Omar Khir Alanam: "So nah und wichtig ist mir kein anderes Kleidungsstück"

Der rote Pullunder hat den in Syrien geborenen Autor Omar Khir Alanam auf seiner Flucht bis nach Österreich begleitet.

Der in Damaskus geborene Autor Omar Khir Alanam hat 2021 sein jüngstes Buch "Feig, faul und frauenfeindlich. Was an euren Vorurteilen stimmt und was nicht" herausgebracht.
Foto: Katharina Gossow

"Der Pullunder ist mir so nah und wichtig wie kein anderes Kleidungsstück. Er ist mehr als zehn Jahre alt, gekauft habe ich ihn in Damaskus. Ich habe damals hart verhandelt: Er hat mir gut gefallen, weil ich die Farbe Rot mag, sie mir gut steht und meine Persönlichkeit widerspiegelt. Er hat mich dann auf meiner Flucht aus Syrien durch den Libanon und die Türkei auf dem Weg hierher begleitet. Ich habe alles verloren, der Pullunder aber ist geblieben: Heimat ist manchmal auch ein Stück, das man mit sich trägt. Früher habe ich ihn übrigens regelmäßig über dem Hemd getragen. Heute ziehe ich ihn meist unter meiner Kleidung an. So wie gerade eben, als ich einen Auftritt in einem schicken Outfit hatte. Den Pullunder, den ich heute "das syrische Unterhemd" nenne, bekommt nicht jeder zu Gesicht, normalerweise erzähle ich auch nicht jedem davon. Manchmal ist es mir peinlich, wenn ich mich ausziehen muss und das schiache Stück zum Vorschein kommt, aber es hat eben eine große Geschichte.

Weil die Winter hier sehr lang sind, trage ich ihn sicher fünf bis sechs Monate im Jahr. Lästig ist nur, ihn ständig waschen zu müssen. Aber ich werde ihn so lange tragen, bis er auseinanderfällt – und niemals wegwerfen." (Anne Feldkam)


Katrin Vohland: "Weibchen zahlen in der Tierwelt einen höheren Preis für Sex"

Die Biologin Katrin Vohland ist begeistert von den Geschlechterrollen bei Seepferdchen. Da werden die Männchen schwanger.

Die deutsche Biologin Katrin Vohland ist als wissenschaftliche Geschäftsführerin und Generaldirektorin verantwortlich für die Gesamtkoordination des Naturhistorischen Museums in Wien.
Foto: Katharina Gossow

"Mein Seepferdchen hier hat viele anziehende Eigenschaften. Es macht ziemlich lustige Bewegungen für einen Fisch und ist ein guter Tänzer. Seepferdchen-Männchen und -Weibchen tanzen sehr lange miteinander. Noch interessanter finde ich aber die Geschlechterrollen, die bei Seepferdchen anders sind.

Es ist hier das Weibchen, das seine Eier in den Brutsack des Männchens spritzt. Das bedeutet, er hat die ganze Arbeit mit den Eiern und nicht, wie wir es kennen, das Weibchen. Das Männchen bekommt somit den dicken Bauch mit zusätzlichem Gewebe, das der Ernährung des Embryos dient.

Der Geburtsvorgang sieht auch bei Seepferdchen mühsam aus, nur dass ihn eben die Männchen vollbringen. Sie pressen die Miniseepferdchen stoßweise heraus, haben dann aber den Vorteil, dass die Tiere nach der Geburt gleich flügge sind. Das Männchen muss sich also nicht weiter um die Brut kümmern.

Meist läuft es in der Tierwelt umgekehrt, was bedeutet: Weibchen zahlen einen höheren Preis für Sex. Schon die Produktion der Eizelle ist aufwendiger als die des Spermiums, und wenn man schwanger wird, hat man Monate lang damit zu tun, ist vulnerabler und kann sich schlechter bewegen." (Sascha Aumüller)


Nadja Maleh: "Kaffee macht mich einfach glücklich"

Duft, Geschmack, Ritual: Kabarettistin Nadja Maleh erläutert, warum sie dem koffeinhaltigen Heißgetränk nicht widerstehen kann.

Die Kabarettistin, Schauspielerin, Sängerin und Autorin Nadja Maleh sorgt aktuell im Rahmen des Programms "Best of Kabarett" in ganz Österreich für gute Laune.
Foto: Katharina Gossow

"Manche behaupten, es sei eine Sucht. Ich sage – aber erst nach einer langen Pause: ‚Jo, des stimmt leider.‘ Ich liebe Kaffee in allen möglichen Varianten, klein, groß, draußen, drinnen, in der Tasse, im Becher, Hauptsache, Kaffee. Allerdings ohne Kuhmilch.

Es heißt, Kaffee sei ein psychotropes Getränk, es wirke auf die Seele, auf die Psyche. Das kann ich nur bestätigen. Es ist ein Phänomen: Jeden Tag aufs Neue freue ich mich auf den ersten Schluck. Kaffee beruhigt mich sofort, er gibt mir ein gutes Gefühl. Mit dem Kaffeetrinken habe ich nur Positives verknüpft.

Dabei geht’s mir gar nicht so sehr um den Kick durch das Koffein, sondern vielmehr um das Ritual. Der Genuss selbst steht im Vordergrund, nicht die Wirkung. Man muss sich also keine Sorgen um mich machen, ich beschränke mich auf drei Tassen pro Tag. Nicht, dass jetzt jemand glaubt, ich sei ein verrückter Junkie. Also ich bin nicht grantig, wenn ich nicht sofort nach dem Aufstehen meinen Kaffee bekomme. Als Aphrodisiakum würde ich ihn nicht bezeichnen. Er macht mich einfach glücklich. Optimal ist für mich die himmlische Dreifaltigkeit, wie ich sie bezeichne, bestehend aus einem Kaffee, der Sonne und einem guten Buch." (Markus Böhm, RONDO exklusiv, 1.5.2022)