Kardinal Christoph Schönborn äußerte sich in der ORF-Pressestunde kritisch zu den Impfgegnern.

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Kardinal Christoph Schönborn hat mit einer knackigen Osterbotschaft aufhorchen lassen. Oder besser sich mit einer innigen Bitte an den überirdischen Chef gewandt. Dieser möge doch, mit Blick auf die Impfgegner, "Hirn regnen lassen". Die kantige Ansage verwundert – kommt sie doch aus dem Mund eines Kirchenmannes, der in der Vergangenheit mit öffentlich geäußerter Kritik stets sparsam umgegangen ist und als konfliktscheu gilt. Kein personenspezifisches Phänomen, sondern vielmehr ein innerkirchliches Grundproblem. Zögern, Zaudern, Schweigen haben im Haus Gottes Tradition.

Mut zu Ostern

Und selbst wenn jetzt der sonst als wenig schreckhaft bekannte St. Pöltner Diözesanbischof Alois Schwarz ob der emotionalen Schönborn-Aussage "persönlich schockiert" ist: Es steht der katholischen Kirche gut an, den moralischen Zeigefinger zu erheben. Und es braucht Mut, dies zu Ostern zu tun.

Mitspracherecht der Kirche

Freilich muss der Rahmen passen, um sich von salbungsvollen Worten zu verabschieden und sich in die linguistischen Niederungen der breiten Masse zu begeben. Als Teil der Osterfeier im Stephansdom wäre der "Hirn-Sager" unpassend gewesen. In einem politischen Fernsehformat wie der ORF-Pressestunde steht es dem Kardinal zu, aufzuzeigen, dass die Kirche eine gesellschaftspolitische Relevanz und ein Mitspracherecht hat. Und selbst Jesus war mitunter ein Mann der deftigen Worte: "Wenn dich deine Hand oder dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg." (Matthäus 18, 8) (Markus Rohrhofer, 18.4.2022)