Es müllert weiter bei den Bayern!

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Und wieder ist der FC Bayern deutscher Fußball-Meister. Mit dem 3:1 im Topspiel gegen den Dauerrivalen Borussia Dortmund fixierten die Münchner Dauersieger am Samstag den zehnten Titelgewinn in Serie. Während Julian Nagelsmann die kalte Bierdusche als jüngster Meistertrainer des Clubs genoss, verwiesen andere auf die Eintönigkeit der Liga. Selbst Vereinsikone Philipp Lahm fand angesichts der Dauer-Dominanz kritische Worte.

Zehn Meisterjahre seien "natürlich nicht gut" für den Wettbewerb, sagte der 38-jährige Lahm: "Es kann passieren, dass die Bayern nacheinander Meister werden. Aber es muss enger sein, dass die Bundesliga wirklich bis zum Ende spannend ist und nicht immer schon vier Spieltage vor Schluss entschieden ist."

Der frühere Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge sieht ein Attraktivitätsproblem. "Was ist Fußball? Fußball ist in erster Linie Emotion. Wenn du wieder drei Spieltage vor Saisonschluss mit zwölf Punkten vorne stehst, fehlt die", sagte Rummenigge. "Es fehlt ein bisschen in der Spitze an Spannung. Die Spitze braucht wieder ein Stück weit mehr Emotion nach dem Vorbild England und Italien in dieser Saison."

Vertrauen in Salzihamidzic und King Kahn

Zehn Meistertitel in Serie bejubelte zuvor noch kein Verein in einer der fünf Top-Ligen Europas, also in England, Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland. Die Feierenden störte das natürlich nicht im geringsten. "Das ist schon eine außergewöhnliche Zahl", schwärmte Kapitän Manuel Neuer. "Das ist Geschichte nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Wir haben eine großartige Geschichte geschrieben", sagte Torjäger Robert Lewandowski.

Für Nagelsmann war es "überhaupt "der erste große Titel und ein bedeutender Moment", wie der 34-Jährige ausführte. Er erwähnte im Moment des Titelglücks aber auch, dass in seinem Premierenjahr als Bayern-Coach manches nicht wunschgemäß verlaufen sei. "Einige Nackenschläge waren nicht ganz so leicht zu verkraften." In Champions League und DFB-Pokal wurden die hohen Ziele verfehlt. "Wir haben Entscheidungen zu treffen, die uns international wieder in ein besseres Fahrwasser bringen", kündigte Nagelsmann darum an.

Die Führung um Vorstandschef Oliver Kahn, Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Nagelsmann wird in den kommenden Wochen und Monaten wichtige personelle und strategische Weichen stellen müssen. "Es geht darum, die Planung anzustoßen für die neue Saison. Da sind wir voll im Gange. Ich habe volles Vertrauen in Brazzo und in Olli, dass sie bis Ende August wieder einen Topkader zur Verfügung stellen", sendete Nagelsmann auch eine Botschaft an die Kaderplaner.

Kader-Fragezeichen

Zahlreiche offene Personalfragen gibt es zu klären. Bei Kapitän Manuel Neuer (36) und Angreifer Thomas Müller (32) deutet alles darauf hin, dass ihre 2023 auslaufenden Verträge zunächst um ein weiteres Jahr verlängert werden. Offener und schwieriger gestaltet sich die Situation bei Torjäger Lewandowski (33) und Flügelstürmer Serge Gnabry (26), die ebenfalls noch bis zum 30. Juni 2023 vertraglich gebunden sind.

Weltfußballer Lewandowski äußerte sich nach dem Titelgewinn sehr zurückhaltend. "Das Einzige, was ich weiß, dass bald ein Treffen kommt", sagte der Pole. "Aber was passiert, weiß ich selber nicht." Die Situation sei "nicht leicht" für ihn. Dem Vernehmen nach will der Spitzenverdiener seine Torjägerdienste künftig noch höher honoriert haben als bisher. Auch bei der Vertragslaufzeit könnte es haken. "Ich hoffe, dass er bleibt, aber Hellseher bin ich nicht", äußerte Nagelsmann zu Lewandowski.

Die unterlegenen Dortmunder gratulierten dem Rivalen fair zum nächsten Titelgewinn nach einem Topspiel, in dem sie erst nach der Pause auf Augenhöhe agierten. Trainer Marco Rose bekannte allerdings auch, dass es "für uns natürlich angenehmere Dinge gibt, als hierhin zu kommen und mit einer Niederlage Bayern zum Meister zu machen".

Immerhin kündigte Rose am Samstagabend noch vor dem Rückflug aus München nach Dortmund einen neuen BVB-Angriff in der Spielzeit 2022/23 an. "Wir werden uns schütteln, wieder neu aufstellen. Wir alle sollten versuchen, die Meisterschaft wieder spannender zu gestalten und dem deutschen Rekordmeister ein Bein zu stellen. Da wird Borussia Dortmund einer der ersten sein, die das versuchen. (APA, red, 24.4.2022)