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Bei den aktuellen Hepatitis-Fällen ist die Ursache der stark erhöhten Entzündungswerte in der Leber noch völlig unklar.

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Seit kurzem häufen sich Hepatitisfälle bei kleinen Kindern. Bisher sind laut WHO 190 Kinder in Europa und den USA erkrankt, etwa zwei Drittel davon in Großbritannien. Bei 17 Kindern war die Erkrankung so weit fortgeschritten, dass eine Lebertransplantation nötig war, ein Kind ist verstorben. Die WHO und die EU-Gesundheitsbehörde (ECDC) prüfen derzeit mehrere Möglichkeiten als Ursache.

Auch in Wien wurden zuletzt zwei solche Hepatitisfälle gemeldet. Doch zumindest einer dieser Fälle liegt schon länger zurück. Andreas Vécsei, Leiter der Gastro-Ambulanz im St. Anna Kinderspital, berichtet: "Eines der Kinder kam bereits Ende 2021 wegen anhaltenden Durchfalls nach durchgemachter Magen-Darm-Infektion zu uns." Bei den Untersuchungen seien stark erhöhte Leberenzymwerte festgestellt worden. "Dieses Kind konnte aber wieder entlassen werden, es wird nur noch ambulant behandelt." Das zweite Kind wird laut Vécsei derzeit noch stationär behandelt, es ist stabil.

Ursachenforschung

Bei allen Fällen weltweit ist die Ursache der stark erhöhten Entzündungswerte in der Leber noch völlig unklar. Auch Gesundheitsminister Johannes Rauch wollte keine Spekulationen über eine mögliche Ursache für die an Hepatitis-Symptomen erkrankten Kinder anstellen. Es gebe dafür "noch keine letztgültige Erklärung", die Forschungsarbeiten dazu seien noch im Laufen, sagte Rauch am Rande einer Pressekonferenz. Auffällig ist jedoch: Bei keinem der Kinder konnten die bekannten Erreger von Hepatitis, A, B, C, D oder E, nachgewiesen werden.

Eine Hepatitis könne prinzipiell drei Ursachen haben, erklärt Volker Strenger, Kinderarzt an der Med-Uni Graz: "In den meisten Fällen wird sie durch Infektionen, meist durch Viren ausgelöst. Eine weitere Möglichkeit ist ein toxischer Auslöser, zum Beispiel eine Pilzvergiftung." Dritte Möglichkeit wäre eine Autoimmunreaktion.

Adenoviren im Verdacht

Bei den aktuellen Entzündungen lässt sich keine der drei naheliegenden Ursachen bestätigen. Auch der – wohl naheliegende – Verdacht des Zusammenhangs mit einer Corona-Infektion konnte nicht bestätigt werden. Einige der Kinder waren im Vorfeld nicht mit Covid-19 infiziert. Und eine weitere These kann ausgeschlossen werden: die der Impfnebenwirkung. Strenger: "Der überwiegende Teil der Kinder ist unter fünf Jahren und nicht geimpft, für diese Altersgruppe ist die Impfung ja auch noch nicht freigegeben."

Eine mögliche Spur könnte eine Infektion mit Adenoviren als Auslöser sein. Zusammenhänge dieser Viren würden gemeinsam mit der WHO untersucht, sagte die ECDC-Direktorin Andrea Ammon am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Stockholm: "Bisher handelt es sich aber um reine Spekulationen", denn auch wenn die Adenoviren ein auslösender Faktor sein könnten, könne man dies weder bestätigen noch widerlegen. Bei den beiden Kindern in Wien konnten diese Viren laut Vécsei übrigens nicht festgestellt werden. (jaa/APA, 26.4.2022)