Die Herstellung von Papier – im Bild eine Maschine bei Norske Skog im steirischen Bruck an der Mur – hat sich durch Preissteigerungen bei Rohstoffen und Energie stark verteuert. Wie es weitergeht, ist offen.

Die Branche ist mit 7.600 Mitarbeitern an österreichweit 23 Standorten und einem Umsatz von zuletzt 4,1 Milliarden Euro überschaubar. Die Bedeutung der Papier- und Zellstoffindustrie reicht wegen der Produktbreite, die bis zu Arzneimittelverpackungen geht, weit darüber hinaus. Nicht sonderlich überraschend also, dass man sich selbst für systemkritisch hält.

Inwieweit dies in Zeiten hilft, wo über ein Gasembargo diskutiert wird bzw. die Möglichkeit besteht, dass Russland von sich aus das Gas abdreht, sei dahingestellt. "Wir wissen es nicht", sagte Kurt Maier, Präsident der Interessenvertretung Austropapier, am Dienstag auf die Frage, inwieweit die Branche bei einem Gaslieferstopp bevorzugt aus Gasreserven bedient würde.

Unklarheit über Belieferung im Ernstfall

Zum einen seien die Speicher nach Ende der Heizsaison schwach gefüllt. Andererseits hätten neben Haushalten insbesondere Krankenhäuser, öffentliche Einrichtungen und Stromerzeuger Vorrang vor allen anderen. Ob und wie lange dann noch Gas für Branchen wie Papier zur Verfügung stehe, sei unklar, sagte Maier, im Hauptberuf Geschäftsführer der Heinzel-Group.

Bei reduzierten Gasmengen werde die Branche zwar eingeschränkt, aber weiter produzieren können. Bei einem Lieferstopp müssten die Papiermaschinen hingegen abgestellt werden. "Ohne Erdgas geht es kurz- bis mittelfristig nicht", stellte der Energiesprecher von Austropapier, Sappi-Austria-Geschäftsführer Max Oberhumer, klar. Zwar habe die Branche beginnend in den 1990er-Jahren in Biomasse- und Wasserkraftwerke investiert und danach auch verstärkt in Photovoltaik; Erdgas ganz zu ersetzen sei bisher nicht möglich gewesen und werde es auch auf absehbare Zeit nicht sein.

Weitere Preiserhöhungen nicht ausgeschlossen

Theoretisch könnten Standorte auf Öl umsatteln, sofern ein entsprechender Kessel vorhanden ist; verflüssigtes Erdgas jedenfalls sei keine Alternative. Oberhumer: "Man weiß nicht, wie es dorthin kommt, wo man es braucht."

Am Beispiel Zeitungspapier verdeutlicht Austropapier-Präsident Maier, was es heißen würde, wenn von einem Tag auf den anderen die Gasversorgung unterbrochen wäre: "In längstens zwei Wochen wären die Vorräte verbraucht."

Selbst ohne Unterbrechung der Gasanlieferung steht die Branche unter Druck, die Kunden müssen möglicherweise weitere Preiserhöhungen gewärtigen. Maier: "Wir fahren auf Sicht. Entsprechend flexibel müssen wir reagieren. Niemand weiß, wie die Preissituation bei Gas, Strom oder Chemikalien in zwei Monaten aussieht."

Starker Zuwachs bei grafischem Papier

Der im Vorjahr verzeichnete Umsatzanstieg von 15,2 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro sei zu einem Gutteil Preiserhöhungen geschuldet. Die Produktion von Papier ist nach dem nachfragebedingten Einbruch zu Beginn von Corona 2021 um 7,3 Prozent auf 5,1 Millionen Tonnen gestiegen. Leicht rückläufig war im Berichtsjahr mit minus 0,9 Prozent auf 2,0 Millionen Tonnen die Produktion von Zellstoff in Österreich.

Unterschiedliche Dynamik gab es bei Papiersorten. Mit 14 Prozent auf 2,2 Millionen Tonnen war der Zuwachs bei grafischem Papier am stärksten. Darin spiegelt sich der 2021 wiedererstarkte Werbemarkt mit viel Prospektmaterial. Bei Spezialpapier, das sind Etiketten, aber auch Hygienepapiere, gab es ein Plus von 6,7 Prozent auf 325.000 Tonnen. Die Produktion von Verpackungspapier nahm um 2,1 Prozent auf 2,5 Millionen Tonnen zu.(Günther Strobl, 26.4.2022)