Kränze und Kerzen am Tatort des Attentats in der Wiener Innenstadt.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Mailand/Wien – Die Mailänder Staatsanwaltschaft hat eine Haftstrafe von sechseinhalb Jahren für einen Tschetschenen beantragt, der im Juni 2021 in der Lombardei wegen des Vorwurfs festgenommen worden war, islamistischen Terroristen gefälschte Ausweise geliefert zu haben. Der 35-jährige Angeklagte zählte zu einer Bande, die circa 15 tschetschenischen Terroristen Ausweise geliefert haben soll, unter anderem an K. F., der am 2. November 2020 in Wien vier Menschen getötet hatte.

Mit dem Tschetschenen, der im November 2020 nahe der lombardischen Stadt Varese festgenommen worden war, müssen sich weitere sechs Personen, ukrainische Staatsbürger, vor Gericht verantworten. Die Angeklagten werden verdächtigt, Mitglieder einer grenzüberschreitenden Organisation zu sein, die sich auf gefälschte Ausweise spezialisiert hatte. Die Ermittlungen wurden von der Mailänder Anti-Terror-Staatsanwaltschaft geführt. Mit einem Urteil wird am 3. Mai gerechnet.

1.000 Dokumente

Laut den Justizbehörden sei der zerschlagene Ring die europaweit größte Organisationen zur Dokumentenfälschung, die jemals entdeckt wurde. Die gefälschten Ausweise, Pässe und Führerscheine seien in ganz Europa verkauft worden. Die Bande soll mindestens 15 Terroristen Ausweise vermittelt und mehr als 1000 Dokumente gefälscht haben. Laut den Mailänder Ermittlern hatte der Wien-Attentäter einen Ausweis bei sich, der ihm von der in der Lombardei etablierten Bande geliefert worden war. Die Bande ließ sich laut den Ermittlern bis zu 2.000 Euro für einen gefälschten Pass bezahlen.

Die Festnahmen sind Ermittlungen zu verdanken, welche die italienische Polizei Ende 2020 aufgrund einer Meldung der österreichischen Sicherheitskräfte gegen den Tschetschenen aufgenommen hatte. Laut den Ermittlern hatte er Kontakte zu einer tschetschenischen Gruppe aus Ex-IS-Kämpfern, mit denen auch der Wien-Attentäter in Verbindung stand. Bei dem islamistisch motivierten Terroranschlag in der Wiener Innenstadt am 2. November 2020 hatte ein nordmazedonisch-österreichischer Doppelstaatsbürger vier Personen getötet und mehr als 20 Personen zum Teil schwer verletzt. Danach wurde er von der Polizei erschossen. (APA, 26.4.2022)