Eine verschwundene Leiche, massive Blutspuren im Wald, ihre Familie, die ihre Hoffnung nicht aufgeben will, ihre dunklen Geheimnisse voreinander – und am Ende eine noch grausamere Wahrheit: der "Tatort: Finsternis" am Ostermontag wenigen dramatischen Worten. Wie sehen die Kritikerinnen die Ermittlungen der Kommissarinnen Anna Janneke (Margarita Broich), und Paul Brix (Wolfram Koch) in Frankfurt? Und wie sehen Sie den neuen "Tatort"? Wir sind gespannt auf Ihre Meinung.

"Müder Retro-Tatort"

Daniel Wirsching geht in der Augsburger Allgemeinen mit dem Ostermontags-Krimi hart ins Gericht: "'Finsternis' wäre ein packender Psychothriller geworden, hätte sich Petra Lüschow (Buch und Regie) manches gespart: weite Teile der ersten 60 Minuten etwa – und die Ermittler. Eine zu harte Kritik? Bloß so hart wie der Kontrast zwischen Ermittlern und Ulrich Gombrecht – ein Berufsschullehrer, dessen Frau offenkundig Opfer einer Gewalttat wurde".

Im Bild: Margarita Broich als Anna Janneke und Wolfram Koch als Paul Brix.


ORF/HR/Bettina Mueller

"Uwe Preuss (Bild) spielt diesen Biedermann, der sich als Meister der Manipulation erweist, mal mit starren, mal mit Mitleid suchenden Augen", schreibt Wirsching: "Immer wieder bricht eine Wut aus ihm heraus, die von seelischer Finsternis kündet. Preuss spielt ihn schlicht grandios. Broichs und Kochs Figuren sind dagegen nur schlicht."

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"Schlüssel zum Mord ist die Seelenschau"

Claudia Fromme in der "Süddeutschen Zeitung" findet das "dröge" Ermitteln nicht ganz verkehrt, ihr Aussitzen, auch wenn es "manche langatmige Momente beschert".

"Ihre abwartende Art kommt Janneke ermittlungstechnisch aber dann doch zupass, sie ist ja ausgebildete Psychologin und spürt, dass nicht nur eine Person in der Familie Gombrecht kurz vor der Kernschmelze ist. Das ist überhaupt das Besondere an diesem Film, bei dem Petra Lüschow das Buch geschrieben hat und auch Regie führt. Es liegt ja alles da, auf dem Tisch der Ermittler, es gibt wahnsinnig viele Videoaufzeichnungen, SMS, Fotos von allen Beteiligten. Am Ende löst sich sogar das Rätsel um die verschwundene Leiche. Aber der Schlüssel zum Mord ist die Seelenschau. Und die ist abgrundtief.

Im Bild: Wo Leiche und Auto verschwanden, von links Margarita Broich (als Anna Janneke), Wolfram Koch (Paul Brix), Caspar Kaeser (Freder), Samirah Breuer (Elli) – Freder und Elli fanden die Tote und alarmierten die Polizei.

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"Miteinander reden hätte nicht geschadet"

Astrid Ebenführer im TV-Tagebuch des STANDARD über "Finsternis": "Nach und nach offenbaren sich für Janneke und Brix die toxischen Familienstrukturen, geredet wurde bei den Gombrichs wenig, hinuntergeschluckt und verdrängt umso mehr. Alle haben sie ihre Geheimnisse voreinander. Um ihnen auf die Spur zu kommen, wird bespitzelt, gelogen, betrogen. Mit fatalen Folgen, heil kommt hier niemand raus."

Der Befund: "Autorin und Regisseurin Petra Lüschow zeigt eindrucksvoll, was Kontrollverlust und unverarbeitete Kränkungen auslösen können. Miteinander reden hätte hier wahrlich nicht geschadet."

Im Bild: Victoria Trauttmansdorff (als Maria Gombrecht), Julia Riedler (Judith Gombrecht) (red)

Dröge? Eindrucksvoll? Wir sind gespannt auf Ihre Meinung zum "Tatort Finsternis"– hier im Forum ist Platz dafür.

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