Andrea ist "gerade noch 59", als ich sie am Frauentag auf dem Christian-Broda-Platz in 1060 Wien treffe, es geht ihr schlecht. Warum? "Weil Frauen noch längst nicht gleichberechtigt sind! Das zieht sich, und es geht nichts weiter!"

Andrea wünscht sich mehr Gleichberechtigung für Frauen.
Foto: Manfred Rebhandl

Schon mit 16 merkte sie, dass Buben bevorzugt werden: Die kriegten ein Moped, sie aber nur ein Mofa. Motorisierung war aber wichtig, weil sie am Mondsee in OÖ aufgewachsen und ohne Moperl nirgendwo hingekommen ist. OÖ damals, das war "ÖVP, Kirche, Altnazis".

Sie floh aufs Gymnasium in Salzburg und wollte Maschinenbau studieren, aber man sagte ihr: "Als Frau ist es gscheiter, du studierst Sprachen!" Sie lernte Krankenschwester, bis sie nach zehn Jahren dann doch noch studierte: "Meeresbiologie! Sehr schön! Aber auch an der Uni kriegen die bezahlten Stellen die Männer!", sodass sie prekär von einem Vertrag zum nächsten arbeiten musste.

Platz an der Sonne

In dieser Zeit war sie einmal "1000 km links von Mexiko auf einem Forschungsschiff im Pazifik, ich tauchte mit einem U-Boot 2500 m hinunter. Eine unglaubliche Erfahrung."

Jetzt, die letzten paar Jahre vor ihrer Pension, arbeitet sie wieder als Krankenschwester in einem Primärversorgungszentrum. "Mit dieser Arbeitsbiografie kann man sich in der Pension Erdäpfel im Garten anbauen – wenn man einen hat!" Sie erinnert heute auf dem Christian-Broda-Platz daran, dass dessen Frau Hilda ebenfalls Juristin war und publizierte, aber den Platz an der Sonne nur er bekam.

Im sechsten Bezirk gibt es einen aufrechten Bezirksratsbeschluss, neue Gemeindebauten nach Frauen zu benennen. "Aber was ist? Den neuesten nennen sie nach dem Rudi Hundstorfer. Nix gegen den Rudi, aber es ist mehr oder weniger zum Verzweifeln!" (Manfred Rebhandl, 23.4.2022)