Die wienweite Kurzparkzone hat auch Auswirkungen auf die Umlandgemeinden in Niederösterreich.

Foto: Andy Urban

Der Dominoeffekt macht an den Stadtgrenzen Wiens nicht halt. Purkersdorf und Langenzersdorf sind quasi die nächsten Steine, die fallen werden: Mit 1. Mai führen auch die beiden Orte westlich sowie nordöstlich von Wien im Grenzbereich zur Bundeshauptstadt eigene Kurzparkzonen ein. Seit Wien am 1. März flächendeckend eine Parkpickerlregelung eingeführt hat, verlagerte sich die Parkplatzproblematik zusehends ins niederösterreichische Umland. Pendlerinnen und Pendler auf der Suche nach Gratisstellplätzen und Umsteigemöglichkeiten bringen die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister rund um Wien gehörig ins Schwitzen. Ein STANDARD-Rundruf ergab: Über kurz oder lang dürfte der überwiegende Teil der Nachbarorte eigene Parkpickerlzonen verhängen.

Lehren enden wollend

Die Lehren, die Niederösterreich aus der Ausweitung in Wien gezogen hat, sind enden wollend. Denn in Wien wurde bereits 1993 die Innenstadt als erster Bezirk zur Kurzparkzone erklärt. Zizerlweis wurde seither der Fleckerlteppich an Regelungen größer. Zuletzt konnten Pendlerinnen und Pendler noch in fünf Außenbezirken kostenlos parken. Seit 1. März ist auch das passé. Nun setzt sich das Stückwerk eben im Umland fort. Auch hier wird nur punktuell nachgeschärft, weil Anrainerinnen und Anrainer in den vollgeparkten Straßen keine Stellplätze mehr finden. Von einem einheitlichen Vorgehen ist keine Rede. DER STANDARD bietet einen Überblick:

Grafik: Der Standard
  • Purkersdorf Zwei Wochen nach der Einführung in Wien wurden die ersten Straßen, die an die Hauptstadt grenzen, zur Kurzparkzone. Diese wird mit 1. Mai im östlichen Bereich nun umfassend erweitert. Die Parkzone ist gebührenfrei. Länger als drei Stunden können aber nur Anrainer, Gewerbetreibende oder ständig Beschäftigte mit einem Pickerl parken. Dieses kommt auf 24,10 Euro pro Jahr. Bürgermeister Stefan Steinbichler (SPÖ) sagte aber, dass "die nächste Erweiterung bereits absehbar" sei. Probleme würden Wochenpendler bereiten, die ihr Auto am Montag abstellen und dann von einem Firmenwagen abgeholt werden. Ein stadtweites Parkpickerl ab 2023 könne sich Steinbichler "durchaus vorstellen". Angedacht ist auch eine mögliche kostenpflichtige Kurzparkzone im Zentrum. "Der Druck in Purkersdorf wächst."
  • Langenzersdorf Auch in der Marktgemeinde nördlich von Wien startet mit 1. Mai eine gebührenfreie Kurzparkzone in zahlreichen Straßen in räumlicher Nähe zur Millionenmetropole. Ausnahmegenehmigungen sind auch hier möglich: Das Parkpickerl kommt auf 24,10 Euro für zwei Jahre. "Ich hoffe, dass diese Maßnahme eine Verbesserung für Sie mit sich bringt", schreibt Bürgermeister Andreas Arbesser (ÖVP) an die Anrainer.
  • Gerasdorf Die Stadtgemeinde ist das bisher jüngste Mitglied der Parkpickerlgemeinden um Wien. Am 20. April wurde die Regelung vorerst an vier Hotspots eingeführt, erklärt Ortschef Andreas Vojta (SPÖ). "Allein die Ankündigung hat zu deutlich weniger Parkern geführt", sagte er. Vergangene Woche wurden anstelle von Strafzetteln Merkzettel an Falschparker verteilt. Seit vergangenem Mittwoch seien 100 verteilt worden. Das Pickerl für Anrainer kommt auf 24,10 Euro für zwei Jahre. Ab Ende Mai sollen "voraussichtlich" zwei weitere Straßenzüge zur Kurzparkzone werden.
  • Schwechat Hier ist es schon seit 1. März mit dem Gratisparken vorbei, das gesamte Stadtgebiet wurde zur Kurzparkzone. Neben der bestehenden Zone in der Innenstadt wurde eine "grüne" Zone geschaffen. Das Tagesticket kommt hier auf sechs Euro. Dauerparker brauchen ein Parkpickerl. Auf dieses haben nur Anrainer und Firmen in Schwechat Anspruch, sofern sie keine eigenen Stellplätze haben. Das Jahresticket gibt es um 95 Euro. Fixiert wurde im März übrigens auch eine Straßenbahnverbindung zwischen Simmering und Schwechat, die Linie 72 soll ab 2025 zwischen Wien und Niederösterreich fahren.
  • Fischamend Im nahen Fischamend ist eine kostenfreie Kurzparkzone "mit Ausnahmen für die Fischamender Bevölkerung" geplant, auch eine Bürgerbefragung wird es geben, sagt Bürgermeister Thomas Ram. Ein Start der Parkzone mit Anfang 2023 sei angedacht. Im nahen Zwölfaxing könnte es laut Bürgermeisterin Astrid Reiser (SPÖ) ebenfalls bald eine Zone geben: Es brauche "geeignete Maßnahmen, um der Parkflut entgegenzuwirken".
  • Perchtoldsdorf Hier trat zeitgleich mit Wien in den Grenzbereichen auf einer Breite von rund 350 Metern in Richtung Ortskern eine neue Kurzparkzone in Kraft. Knapp zwei Monate später meint Stadtchefin Andrea Kö (ÖVP): "Eine Ausweitung ist wohl nötig, der Parkplatzdruck ist teilweise noch sehr hoch." Ab Anfang Mai tagt ein Ausschuss des Gemeinderats zu diesem Thema.
  • Brunn am Gebirge Hier war zunächst Abwarten auf die Auswirkungen des Wiener Pickerls angesagt. Nun wird in einem abgegrenzten Gebiet an der Grenze zu Wien laut Ortschef Andreas Linhart (SPÖ) "spätestens am 23. Mai" eine Kurzparkzone kommen. Anrainer können ein Parkpickerl lösen.
  • Groß-Enzersdorf In der Stadtgemeinde wurden Busverbindungen nach Wien Anfang April verstärkt, auf der Autokinostraße wurden neue Parkflächen für Pendler geschaffen. Dennoch braucht es laut Bürgermeisterin Monika Obereigner-Sivec "weitere Maßnahmen", weil vermehrt "Autos mit Wiener Kennzeichen" sowie Firmenautos in der Gemeinde parken würden. Damit wird auch hier eine Kurzparkzone Thema.
  • Klosterneuburg Hier gibt es bereits Kurzparkzonen. Eine Ausweitung aufgrund des wienweiten Parkpickerls ist nicht angedacht, heißt es aus der Stadt.
  • Korneuburg In Korneuburg verweist Bürgermeister Christian Gepp (ÖVP) auf zwei bereits bestehende Kurzparkzonen in der Stadt mit gemeinsam rund 740 Stellplätzen. Hier gibt es allerdings bald eine Änderung: Für die kostenlose Kurzparkzone im Stadtzentrum sollen künftig auch kostenpflichtige Monatstickets um zehn Euro gelöst werden können. Beim Bahnhof Korneuburg ist das Parken beim Park&Ride-Stellplatz bald nur noch in Verbindung mit einem Öffi-Ticket kostenlos möglich. Anfang April ging die erweiterte Anlage mit 200 weiteren Parkplätzen in Betrieb.
  • Vösendorf Auch in Vösendorf gibt es bereits bestehende kostenfreie Kurzparkzonen. Anrainer können um Ausnahmegenehmigungen ansuchen und auch zwei Karten für Besucher lösen. (David Krutzler, 26.4.2022)