mitteleuropa nicht so sehr, da wird er großteils einer thermischen Endbestimmung zugeführt und sorgt damit für etwas geringere energetische Abhängigkeit von Russland oder Arabistan –, herauszufischen und wiederzuverwerten.

Grafik: Der Standard

48-Volt-Mildhybrid hat übrigens nicht Einzug gehalten, aber ich ziehe jetzt ein in einen Karoq mit 1,5-Liter-Otto mit Zylinderabschaltung. Du hattest dich 2019 für den Dreizylinder entschieden, mit damals 115 PS (ich hatte zum Einsfünfer geraten weil real sparsamer). "Der säuft ja", war dein erster fast vorwurfsvoller Kommentar nach ersten Ausritten gen Süden. 7,6 l / 100 km lautet inzwischen der Langzeitschnitt. Geht eh.

Aber. Der 150 PS starke 1,5 TSI passt prima zum Auto, würde ich dir weiterhin empfehlen, am besten in Kombination mit dem 7-Gang-DSG, das du ja ohnehin hast und von dem du ein Fan bist. Rechnen wir es kurz durch. Günstigstenfalls kostet der 110-PS-Dreizylinder mit 6-Gang-Schaltung 28.900 €, der 150-PS-Vierzylinder 31.400, mit DSG 33.250 Euro. Ganz ehrlich: ist den Aufpreis wert.

Allrad hingegen? Entbehrlich. Bodensdorf ist nicht hochalpin, und wenn ich dir sage, wohin ich mit dem Fronttriebler geraten bin, wirst du’s kaum glauben. Da oben im Norden Portugals war ich neugierig auf ein altes Dörfchen, fand mich plötzlich auf einer immer enger werdenenden Schotterstraße, auf einem Hügel mit Eukalyptuswald, wieder. Zehn Kilometer über Stock und Stein, rauf und runter. Die Škoda-Leute machten große Augen wegen der verstaubten Reifen. Klappte aber: problemlos. Wie der ganze Karoq. Vieles neu also, Michael, aber im Großen alles wie gewohnt und bewährt. (Andreas Stockinger, 29.4.2022)