Oqbe Kibrom könnte am Sonntag zum VCM-Sieger avancieren.

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Rennleiter Johannes Langer kann sich gut vorstellen, dass der Streckenrekord geknackt wird, sofern das Wetter passt.

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2021 waren die Bedingungen gut, wenngleich die Hitze vielen Aktiven zu schaffen machte.

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Negative Erfahrungen beinhalten meistens positive Nebeneffekte, auch wenn diese im ersten Moment nicht immer zu erkennen sind. Musste etwa der Vienna City Marathon (VCM) 2021 wegen der Corona-Pandemie in den September verschoben werden, so müssen sich Laufbegeisterte heuer weniger lang gedulden, sie können bereits nach etwas mehr als sieben Monaten wieder zum angestammten Termin durch die Bundeshauptstadt rennen.

Positiv ist auch, dass die 39. Ausgabe des VCM in Zeiten des Angriffskriegs Russlands in der Ukraine unter dem Motto "Running for Peace" steigt. Die Läuferinnen und Läufer aus 100 Nationen setzen immerhin ein Zeichen. Zudem werden durch den Verkauf von Armbändern in Kooperation mit Nachbar in Not Spendengelder lukriert.

Präsidialer Beginn

Insgesamt werden diesmal ungefähr 31.000 Läuferinnen und Läufer (2021 waren es 26.000) aus 100 Nationen in den Rennen ab Samstag an den Start gehen. Nicht weniger als 8000, das ist ein relativer hoher Schnitt, haben sich den Klassiker über 42,195 Kilometer vorgenommen. Eliteläufer aus Russland oder Belarus sind nicht dabei. Auf dem Programm stehen neben dem gewöhnlichen Marathon etwa auch der Halbmarathon und der Staffelmarathon sowie – bereits am Samstag – Zehn-Kilometer-Lauf, Kinderlauf und ein Inclusion-Run.

Den Start für den Marathon am Sonntag wird um 8:58 Uhr (ORF 1) Alexander Van der Bellen und somit erstmals ein Bundespräsident freigeben. Trotz der Absagen des Vorjahressiegers Leonard Langat aus Kenia und der Mitfavoriten Goitom Kifle aus Eritrea sowie Derara Hurisa (wurde 2021 als Sieger wegen unerlaubter Schuhe disqualifiziert) und Mekuant Ayenem aus Äthiopien stehen auch diesmal zwei Läufer mit Bestzeiten unter 2:06 Stunden am Start. Oqbe Kibrom (2:05.53) aus Eritrea und Abdi Fufa (2:05.57) aus Äthiopien wollen ihre persönlichen Bestleistungen und somit auch den schon aus dem Jahr 2014 stammenden Wiener Streckenrekord des Äthiopiers Getu Feleke (2:05.41 Stunden) angreifen.

Hoffnungsträger

Österreichs Hoffnungsträger ist Lemawork Ketema. Der 36-Jährige mit äthiopischen Wurzeln will sich für die EM in München qualifizieren, dazu muss er unter 2:14.30 Stunden bleiben. Zudem will er seine persönliche Bestzeit (2:10.44) vom Wien-Marathon 2019 verbessern und auch den ÖLV-Rekord von Peter Herzog von London 2020 (2:10.06) ins Visier nehmen. "Ich bin bereit", sagt er. "Körperlich bin ich bei 100 Prozent", nur mental sei es noch etwas schwierig. Nach dem frühen Scheitern bei Olympia wegen muskulärer Probleme im Oberschenkel folgte eine schwere Zeit mit einem halben Jahr Therapie. "Es war nicht einfach, die Motivation und die Form zu finden", erinnert sich Ketema, der zuletzt monatelang in Äthiopien trainiert hat.

Während Timon Theuer mithilfe von Tempomacher Andreas Vojta ebenso um ein EM-Ticket läuft, peilt Herzog nach Verletzungspause den Zehner am Samstag und den Halbmarathon am Sonntag an.

Bei den Frauen fehlt die heimische Marathon-Elite um Eva Wutti und Julia Mayer mangels geeigneter Form. Mit dabei ist aber wieder die kenianische Vorjahressiegerin Vibian Chepkurui (2:24.29). Sie wird sich wohl mit ihren Landsfrauen Caroline Kilel, Ruth Chebitok, Sheila Jerotich und Sifan Melaku aus Äthiopien um den Sieg matchen. Die Bestzeit besteht seit 2019 und wird von der Kenianerin Nancy Kiprop (2:22,12) gehalten.

Gute Bedingungen

War der VCM 2021 von hohen Temperaturen geprägt, die vielen Läuferinnen und Läufer zu schaffen machten, so sind diesmal relativ moderate Bedingungen zu erwarten. Sonne und Wolken wechseln einander ab, die Höchsttemperatur sollte bei 22 Grad liegen. Allerdings ist der eine oder andere Schauer nicht auszuschließen und mit spürbarem Wind zu rechnen.

Rennleiter Johannes Langer hält einen Streckenrekord für möglich, wenn das Wetter mitspielt. Unterstützt wird die Elite dabei von einem erstmals in Wien eingesetzten Orientierungssystem. Ein Monitor auf einem Begleitfahrzeug blendet Zwischen- sowie prognostizierte Zielzeiten ein. (Thomas Hirner, 22.4.2022)