Die Voest in Linz ist Österreichs größter Einzelemittent bei Treibhausgasemissionen. Bis 2030 soll sich das ändern.

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Wien – Die nach der Corona-Krise wieder voll angelaufene Konjunktur hinterlässt Spuren: Österreichs Industrie hat 2021 wieder deutlich mehr Treibhausgase in die Atmosphäre gepumpt. Die vom EU-Zertifikatehandel erfassten Anlagen stießen Abgase im Gegenwert von 28,7 Millionen Tonnen CO2 aus. Das berichtete die Austria Presse Agentur unter Berufung auf eine Auswertung der vorläufigen Daten der EU-Kommission.

Inklusive Fluglinien sind es 30,3 Millionen Tonnen. Damit wurde der Rückgang im Pandemiejahr 2020 großteils wettgemacht. Fast ein Drittel der Emissionen entfällt auf die Voestalpine in Linz.

Spitzenjahr 2019

Insgesamt stiegen die Emissionen im Vorjahr um 6,3 Prozent oder 1,7 Millionen Tonnen, inklusive Fluglinien waren es um 7,3 Prozent mehr. Der Vorkrisenwert von 29,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten im Jahr 2019 wurde damit noch nicht erreicht.

Zum Vergleich: Die Gesamtemissionen im Vorjahr – also inklusive Verkehrs und Haushalten – schätzt das Wegener Center der Universität Graz auf 80,7 Millionen Tonnen.

Größter Industrie-Emittent ist mit Abstand die Voestalpine in Linz mit 9,4 Millionen Tonnen CO2. Das ist nicht nur in Österreich ein Spitzenwert, auch im Europavergleich liegt das Stammwerk des Stahl- und Verarbeitungskonzerns damit an elfter Stelle. Bis 2030 soll sich das ändern. Bis dahin werden in Linz und Donawitz zwei Elektrostahlwerke gebaut, die jeweils einen Hochofen ersetzen. So soll bis 2030 der CO2-Ausstoß um rund 30 Prozent verringert werden.

Kohle, Stahl und Öl

An der EU-Spitze liegen Kohlekraftwerke in Polen und Deutschland. Das schmutzigste Kohlekraftwerk – jenes nahe Bełchatów, Polen – bläst mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre als die gesamte österreichische Industrie zusammen. Für das polnische Kohlekraftwerk zeigt die EU-Statistik 33,2 Millionen Tonnen CO2.

An zweiter Stelle in Österreichs Rangliste hinter den Hochöfen in Linz liegt das Voestalpine-Stahlwerk in Donawitz mit 2,69 Millionen Tonnen. Auf Platz drei folgt mit 2,75 Millionen Tonnen die OMV-Raffinerie in Schwechat – vor den drei Kraftwerksblöcken von Wien Energie mit 1,56 Millionen Tonnen.

Brexit und ETS

Der Treibhausgasausstoß stieg deutlich: bei der Voest in Linz um fast zehn Prozent, in Donawitz um mehr als 31 Prozent und bei der Wien Energie um acht Prozent. Die Flugemissionen stiegen um fast 31 Prozent, liegen mit 1,6 Millionen Tonnen aber unter dem Wert von 2019., einem besonders "emissionsreichen" Jahr in der heimischen Luftfahrt. Auftrieb bei Emissionen gab der brexit-bedingte Standortwechsel von EasyJet nach Wien. Diese Emissionen werden nun Österreich zugeschlagen: 2,3 Millionen Tonnen 2019, im Vorjahr waren es 1,1 Millionen Tonnen. Bei der AUA zeigt die Statistik bis zum Corona-Knick einen jährlichen Anstieg auf 913.000 Tonnen 2019. Im Vorjahr waren es nur noch knapp 395.000 Tonnen. Die tatsächlichen Emissionen der Luftfahrt sind jedoch höher, erfasst vom Europäischen Emissionshandelssystem ETS sind nämlich nur Flüge innerhalb der EU.

Eisen, Stahl und Energie

Die CO2-intensivste Branche in der österreichischen Klimabilanz ist die Eisen- und Stahlindustrie mit 12,7 Millionen Tonnen CO2 gefolgt von der Energie- und Wärmeerzeugung (5,8 Millionen Tonnen). Auf das Konto der Baustoffherstellung – Zement, Ziegel und Glas – gehen 4,6 Millionen Tonnen jährlich. Dahinter folgen Raffinerien mit 2,7, Fluglinien sowie der Papier- und Zellstoffindustrie (1,5 Millionen Tonnen). Nicht zu vergessen die chemische Industrie (1,1 Millionen Tonnen CO2 und Aluminiumhersteller wie die Amag.

Gratis ist der CO2-Ausstoß längst nicht mehr. Gemäß dem "Emission Trading System" ETS müssen Emittenten Verschmutzungsrechte kaufen. Derzeit kostet ein Zertifikat für eine Tonne Kohlendioxid knapp 90 Euro und ist damit deutlich billiger als vor der Coronakrise, wo pro Tonne 160 Euro zu zahlen waren.

Zum Vergleich, für CO2-Emissionen abseits der Industrie. also im Verkehr oder im Hausbrand anfallen, kostet eine Tonne ab Juli 30 Euro . (APA; red, ung, 25.4.2022)