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Elon Musk hat die Eigentümer von Twitter überzeugt.

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Der Unternehmer Elon Musk hat sich mit den Eigentümern von Twitter auf eine Übernahme für rund 44 Milliarden US-Dollar (41 Milliarden Euro) geeinigt.

"Freie Meinungsäußerung ist der Grundstein einer funktionierenden Demokratie, und Twitter ist der digitale Marktplatz, an dem vitale Zukunftsthemen der Menschheit debattiert werden", sagte Musk in einem kurzen Statement. Auf Twitter schrieb der Tesla-Chef, er hoffe, dass seine Kritiker weiterhin die Plattform nutzen würden. Denn das mache freie Meinungsäußerung aus.

Den Kaufpreis will Musk so stemmen: 25,5 Milliarden Dollar seien Kreditzusagen eines Bankenkonsortiums um Morgan Stanley. Auch die Beteiligungsgesellschaft Thoma Bravo soll über eine Partnerschaft bei der Übernahme involviert sein. Den Restbetrag will der Tesla-Chef über eigene Aktien einbringen. Sein Angebot lag bei 54,20 Dollar je Aktie. Jetzt liegt es an den Aktionären von Twitter, ob sie das Angebot annehmen wollen. Nach der Meldung der Übernahme stieg der Preis der Twitter-Aktien auf der Börse um sechs Prozent.

Bevor Musk den Aktionären sein Übernahmeangebot machte, kaufte er sich 9,2 Prozent der Twitter-Anteile und gab dafür 2,6 Milliarden Dollar aus. In weiterer Folge verzichtete er auf einen Sitz im Verwaltungsrat. Denn das hätte ihn an weiteren Zukäufen und den Übernahmeplänen gehindert.

Musks Plan: Globale Plattform für Redefreiheit

Twitter soll in der Folge von der Börse genommen werden und in eine globale Plattform für Redefreiheit transformiert werden. Vor allem den Twitter-Algorithmus hatte Musk zuletzt heftig kritisiert.

Eine erste Stellungnahme vonseiten des Unternehmens gab es vom derzeitigen Konzernchef Parag Agrawal. Dieser sagte in einer Mitarbeiterversammlung, dass die Ausrichtung des sozialen Netzwerks ungewiss sei. "Sobald der Deal abgeschlossen ist, wissen wir nicht, in welche Richtung die Plattform sich entwickeln wird", sagte Agrawal. Zu einem späteren Zeitpunkt sei noch eine Frage-Antwort-Runde mit Musk und den Mitarbeitern geplant.

Laut dem Verwaltungsratsmitglied Bret Taylor stehe bis zur Übernahme noch die "betriebliche Kontinuität" im Vordergrund. Derzeit gäbe es laut Agrawal keine Entlassungspläne.

Musk (50) selbst zählt zu den aktivsten prominenten Twitter-Nutzern und hat rund 83 Millionen Follower. Doch sein "Gezwitschere" brachte dem Milliardär – sein Vermögen wird auf 219 Milliarden Dollar geschätzt, womit Musk Amazon-Gründer Jeff Bezos von Platz eins der "Forbes"-Liste verdrängt hat – bisher nicht nur Glück. Verwirrende Tweets rund um Tesla haben dazu geführt, dass Musk laut Gerichtsurteil eigenhändig keine Nachrichten mehr vertwittern darf, die den Tesla-Kurs beeinflussen könnten.

Musks Versprechen einer lockeren Regulierung sorgten für Kritik, etwa vom früheren Facebook-Sicherheitschef Alex Stamos. Man erhöhe den Wert einer Plattform nicht, indem man sie zu 99,9 Prozent mit Pornografie sowie Anzeigen für gefälschte Markensonnenbrillen und Potenzmittel befüllen lasse, schrieb er bei Twitter.

Trump schließt Comeback aus

Anklang findet Musks Ansatz von der neuen Redefreiheit hingegen unter anderem bei Anhängern von Ex-US-Präsident Donald Trump und anderen US-Konservativen. Sie wettern schon lange dagegen, dass Twitter und andere Online-Plattformen gegen Falschinformationen rund um das Coronavirus sowie Trumps ungedeckte Wahlbetrugsvorwürfe vorgingen.

Trumps Account wurde gesperrt, nachdem er Sympathie für seine Anhänger bekundet hatte, die am 6. Jänner 2021 das US-Kapitol erstürmt hatten. Musks Ansätze könnten Trump mit Blick auf eine erneute Kandidatur bei der Präsidentenwahl 2024 nun aufhorchen lassen: Er finde vorläufige "Time-outs" besser als permanente Ausschlüsse, sagte der Tesla-Chef.

Das scheint Trump selbst aber nicht weit genug zu gehen. Unmittelbar nach der verkündeten Übernahme meldete Trump sich zu Wort. Er werde nicht auf Twitter zurückkehren, sagte er bei Fox News, stattdessen wolle er sein eigenes soziales Netzwerk "Truth Social" vorantreiben.

Kein Selbstläufer

Musks Vermögen besteht fast ausschließlich aus Aktien am E-Auto-Hersteller und seinem Weltraumunternehmen Space X. Doch sein unternehmerischer Erfolg ist kein Selbstläufer. Ende 2021 teilte Musk mit, dass Space X wegen mangelnden Fortschritts bei der Entwicklung der Raptor-Triebwerke die Pleite drohe. Auch Tesla ist nicht nur eine Erfolgsgeschichte: Im Herbst 2020 brachte das Modell 3 den Autobauer enorm unter Druck. Man sei nur einen Monat von der Pleite entfernt gewesen, teilte Musk damals mit. Wo? Auf Twitter natürlich. (Bettina Pfluger, Lukas Zahrer, Reuters, 25.4.2022)