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Tesla-Chef Elon Musk greift nach Twitter und bekommt es wohl auch. 21 Milliarden Dollar stemmt der reichste Mann der Welt dafür aus der Portokasse, den Rest stemmt ein Konsortium aus Banken und Investoren.

Foto: Reuters / Dado Ruvic

Lange haben die Verhandlungen zwischen den Twitter-Aktionären und Elon Musk nicht gedauert. Nach wenigen Stunden scheint der Deal besiegelt: Für 46,5 Milliarden Dollar (43 Mrd. Euro) übernimmt der Tesla-Chef die Plattform für Kurznachrichten. Die Aktionäre erhalten 54,20 Dollar je Twitter-Aktie. Es heißt, dass sie 60 Dollar pro Anteilsschein herausschlagen haben wollten. Doch Musk machte deutlich: Sein Angebot von 54,20 Dollar sei das beste und auch sein letztes.

An der Börse kommt die Übernahme jedenfalls gut an. Zum Handelsstart am Montag sind die Twitter-Aktien um knapp vier Prozent auf knapp 51 Euro gestiegen. Zur Einordnung: Am Freitag schlossen die Papiere bei 48,93 Dollar.

Bevor Musk den Aktionären sein Übernahmeangebot machte, kaufte er sich 9,2 Prozent der Twitter-Anteile und gab dafür 2,6 Milliarden Dollar aus. In weiterer Folge verzichtete er auf einen Sitz im Verwaltungsrat. Denn das hätte ihn an weiteren Zukäufen und den Übernahmeplänen gehindert.

Banken und eigenes Geld

Den Kaufpreis will Musk so stemmen: 25,5 Milliarden Dollar seien Kreditzusagen eines Bankenkonsortiums um Morgan Stanley. Auch die Beteiligungsgesellschaft Thoma Bravo soll über eine Partnerschaft bei der Übernahme involviert sein. Das auf die Tech-Branche fokussierte Unternehmen könnte der Schlüssel dazu sein, dass Musk ein verbindliches Angebot für den Kurznachrichtendienst vorlegte, berichtete die "New York Post". Die restlichen 21 Milliarden Dollar will der Tesla-Chef über eigene Aktien einbringen.

Musk (50) selbst zählt zu den aktivsten prominenten Twitter-Nutzern und hat rund 83 Millionen Follower. Doch sein "Gezwitschere" brachte dem Milliardär – sein Vermögen wird auf 219 Milliarden Dollar geschätzt, womit Musk Amazon-Gründer Jeff Bezos von Platz eins der "Forbes"-Liste verdrängt hat – bisher nicht nur Glück. Verwirrende Tweets rund um Tesla haben dazu geführt, dass Musk laut Gerichtsurteil eigenhändig keine Nachrichten mehr vertwittern darf, die den Tesla-Kurs beeinflussen könnten.

Es mag wohl auch diese Erfahrung sein, die Musk an Twitter und der Gebarung störte. Denn, so kündigt der Tesla-Chef an, er wolle Twitter nun zu einer "globalen Plattform für Redefreiheit" machen. Das sei wichtig für die Zivilisation. Ein Vorhaben, das nicht unumstritten ist. Musks Versprechen einer lockeren Regulierung sorgten für Kritik von Experten wie etwa dem früheren Facebook-Sicherheitschef Alex Stamos. Man erhöhe den Wert einer Plattform nicht, indem man sie zu 99,9 Prozent mit Pornografie sowie Anzeigen für gefälschte Markensonnenbrillen und Potenzmittel befüllen lasse, schrieb er bei Twitter.

Trump-Fans jubeln

Anklang findet Musks Ansatz von der neuen Redefreiheit hingegen unter anderem bei Anhängern von Ex-US-Präsident Donald Trump und anderen US-Konservativen. Sie wettern schon lange dagegen, dass Twitter und andere Online-Plattformen gegen Falschinformationen rund um das Coronavirus sowie Trumps ungedeckte Wahlbetrugsvorwürfe vorgingen.

Trumps Account wurde gesperrt, nachdem er Sympathie für seine Anhänger bekundet hatte, die am 6. Jänner 2021 das US-Kapitol erstürmt hatten. Musks Ansätze könnten Trump mit Blick auf eine erneute Kandidatur bei der Präsidentenwahl 2024 nun aufhorchen lassen: Er finde vorläufige "Time-outs" besser als permanente Ausschlüsse, sagte der Tesla-Chef. Musk hatte in der Anfangszeit die Gefahren durch das Virus selbst heruntergespielt und Einschränkungen in Kalifornien als faschistisch kritisiert.

Musks Vermögen besteht fast ausschließlich aus Aktien am E-Auto-Hersteller und seinem Weltraumunternehmen Space X. Doch sein unternehmerischer Erfolg ist kein Selbstläufer. Ende 2021 teilte Musk mit, dass Space X wegen mangelnden Fortschritts bei der Entwicklung der Raptor-Triebwerke die Pleite drohe. Auch Tesla ist nicht nur eine Erfolgsgeschichte: Im Herbst 2020 brachte das Modell 3 den Autobauer enorm unter Druck. Man sei nur einen Monat von der Pleite entfernt gewesen, teilte Musk damals mit. Wo? Auf Twitter natürlich. (Bettina Pfluger, 25.4.2022)