Cecilia Alemani kuratiert als erste Italienerin die Kunstbiennale in Venedig.

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So prestigeträchtig es auch ist, die Kunstbiennale in Venedig zu kuratieren – wirklich beneiden kann man Cecilia Alemani um diesen Job nicht. Die Mailänderin, die mit Mann und Sohn in New York lebt, musste die internationale Großausstellung in dafür schlechtestmöglichen Zeiten zusammenstellen: einer Pandemie.

Immerhin gewann Alemani so ein Jahr Zeit für weitere Zoom-Calls mit Kunstschaffenden, denn "ihre" Biennale wurde von 2021 auf 2022 verschoben. Ab 23. April steht sie nun einem Publikum offen, das mit den Gedanken bei einem alles überschattenden Krieg sein wird.

2017, als Alemani den italienischen Pavillon auf der Biennale unter dem Motto Il mondo magico mit ortsspezifischen Arbeiten zu den Themen Magie und Fabeln bespielen ließ, war die Welt noch eine andere. Nicht zuletzt mit diesem "fabelhaften" Pavillon brachte sich die 45-Jährige für den Posten der künstlerischen Direktorin, den sie nun als erste Italienerin überhaupt innehat, ins Spiel.

Monumentale Kunstwerke

Eine Unbekannte in der Kunstszene war sie aber auch davor schon nicht. Als Kuratorin der "High Line Art" bringt sie seit 2011 entlang einer nicht mehr genutzten Güterzugtrasse in Manhattan monumentale Kunstwerke in den öffentlichen Raum. Urbane Räume, ökologische Fragestellungen und Nachhaltigkeit beschäftigten Alemani auch, als sie 2018 der ersten Ausgabe der Art Basel Cities in Buenos Aires als künstlerische Leiterin vorstand.

Neben ihrem Interesse für ortsspezifische Kunst ist auch Alemanis Liebe zu Geschichte und zur Sichtbarmachung historischer Verbindungslinien in ihrer Arbeit immer wieder ein Thema. Auf der Biennale wird es fünf historische Sektionen geben, sogenannte Zeitkapseln, die in Dialog mit der sie umgebenden zeitgenössischen Kunst treten.

Präsentiert werden darin Positionen von Avantgardistinnen wie der Surrealistin Leonor Fini oder der Bauhaus-Fotografin Gertrud Arndt. Insgesamt überwiegen auf der heurigen 59. Biennale weibliche Positionen. Auch das Motto The Milk of Dreams ist der Buchtitel des Werks einer Frau: der 2011 verstorbenen Surrealistin Leonora Carrington.

Sie imaginierte darin metamorphische Körper und ständige Transformationsprozesse, die Alemani als Ausgangspunkt nimmt, um über neue Allianzen zwischen Menschen und Maschinen, Technik und Natur nachzudenken. Es geht ihr nicht nur um Vergangenheit und Gegenwart, sondern auch um die Zukunft. (Amira Ben Saoud,19.4.2022)