In Österreich wird Paxlovid bereits bei Risikopersonen eingesetzt.

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Washington/Dallas – Die Covid-19-Pandemie treibt die Forschung in vielen Bereichen voran. Bei den Corona-Tests könnte die nächste Innovation anstehen: Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat vor einigen Tagen den ersten Atemtest auf eine Covid-19-Infektionen vorläufig zugelassen. In der Atemluft im Fall einer Ansteckung vorhandene Proteine werden dabei als Marker verwendet. Die Genauigkeit ist hoch, schrieb die US-Behörde. Bei der Zulassung handelt es sich um eine Notzulassung (Emergency Use Authorization, EUA), wie sie in den USA zunächst auch für die Impfstoffe genutzt wurde.

Den Test entwickelte das texanische Medizintechnikunternehmen Inspectir Systems. Es hat Atemluftanalysegeräte auch für Anwendungen im Drogenbereich entwickelt. Der "Covid-19 Breathalyzer" weist nicht direkt das Virus nach, sondern kombiniert in einem koffergroßen Gerät einen Gaschromatografen und ein Gerät zur Massenspektometrie. Aus der Atemluft – die Probanden blasen direkt durch einen Einwegschlauch in das Gerät – werden fünf flüchtige organische Verbindungen aufgetrennt (Gaschromatografie) und dann per Massenspektrometrie identifiziert. Das Ergebnis liegt bereits binnen drei Minuten vor. Bei einem positiven Testergebnis sollte dann eine PCR-Untersuchung folgen.

Sensitivität von 91,2 Prozent

Die Testergebnisse waren offenbar gut. "Die Leistungen des Inspectir Covid-19 Breathalyzer wurden in einer großen Studie mit 2.409 Probanden mit und ohne Symptome validiert. In dieser Studie zeigte das Testverfahren eine Sensitivität von 91,2 Prozent (Prozentanteil von korrekt identifizierten positiven Befunden) und eine Spezifität von 99,3 Prozent (Prozentanteil der korrekten Bestimmung negativer Proben)", schrieb die FDA. Die Spezifität solcher Tests ist auch abhängig von der Häufigkeit positiver Befunde in einer Personengruppe. Ging man von einem Anteil von 4,2 Prozent Sars-CoV-2-positiver Befunde (Infektionsrate) in einer Personengruppe aus, stieg die Spezifität (Aussagekraft über den Ausschluss einer Infektion) sogar auf 99,6 Prozent.

Das Verfahren könnte ein erster Anstoß für diese Technologie auf dem Gebiet von Covid-19 sein. Das texanische Medizintechnikunternehmen besitzt derzeit erst beschränkte Produktionskapazitäten von rund hundert solcher Geräte pro Woche. Eingesetzt werden könnten sie beispielsweise auf Flughäfen oder in Situationen, in denen sehr schnell ein Verdachtsfall abgeklärt werden soll.

WHO empfiehlt Paxlovid

In einer weiteren Entwicklung bekam das in Österreich schon eingesetzte Covid-Medikament Paxlovid grünes Licht von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Paxlovid werde für Patienten empfohlen, die noch nicht schwer krank sind, aber das höchste Risiko einer Krankenhauseinweisung haben, schrieb der zuständige WHO-Expertenrat im "British Medical Journal" (BMJ). Dazu gehören Menschen mit Vorerkrankungen, Betagte und Ungeimpfte.

Der Rat berief sich auf Studien mit knapp 3.100 Patientinnen und Patienten. Das Risiko einer Krankenhauseinlieferung sei bei den mit Paxlovid Behandelten um 85 Prozent geringer gewesen als bei der Gruppe, die ein Scheinmedikament erhalten habe, schreibt die WHO. Die Tabletten des US-Pharmakonzerns Pfizer sollen die Virusvermehrung im Körper hemmen. Sie enthalten die Wirkstoffe Nirmatrelvir und Ritonavir. Seit Ende Jänner ist das Mittel in der EU bedingt zugelassen.

WHO-Empfehlung als Richtwert

Das Medikament sei keine Alternative zur Impfung, betonte WHO-Expertin Janet Diaz. Zur Verhinderung einer schweren Erkrankung und Minderung des Infektionsrisikos sei die Impfung das wichtigste Mittel. Auch milde Infektionen könnten zu langfristigen Gesundheitsbeeinträchtigungen führen.

Paxlovid muss nach Angaben der WHO innerhalb von fünf Tagen nach Auftreten von Symptomen eingenommen werden. Ob es auch bei Schwerkranken noch Wirkung zeige, gehe aus den bisherigen Studien nicht hervor. Für Patienten mit geringem Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs empfiehlt die WHO das Mittel nicht, weil es für sie keine Vorteile bringe. Paxlovid habe auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Deshalb müsse die Einnahme in jedem Fall mit Ärzten abgesprochen werden.

Mit dieser Empfehlung kommt das Medikament auf eine WHO-Liste mit geprüften Medikamenten. Für viele Länder, die keine eigene Regulierungsbehörde für Arzneimittel haben, ist dies die Grundlage für eine Zulassung ohne weitere größere Abklärungen. (APA, red, 22.4.2022)