Jetzt, wo davon auszugehen ist, dass sich die Touristenmassen wieder in Bewegung setzen werden, scheint es ratsam, ebendiesen Massen aus dem Weg zu gehen, um unbekannte Flecken zu entdecken. Diese Meinung vertritt offenbar auch der "Guardian" und stellt Orte in Griechenland vor, die abseits der ausgetretenen Pfade liegen. Hier die Tipps der Redaktion.

Alonissos, nördliche Sporaden

Die mit Pinien bewachsene Insel Alonissos in der nördlichen Ägäis – im Schatten ihrer bekannteren Nachbarn Skopelos und Skiathos – wurde 1992 durch die Einrichtung des Meeresnationalparks Alonissos ins internationale Bewusstsein katapultiert, dem ersten in Griechenland und bis heute größten Meeresschutzgebiet in Europa, liest man. Seine Gewässer beherbergen die vom Aussterben bedrohte Mittelmeer-Mönchsrobbe sowie Delfine, Wale und seltene Seevögel. Täglich finden Bootsausflüge zu den 28 Inseln und Felsen des Parks statt, bei denen die Passagiere vom Strand der Insel Kyra Panagia aus schwimmen können, die zum Berg Athos gehört. Ihr Kloster der Jungfrau Maria ist für die Öffentlichkeit zugänglich und wird von zwei Mönchen bewohnt.

Insel Alonissos
Foto: EPA/BOUGIOTIS VANGELIS

Die neueste Attraktion ist das allererste griechische Unterwassermuseum, ein perfekt erhaltenes Schiffswrack aus dem Jahr 425 v. Chr., das auf dem Meeresgrund vor der Insel Peristera liegt. Das Schiff trug 4.000 Amphoren, die noch immer von Sporttauchern in Begleitung eines Führers besichtigt werden können. Was ungewöhnlich sei, da andere ähnliche Wracks in Griechenland aus Angst vor Diebstahl nicht zugänglich sind, schreibt der "Guardian".

Abgesehen von den sehenswerten Meeresparks und Schiffswracks gebe es auf Alonissos vor allem um bewaldete Wanderungen, entspannende Bäder und verschlafene Unaufgeregtheit. Es gibt nur zwei Siedlungen: die beschauliche Hauptstadt Chora und den kleinen, geschäftigen Hafen von Patitiri, wo sich die meisten Hotels befinden. Die Straßen zu den Stränden sind erstaunlich gut ausgebaut. In Leftos Gialos gibt es Liegestühle und zwei Strandbars; in Kokkinokastro spiegelt sich das türkisfarbene Wasser in einer dramatischen roten Landzunge; Megalos Mourtias bietet einen grandiosen Blick auf Skopelos; und von Chrissi Milia, dem am besten zugänglichen Strand, führt ein Fußweg über die Landzunge nach Milia, wo man ein abgelegeneres Sonnenbad nehmen kann.

Kythnos, westliche Kykladen

Nur drei Stunden mit der Fähre vom Athener Hafen Piräus entfernt, aber "30 Jahre im Temperament hinterher", wecke Kythnos mit seiner abgelegenen Einfachheit und den zahlreichen unberührten Stränden selbst in den zynischsten Touristen den inneren Hedonisten. Auf dieser Insel fühle man sich noch wie im alten Griechenland, liest man: An den Stränden stehen noch keine Mietliegen und Sonnenschirme.

Kythnos
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In Merihas, dem verschlafenen Ankunftshafen, gebe es nicht viele Unterkunftsmöglichkeiten, aber im noblen Ferienort Loutra, schreibt der "Guardian". Es gibt Pläne, den ursprünglichen neoklassizistischen Thermalkomplex im Rahmen eines neuen Hotelprojekts in ein modernes Spa umzuwandeln, aber im Moment können Besucher immer noch kostenlos das warme Grundwasser genießen, indem sie in einer natürlichen "Badewannen"-Felsformation auf der rechten Seite des Strandes eintauchen.

Außerdem könne man auf der spektakulären Sandzunge von Kolona, die die Insel mit dem kleinen Eiland St. Luke verbindet, wunderbar schwimmen; ein Wanderweg führt nach Kastro tis Orias, der byzantinischen mittelalterlichen Hauptstadt, nordwestlich von Loutra; und am schattigen Strand von Kanala im äußersten Südosten, wo sich auch die Kirche Panagia Kanala befindet, einer der wichtigsten Wallfahrtsorte der Kykladen, könne man unter den Tamarisken eine frische Brise genießen.

Astypalea, Dodekanes

Diese schmetterlingsförmige Insel mitten in der Ägäis gehört politisch zu den italienisch geprägten Dodekanes, bildet aber eine kulturelle Brücke zu den Kykladen. "Sie ist nicht nur weißer getüncht als die beliebten Nachbarinseln Rhodos und Kos, sondern erinnert mit ihren acht fotogenen Windmühlen auch an die Ästhetik von Mykonos", heißt es. Andererseits sei die Zitadelle aus dem 13. Jahrhundert in der Hauptstadt Chora zweifellos venezianisch, und als ehemaliger Teil von Mussolinis Mittelmeerreich habe Astypalea Risotto und Pasta in seine Küche aufgenommen.

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Setzt auf Elektromobilität: Astypalea.
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Der "Guardian" hebt hervor, dass sich die Insel im Sinne der Nachhaltigkeit entwickle: "In Zusammenarbeit mit Volkswagen hat sich die Gemeinde Chora verpflichtet, ihre kommunale Flotte (Busse, Feuerwehrautos, Polizeifahrzeuge) ab diesem Jahr zu elektrifizieren, und plant, das System durch erhebliche Rabatte auf Mietwagen und Privatfahrzeuge auszuweiten. Zwölf Ladestationen wurden bereits errichtet, weitere sollen folgen (in Athen gibt es nur 26)."

Da Astypalea die letzte Station auf jeder Fährverbindung ist, seien die Strände nicht überfüllt, Pauschalreisen gebe es nicht. Vatses und Kaminakia, die über unbefestigte Straßen zu erreichen sind, sind sandig, breit und sicher. Der östliche "Flügel" beherbergt wilde, einsame Sandstrände wie Plakes und Vathy.

Gialova, Peloponnes

"Die meisten Griechen würden sich schwertun, Gialova auf einer Landkarte zu finden", stellt man fest. Doch: Das kleine Feriendorf im Südwesten des Peloponnes liegt nur wenige Kilometer südlich des Mega-Resorts Costa Navarino und bietet dieselbe Küste und dieselben regionalen Attraktionen, allerdings zu einem Bruchteil der Kosten.

Gialova ist nur wenige Gehminuten von der Gialova-Lagune und dem Naturreservat entfernt, einem der besten Vogelschutzgebiete Griechenlands, wo spezialisierte Führer Touren zur Vogelbeobachtung anbieten. Das Reservat beherbergt auch die einzige europäische Kolonie des streng geschützten afrikanischen Chamäleons.

Besonders schön: der Strand Voïdokoilia.
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In der anderen Richtung liegt das antike Pylos, wo bei Ausgrabungen ein großer Palast aus mykenischer Zeit freigelegt wurde, der im Volksmund Nestors Palast genannt wird, nach dem König aus der Ilias. "Die Ausgrabungsstätte wurde auf fantasievolle Weise mit erhöhten Besucherwegen angelegt, die eine gründliche Erkundung ermöglichen", liest man. Das moderne Pylos sei ein unprätentiöser Hafen, der von Niokastro (Neue Burg), einer beeindruckenden sechseckigen Festung aus dem 16. Jahrhundert, überragt wird.

Auf der anderen Seite des Naturschutzgebiets befindet sich der "perfekt geschwungene, quasi kreisförmige Strand Voïdokoilia, einer der schönsten Strände Griechenlands, der von Sanddünen umgeben ist". Der Blick aus der Vogelperspektive von den Ruinen von Paleokastro (Alte Burg) entschädigt mehr als für den anstrengenden einstündigen Aufstieg, heißt es weiter.

Ioannina, Region Epirus

Ioannina, die Hauptstadt der nordwestlichen Festlandregion Epirus, liegt gegenüber dem Pindus-Gebirge am Ufer des Pamvotis-Sees und sei ein Hauptanwärter für die schönste Küstenstadt Griechenlands, schreibt der "Guardian". Sie erlangte in den frühen 1800er-Jahren unter der Herrschaft von Ali Pascha große Bedeutung.

"Obwohl sich 2022 sein Tod im Kampf gegen Sultan Mahmud II. zum 200. Mal jährt, hat sein Geist die Stadt nie verlassen", erfährt man. Die heutige Festung wurde während seiner Herrschaft restauriert, und die Moscheen, in denen er betete, der von ihm erbaute Palast und sein Grab sind allesamt Wahrzeichen der Stadt. Daher strahle Ioannina mehr als jede andere Stadt in Griechenland ein Gefühl der osmanischen Vergangenheit aus.

Adrenalinjunkies kommen im Pindos-Nationalpark auf ihre Kosten.
Foto: EPA/DIMITRIS TOSIDIS

Eine rund 30 Kilometer lange Tour um den See mit dem Fahrrad biete Ausblicke auf die Stadt und die Berge. Man könne auch die Insel im See besuchen, die mit einem Passagierboot zu erreichen ist und auf der sich ein Fischerdorf, das Ali-Pascha-Museum und sieben byzantinische Klöster befinden, schlägt die "Guardian"-Redaktion vor.

Und weiter: Eine 40-minütige Autofahrt entfernt liegt Metsovo, Griechenlands Berghauptstadt, die an den Pindos-Nationalpark grenzt. Im Winter ist es ein Skigebiet, im Sommer ein "Zentrum für Adrenalinjunkies" mit Mountainbiking, Wandern, Canyoning, Kajakfahren und Rafting auf dem Fluss Aöos. Als Geburtsort von zwei der größten Philanthropen Griechenlands, George Averoff und Michael Tositsas, die Universitäten, Krankenhäuser und vieles mehr errichteten, verfügt die Stadt über ein bemerkenswertes kulturelles Erbe, das durch die Averoff Gallery of Greek Painting und das Tositsa Museum of Folk Art unterstrichen wird.

Region Athos, Zentralmazedonien

Die Region Athos im Osten Chalkidikis ist vor allem für den Heiligen Berg und die Mönchsrepublik bekannt, aber die Klosterverwaltung umfasst nur zwei Drittel der Halbinsel. Der Rest sei eine Mischung aus dutzenden halbwüstenartigen Stränden, üppigen Wanderwegen, archäologischen Stätten wie Stagira, dem Geburtsort von Aristoteles, und friedlichen Küstenstädten wie Ierissos und Olymbiada, liest man.

Das Kloster auf dem Berg Athos.
Foto: imago images/Andreas Neumeier

"Die Hauptattraktion ist natürlich der Berg Athos, den man mit dem Boot umrunden kann, und sein Verwaltungszentrum Ouranoupoli mit seinen Ikonengalerien, aber ein weiterer Anziehungspunkt ist Ammouliani, eine kleine Insel mit unberührten Stränden", schreibt der "Guardian". Alykes, eine weite Bucht mit Sand von der Farbe und Konsistenz von gemahlenem Hafer, sei eines der bestgehüteten Geheimnisse Griechenlands, während viele die durchscheinenden Untiefen von Megali Ammos, etwas mehr als einen halben Kilometer östlich, noch verlockender fänden. (red, 26.4.2022)