Modelle mit Herstellerlogos bereitzustellen – wie hier eine Hülle für einen Autoschlüssel – ist rechtlich gesehen keine gute Idee.

Foto: Instructables/jonathanware

Dinge einfacher reparieren und schwer bis gar nicht erhältliche Ersatzteile selber konstruieren oder nachdrucken zu können – das gehört zu den Vorteilen des modernen, erschwinglichen 3D-Drucks. Ob in den eigenen vier Wänden oder im nächsten Makerspace, gerade kaputte Kunststoffteile lassen sich oft auf diesem Wege gut ersetzen.

Während viele Gerätehersteller damit zumindest kein Problem haben oder, wie etwa Ford, mitunter sogar selbst Druckvorlagen liefern, ist diese Eigeninitiative anderen offenbar ein Dorn im Auge. Beispielsweise Honda, das nun seine Anwälte auf Webseiten losgelassen hat, die 3D-Modelle für Komponenten seiner Autos zum Download anbieten.

Zahlreiche Modelle gelöscht

Wie "The Drive" berichtet, sind zahlreiche solcher von Nutzern hochgeladene Modelle beim Portal Printables plötzlich verschwunden. Dieses gehört zum renommierten tschechischen 3D-Drucker-Hersteller Prusa, der bestätigt, Post vom japanischen Fahrzeughersteller erhalten zu haben.

"Wir wurden verpflichtet, jegliche Modelle zu löschen, die den Begriff 'Honda' in ihrer Bezeichnung, auf dem Modell selbst oder eine von verschiedenen Marken und Logos nutzen, die zu Honda gehören", so Prusa. Das gilt auch für Modelle, bei denen der Begriff "Honda" nur ein Teil des Dateinamens ist, da der Konzern dies als Verletzung seiner Marken- und Patentrechte betrachtet.

Laut einem Forumsposting von Prusa übermittelte Honda ein "riesiges" Rechtsdokument inklusive Liste der zu löschenden Einträge. Zudem sollen auch andere 3D-Druck-Repositories von Anwälten des Autobauers kontaktiert worden sein. Die Initiative soll von Hondas Europaabteilung ausgegangen sein, die allerdings bislang nicht auf eine Anfrage von "The Drive" reagiert hat.

Für Besitzer von Honda-Autos auf der Suche nach druckbaren Ersatzteilen ist das ein Problem. Denn selbst wenn die Nutzer, die die nun gelöschten Modelle konstruiert haben, diese nun unter anderer Bezeichnung hochladen, werden sie wesentlich schwerer zu finden sein.

Vorsicht bei Gestaltung und Upload

Zu den betroffenen Teilen gehören kleinere Komponenten wie etwa Gehäuse für Autoschlüssel, Halterungen für Lautsprecher, diverse Verschlusskappen, Deckel und Griffe. Welche anderen 3D-Druck-Datenbanken noch von Honda kontaktiert wurden, ist unklar. Auf der recht großen Plattform Thingiverse sind entsprechende Ersatzteilmodelle etwa noch problemlos abrufbar.

Die Anwältin Maya Eckstein empfiehlt gegenüber "The Drive", dass man beim Einreichen solcher Modelle auf die Verwendung von Logos oder anderen Markenbestandteilen verzichten und bei der Benennung aufpassen sollte. Die Bezeichnung "Getränkehalter für Honda XY" sei unverfänglicher als "Honda XY Getränkehalter", da Letztere die Deutung zulässt, dass das Modell von Honda selbst bereitgestellt oder genehmigt wurde.

Prusa-Firmenchef Josef Prusa betont auf Reddit, dass er das Vorgehen von Honda schade finde. Man wolle sich aber als Unternehmen dafür einsetzen, dass das Entwerfen und Drucken von Ersatzteilen von Geräteherstellern "begrüßt und nicht verfolgt wird". (gpi, 19.4.22)