Der Kardinal ging mit den Impfgegner medial hart ins Gericht

APA/ROLAND SCHLAGER

Wien – Die katholische Kirche in Österreich ist, abseits von Lehre und Dogma, wieder einmal im Gespräch. Kein handfester Skandal, eher eine Kopfsache – ein "Hirn-Gate".

Grund ist ein österlicher Auftritt von Kardinal Christoph Schönborn in der ORF-Pressestunde. Der sonst so besonnene Gottesmann wurde da durchaus ungewohnt emotional – was in der Aussage in Richtung Impfgegnerinnen und Impfgegner gipfelte, der "Liebe Gott" möge über diesen doch "Hirn regnen lassen".

Kritik aus den eigenen Kirchenreihen

Die Kritik an der kantigen Ansage folgte rasch. Spannenderweise aus den eigenen Reihen. Das Zitat habe ihn "persönlich erschrocken", weil er so nicht denke, konstatierte der St. Pöltner Diözesanbischof Alois Schwarz, fügte jedoch hinzu: "Das ist die Meinung des Kardinals, die ich respektiere." Als Bischof sei er "für alle da: für die, die sich impfen lassen, und die, die Gründe haben, dass sie sich nicht impfen lassen." Auch die Ungeimpften "denken sich was dabei, haben ihre Argumente". Schwarz befürchtet mehr Kirchenaustritte.

Höchste Zeit, um eine profunde Analyse zu bitten. Im Gespräch mit dem Pastoraltheo logen Paul Zulehner hat man den Eindruck, er könne – bei aller theologischer Ernsthaftigkeit – der Debatte um den "Hirn-Sager" des Kardinals durchaus etwas Humorvolles abgewinnen. Vor allem mahnt Zulehner aber zur Gelassenheit: "Der Kardinal hat sich bestimmt jetzt schon hundertmal auf die Zunge gebissen und seine Aussage bereut. Aber es war halt eine überraschend emotionale Aussage. Man darf das jetzt nicht auf die Gold waage legen."

"Ein wenig Schulhofniveau"

Die Kritik aus St. Pölten kann Zulehner übrigens nicht nachvollziehen: "Na ja, das ist schon ein wenig Schulhofniveau." Auch sei jetzt nicht zu befürchten, dass sich die Herden lichten: "Wer aus der katholischen Kirche austreten will, wird das tun. Die Aussage des Kardinals wird aber keine Austrittswelle zur Folge haben." (Markus Rohrhofer, 18. 04. 2022)