Der Mars-Rover Perseverance der Nasa hat beeindruckende Zeitrafferaufnahmen einer Sonnenfinsternis auf dem Roten Planeten geschossen. Die bisher besten Bilder eines solchen Ereignisses waren mit der Mastcam-Z-Kamera am 2. April aufgenommen worden; sie zeigen, wie der etwas unförmige Marsmond Phobos über die Sonnenscheibe hinwegzieht. Perseverance befindet sich zurzeit auf halbem Weg zu einem Flussdelta im rund 45 Kilometer breiten Jezero-Krater, wo der Rover nach Beweisen für potenzielles Leben suchen wird.

Winzlinge mit unklarer Herkunft

"Ich wusste, dass die Aufnahmen gut werden würden, aber ich hatte nicht erwartet, dass sie so erstaunlich werden", sagte Rachel Howson, Missionsspezialistin und Mitglied des Mastcam-Z-Teams. Der Marsmond Phobos ist der größere von zwei Marstrabanten, mit einem Durchmesser von 18 bis 27 Kilometern ist er aber immer noch winzig. Einige Forschende vermuten, dass Phobos und sein Kollege Deimos ursprünglich Asteroiden waren, die von der Schwerkraft in eine Umlaufbahn um den Mars gezwungen wurden.

Indizien weisen darauf hin, dass beide ursprünglich sogar Teil eines größeren Objekts waren. Zumindest einer der beiden Monde wird dem Mars aber über kurz oder lang abhandenkommen: Da Phobos den Mars auf einer sehr niedrigen Umlaufbahn umkreist, zerren fortwährend Gezeitenkräfte an ihm. In der Folge nähert sich Phobos seinem Mutterplaneten immer mehr an, bis er schließlich vermutlich in einigen zehn Millionen Jahren auseinanderbricht und abstürzt.

Rillen und Gräben auf der Oberfläche von Phobos zeigen: Der Mars zerrt heftig an dem kleinen Mond.
Foto: Nasa/JPL/ University of Arizona

Dem Untergang geweiht

Jüngste Untersuchungen legen nahe, dass Phobos schon jetzt gewisse Abnützungserscheinungen aufweist. Die US-amerikanischen Mariner-9- und Viking-Aufnahmen der 1970er-Jahre zeigten erstmals tiefe, bis zu 200 Meter lange und 30 Meter breite Gräben, die sich über einige Regionen auf der Mondoberfläche erstrecken. Damals wurden die Rillen für die Folgen eines großen Einschlags gehalten, da man bei dem Mond von einem kompakten Felsgebilde ausging.

Aufnahmen der Esa-Sonde Mars Express aus dem Jahr 2008 zeigten jedoch, dass Phobos kaum mehr ist als eine Ansammlung von Geröll, die von einer 50 bis 100 Meter dicken festeren Hülle zusammengehalten wird. Daraus schlossen Wissenschafterinnen und Wissenschafter, dass die beobachteten Gräben das erste Anzeichen dafür sind, dass Phobos vom Mars allmählich auseinandergerissen wird.

Willkommene Einzelheiten

Die nun von Perseverance stammenden Aufnahmen lassen aufgrund ihrer bisher unerreichten Detailtreue gute Rückschlüsse auf das Äußere des Mondes zu. "Wir können dadurch Einzelheiten in der Form von Phobos' Schatten sehen", sagte Mark Lemmon, Astronom am Space Science Institute in Boulder, Colorado. Außerdem ergänzen die Aufnahmen bisherige Beobachtungen der Bahn von Phobos um den Mars. Damit verhelfen die gewonnenen Daten den Forschenden zu einem besseren Verständnis über die Zukunft des dem Untergang geweihten Minimondes. (tberg, 25.4.2022)