Champagner wirkt am belebendsten.

Foto: Fancy / Veer / Corbis

Vor 24 Jahren gelangte eine blaue Pille namens Viagra auf den Markt, die das Liebesleben vieler fortan verbessern sollte. Dabei war die Entdeckung der potenzsteigernden Wirkung eigentlich Zufall, ursprünglich sollte das Medikament den Blutdruck senken.

Doch luststeigernde Mittel sind keine Erfindung der Gegenwart. Substanzen, die das Sexualleben verbessern sollen, werden seit Tausenden von Jahren eingenommen. Teilweise reicht für die vermeintliche Wirkung schon das Aussehen, beispielsweise im Fall der Hörner des Nashorns. Wie viele andere Mittelchen erwies sich das daraus erzeugte Pulver als Placebo.

Was nicht heißt, dass manche der angeblichen Aphrodisiaka nicht wirken können – zumindest wenn man daran glaubt und die Fantasie mithilft. Graues Nashornpulver oder getrockneter Tigerpenis klingen eher nicht stimulierend. Ein romantisches Dinner bei Kerzenschein mit phallisch geformtem Spargel kann hingegen für Stimmung sorgen – dazu Champagner und zum Abschluss ein mit Chili gewürztes Schokodessert, dadurch werden Endorphine ausgeschüttet, und Glücksgefühle stellen sich ein.

Schokolade und Austern

Schokolade und Chili in Kombination mit Vanille galt auch bei den Azteken als anregend und wurde als Xocolatl in flüssiger Form von den gesellschaftlichen Eliten genossen. Die spanischen Eroberer mischten dem bitteren Getränk Zucker bei, und dadurch wurde Trinkschokolade in Europas Adelshäusern im 17. Jahrhundert ein Renner, dem aphrodisierende Wirkung nachgesagt wurde.

Der wohl berühmteste Liebhaber der Geschichte, Giacomo Casanova, hat sich ebenfalls gerne Schokolade servieren lassen – wie auch Austern. Abgesehen von deren Aussehen und ihrer speziellen Textur enthalten sie viel Eiweiß und Zink. Die 50 Stück, die er täglich geschlürft haben soll, könnten durchaus für eine gewisse Ausdauer gesorgt haben.

Chili und Schokolade zum Dessert?
Foto: Getty Images/iStockphoto

Zumindest ging davon keine so große Gefahr aus, wie von einer Substanz, die unter dem Namen "Spanische Fliege" populär war. Das Gift Cantharidin, das durch Zerreiben des Schwarzen Ölkäfers gewonnen wird, gilt als potenzsteigernd. Der Grat zwischen Lust und Tod ist dabei schmal: Manche Männer starben durch eine große Überdosierung schon im Bett, manch ein vermeintlicher Liebestrank erwies sich erst Wochen später als tödlich.

Einer, der sich von Berufs wegen intensiv mit dem Thema Aphrodisiaka beschäftigt, ist Heinz Rüdiger Schimanko, der Besitzer des berühmten Stundenhotels Orient im ersten Wiener Bezirk. Er schwört auf pflanzliche Produkte wie Hibiskustee, Gojibeeren, Yohimberinde und Macawurzel. Natürlich müsse man auch Sport in sein Leben einbauen, um die Durchblutung anzukurbeln, meint er.

Derzeit entwickelt er für das Hotel Orient mit dem Bar-Chef der Eden Bar (die er ebenfalls betreibt) fertige Cocktail-Mischungen namens Aphrodisiakum. Geht es um klassischen Alkohol, an dessen Wirksamkeit es wissenschaftlich ganz und gar keinen Zweifel gibt, so empfiehlt Schimanko Champagner. Jeder Alkohol erzeuge einen spezifischen Rausch, aber Champagner sei am belebendsten und schlage sich nicht so "auf die Leistung".

Inspirierende Lektüre

In manchen Bars wird auch ein leuchtend roter Likör namens Pussanga – übersetzt "aphrodisierende Pflanze" in Cocktails gemixt. Petra Spamer-Riether, eine deutsche Chemikerin, hatte sich bei der Lektüre von Martin Suters Roman Der Koch, in dem Paaren stimulierende Speisen kredenzt werden, an ihren Besuch im Amazonasgebiet in den 1980er-Jahren erinnert.

Schamanen hatten damals eine Wurzel mit dem Namen Pussanga für einen Liebestrank verwendet. Sie tüftelte an einer Rezeptur auf der Basis von Granatapfel – ebenfalls in vielen Kulturen als Aphrodisiakum angesehen – und Gewürzen wie Zimt, Vanille, Kardamom, Ingwer und Chili sowie der besagten Pflanze. Eine aphrodisierende Wirkung des Likörs ist wissenschaftlich jedoch nicht bestätigt – zumindest wirkt aber der darin enthaltene Alkohol. In der richtigen Dosis wohlgemerkt, sonst wird das verheißungsvollste Candle-Light-Dinner womöglich in einer Enttäuschung enden. (Petra Eder, RONDO exklusiv, 22.5..2022)