Neue Nutzer sind herzlich willkommen, sollten sie tatsächlich ihre auf Twitter aufgebaute Community verlassen wollen.

Foto: Mastodon

Der Kauf von Twitter durch Elon Musk scheucht die Followerschaft des Kurznachrichtendienstes auf. Speziell Musk-kritische Naturen suchen bereits nach Alternativen, und immer wieder genannt wird in diesem Zusammenhang Mastodon. Der Mikroblogging-Dienst mit dem sehr ungewöhnlichen Namen wurde in Deutschland von einem gewissen Eugen Rochko bereits 2016 entwickelt und zählt derzeit rund 4,4 Millionen Nutzer – Twitter hat im Vergleich rund 200 Millionen.

Ein Wechsel hat also auch einige Nachteile, weshalb ein genauerer Blick lohnt, was einen mit Mastodon erwartet.

Was ist Mastodon?

Im Gegensatz zu Twitter verfolgt Mastodon einen Open-Source-Ansatz, bei dem jeder seinen eigenen Server betreiben kann, der Teil des öffentlichen Netzwerks wird. Die Gefahr, sich aufgrund dieser Inselbildung aus den Augen zu verlieren, besteht allerdings nicht. Alle Features, also auch das Posten oder Suchen nach Beiträgen, funktionieren serverübergreifend.

Auch nicht unwichtig: Der Service ist kostenfrei und kommt ohne Werbung aus.

Welche Features hat der Service?

Tweets heißen hier Toots und sind auf 500 Zeichen beschränkt. Retweets findet man unter dem Namen Boosts – hier können Nachrichten, die einem persönlich gefallen, an das eigene Netzwerk verteilt werden. Persönliche Favoriten kann man mit einem Stern markieren – bei Twitter war diese Funktion in Form eines Herzens dargestellt.

Wie sicher ist der Service?

Dank Open-Source-Ansatz können Sicherheitslücken im Code schnell gefunden und geschlossen werden, sofern sich jemand dazu berufen fühlt. Einen großen Nachteil hat die private Server-Struktur aber in jedem Fall. Beschließt ein Gründer den Server zu schließen, dann fliegen alle Teilnehmer aus diesem Netzwerk. Außerdem kann der Betreiber des Netzwerks bestimmen, wie weit die Interaktion mit anderen Servern funktionieren soll, weshalb man diese Beschränkungen beim Anmelden in den Serverregeln nachlesen sollte.

Mastodon

Aller Anfang ist schwer

Ein Übertragen von eigenen Twitter-Daten, -Followern oder -Beiträgen auf Mastodon ist nicht möglich. Hier müssen andere Alternativen, etwa Quitter, aufgesucht werden. Die Anmeldung selbst ist allerdings einfach. Die Wahl eines Servers mag zunächst befremdlich wirken, hat aber – wie oben angeführt – im Idealfall wenig Auswirkungen auf die eigene Reichweite. Zur Wahl stehen Server, die nach Interessengebieten eingeteilt sind – etwa Journalismus, Musk, Aktionismus oder auch Gaming.

Ein prominenter Vertriebener von Twitter, Donald Trump, hat sich zuletzt mit truth.social zurück ins Rampenlicht zu spielen versucht, welches ebenfalls auf Mastodon als Software aufbaut.

Hat man einen zu sich passenden Server gefunden, wird ein Name festgelegt, dessen Endung den Server verrät, auf dem man sich seine Heimatbasis aufgebaut hat. Bevor man endgültig den Account anlegt, lohnt ein Blick auf die Mitgliederliste beziehungsweise die Serverregeln, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob man hier auch wirklich richtig ist.

Regeln und Schutz

Viele machen sich aktuell Sorgen, dass die neuen Regeln, die Musk bei Twitter einführen könnte, Hass im Netz weniger in die Schranken weisen könnten. Bei Mastodon gibt es hier je nach Server eigene Regeln, die der jeweilige Admin festlegt. Meist wird darin etwa die Verbreitung von Hass untersagt oder festgelegt, dass Inhalte sexueller oder gewalttätiger Natur als sensible Inhalte gekennzeichnet werden müssen.

Dieser Name

Wer sich übrigens fragt, woher der sperrige Name stammt – von einem bereits ausgestorbenen Mammut, wie eifrige Twitter-Nutzerinnen bereits festgestellt haben.

(red, 26.4.2022)