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Bitcoin ist seit September offizielles Zahlungsmittel in El Salvador.

Foto: Mark Blinch/Reuters

Nach der weltweit ersten Einführung von Bitcoin als gesetzlichem Zahlungsmittel fällt die Bilanz im Karibikstaat El Salvador durchwachsen aus. Während die Bevölkerung, aber auch Industrie und Handel der Kryptowährung bisher eher negativ bis gleichgültig gegenüberstehen, verweist die Regierung auf einen Aufschwung im Tourismus. Ob der nicht eher der abflauenden Pandemie geschuldet ist, bleibt allerdings offen.

Über Ostern seien viele Hotels in dem mittelamerikanischen Land ausgebucht, sagte Tourismusministerin Morena Valdez am Donnerstag im TV-Sender TCS. Seit der Einführung der Digitalwährung am 7. September habe der Tourismus um 30 Prozent zugenommen, hatte sie schon zuvor mitgeteilt. An Bitcoin interessierte Touristen blieben zudem länger und gäben mehr Geld aus. Auch gebe es großes Interesse an Investitionen aus dem Ausland.

Handel: Bitcoin bringt nichts

Die Industrie- und Handelskammer hatte im Jänner die kleinen und mittleren Unternehmen des Landes befragt. Von ihnen gaben fast 92 Prozent an, die Bitcoin-Einführung habe keine Auswirkungen auf ihr Geschäft gehabt. 86 Prozent hatten das Zahlungsmittel demnach nicht genutzt.

Die Annahme der neuen Währung durch die Bevölkerung ist ebenfalls durchwachsen. In einer im Dezember durchgeführten Umfrage der Universität UCA gaben insgesamt 70,1 Prozent der knapp 1.300 Teilnehmer an, wenig oder kein Vertrauen in Bitcoin zu haben. Mehr als ein Fünftel wusste nach eigenen Angaben nicht, was Bitcoin ist. Etwa 70 Prozent der Einwohner El Salvadors, wo seit 2001 der US-Dollar statt einer eigenen Währung als Zahlungsmittel benutzt wird, haben laut Regierung kein Bankkonto.

Auch die für März geplante Ausgabe einer zehnjährigen Bitcoin-Anleihe in Höhe von einer Milliarde US-Dollar blieb bisher aus – laut Finanzminister Alejandro Zelaya wird der richtige Moment abgewartet. Die Anleihe soll nach Plänen des autoritär regierenden Präsidenten Nayib Bukele unter anderem den Bau einer Bitcoin-Stadt am Fuße des Conchagua-Vulkans finanzieren. Die Energie für das Schürfen der Kryptowährung soll ein Geothermie-Kraftwerk an dem Vulkan erzeugen.

Seit Herbst offizielle Währung

Am 7. September war El Salvadors Bitcoin-Gesetz in Kraft getreten. Ihm zufolge muss jeder Händler, der technisch dazu in der Lage ist, die Kryptowährung annehmen. Auch Steuern können darin bezahlt werden. Es wurde die digitale Geldbörse Chivo eingeführt – wer sie herunterlud, bekam ein Startguthaben im Wert von 30 US-Dollar (aktuell 27,58 Euro). Zudem wurden rund 200 Chivo-Bankomaten aufgestellt. Das Chivo-System leidet nach Medienberichten allerdings unter Pannen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF), mit dem El Salvador um ein Kreditpaket in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar verhandelt, forderte das Land im Jänner auf, Bitcoin wegen zu großer finanzieller Risiken den Status als gesetzliches Zahlungsmittel wieder zu entziehen. Die Kryptowährung ist heftigen Kursschwankungen unterworfen. (red/APA, 17.04.2022)