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Auch mit dem Vienna City Marathon und seiner 39. Auflage am Sonntag ließe sich die wirtschaftliche Bedeutung von Sport argumentieren.

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

Wien – Zur Impfeuropameisterschaft hat’s, zum Beispiel, doch nicht gereicht. Vermutlich liegt es schlussendlich an den eigentlich Zuständigen, der Regierung und also der Republik, einen Titel zu bescheren. In Österreich trägt der Sport im EU-Vergleich am meisten zur Bruttowertschöpfung bei. Das ergibt eine Studie von Sports Econ Austria, die am Donnerstag im Beisein von Vizekanzler Werner Kogler und Sport-Austria-Präsident Hans Niessl präsentiert wurde.

Christian Helmenstein, der Geschäftsführer des Instituts für Sportökonomie (Sp EA), eines auf Initiative des Kanzleramtes gegründeten Vereins, kommt für das Jahr 2019 auf 24,1 Milliarden Euro, was 6,8 Prozent der Bruttowertschöpfung entsprach. Es handle sich um das 2,7-Fache dessen, was der Hochbau beizutragen hatte, wie Helmenstein illustrierte. 357.000 Arbeitsplätze hätten mit dem Sport zu tun gehabt – 7,7 Prozent aller Arbeitsplätze.

Weit gegriffen

Helmenstein wies ausdrücklich darauf hin, dass sich diese Zahlen unter Einbeziehung aller denkbaren Sportzusammenhänge ergeben. Nach der strengen Rechnung der Statistik Austria, die ausschließlich Dienstleistungen des Sports berücksichtigt, nimmt sich der Beitrag deutlich bescheidener aus: 1,15 Milliarden, 0,46 Prozent, 21.340 Beschäftigte. Bedenklicher ist, dass sich nur ein Viertel der Bevölkerung sportlich betätigt und die Inaktivität Kosten von 2,4 Milliarden pro Jahr verursache. Immerhin könnte völlige Inaktivität noch um eine Milliarde teurer kommen, was wiederum die Höhe der Kosten durch Sportunfälle (440 Millionen) relativiert.

Werner Kogler ist in Gesprächen mit dem Finanzminister.
IMAGO/SKATA

Das noch weit umfänglichere Sp-EA-Zahlenwerk wäre für die Sportpolitik eine Auflage. Aber Kogler und Niessl lobten zunächst die Maßnahmen zur Sportstrukturrettung während der Pandemie, also Fonds, aus denen bisher 222,2 Millionen flossen. Zudem seien 100.000 Vereinsmitglieder zurück- oder neugewonnen worden. Seit Beginn der Pandemie gingen jedoch 550.000 der 2,1 Millionen Mitglieder verloren – inklusive zu erwartender, aber nicht realisierbarer Neuzugänge.

Man will mehr

So oder so begehrt der Sport auch kraft seiner ökonomischen Bedeutung mehr Geld. Schon lange wird die Valorisierung der Bundessportförderung eingemahnt. Seit elf Jahren ist nichts passiert, 90 Millionen seien bisher verlorengegangen, also mehr als eine Jahresförderung. Sport Austria fordert zudem mehr als die aktuell 80 Millionen.

Man sei in guten Gesprächen, sagte Minister Kogler. Wegen der Förderstrukturen sei das quasi alles nicht so einfach. Und das, obwohl Finanzminister Magnus Brunner als Ex-Präsident des Tennisverbandes deutlich sportaffiner ist als sein Vorgänger in der Himmelpfortgasse. Dabei vermeinte dieser einst, Österreich zur Corona-Hilfe-Europameisterschaft geführt zu haben.

Konrad "wundert nichts mehr"

Kogler und Niessl hatten keinen anderen Termin gefunden. So kam es zur Überschneidung mit der Pressekonferenz vor dem Vienna City Marathon, mit dem die wirtschaftliche Sportbedeutung auch zu argumentieren wäre. Die 39. Auflage am Sonntag verbuchte 31.000 Anmeldungen, davon ein Drittel aus dem Ausland. "Mich wundert nichts mehr", sagt VCM-Veranstalter Wolfgang Konrad zum Termindilemma. "Veranstalter großer Sportevents kommen in der Welt des Herrn Niessl leider nicht vor."

Wolfgang Konrad will die touristische VCM-Dimension betont sehen.

Konrad steht "im besten Einvernehmen mit der Stadt Wien". Doch ihn ärgert, dass die touristische Bedeutung des VCM im Gegensatz zu jener von Kongressen verschwiegen wird. Dabei löse der VCM zusätzliche touristische Ausgaben im zweistelligen Millionenbereich aus. "Wir sind auch ein Kongress", sagt Konrad. "Nur mit dem Unterschied, dass unsere Kongressteilnehmer kurze Hosen tragen." (Sigi Lützow, Fritz Neumann, 22.4.2022)