Toxischer Arbeitsplatz: Liron Ben-Slush als Orna in "Working Woman".

Foto: Lama

Ein präziser, protokollierender Blick, ein gutes Gespür für Nuancierung sind wichtig, um beim Thema sexuelle Belästigung den richtigen Tonfall zu treffen. In ihrem Film Working Woman macht die Israelin Michal Aviad alles richtig – gerade auch deswegen, weil sie sich für die anstößigen kleineren Überschreitungen interessiert, die der physischen Gewalt vorausgehen. Im Mittelpunkt steht Orna, die bei einer Immobilienfirma in Tel Aviv zu arbeiten beginnt und sich dort schnell als ebenso begabte wie einsatzfreudige Kraft erweist.

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Das übersieht auch ihr Vorgesetzter Benny nicht. Doch dieser nutzt seine Autorität für andere Zwecke: In der Intimität des Arbeitsumfelds erweitert er das Berufliche ungeniert ins Private: unpassende Komplimente, ein erster Versuch eines Kusses, nach dem noch rasch eine Entschuldigung erfolgt. Die Voraussetzungen für ein zunehmend toxischeres Arbeitsumfeld sind erfüllt. Aviad erzählt mit Nachdruck davon, wie die verheiratete Orna immer stärker in die Isolation gerät.

Streisand-Tribute

Working Woman ist Teil eines Schwerpunkts zur Rolle der jüdischen Frau des am 24. April startenden Jüdischen Filmfestivals, das im Wiener Village, Metro und Gartenbaukino stattfindet. Thematisch ist dieser breit aufgestellt: In Paula Eiselts Dokumentarfilm 93Queen begleitet man beispielsweise eine Gruppe tatkräftiger chassidischer Frauen aus Brooklyn, die den ersten rein weiblichen freiwilligen Krankenwagenkorps von New York gründen wollen.

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Barbra Streisands Yentl, in dem sich der US-Star als Mann ausgibt, um in einer Religionsschule studieren zu können, verweist auf ein anderes Tribute des Festivals. Streisand feiert am Eröffnungstag ihren 80. Geburtstag, mit fünf ihrer Filme, darunter auch dem nostalgischen Technicolor-Musical Hello, Dolly!, wird er begangen. (kam, 23.4.2022)