Es ist Beta-Zeit: Nach zwei "Developer Previews" hat Google nun die erste Beta für Android 13 veröffentlicht. Wer die Entwicklung des Betriebssystems schon länger verfolgt, wird wissen, was das bedeutet: Erstmals kann die neue Version ohne manuelle Installation problemlos ausprobiert werden. Ein Opt-in auf der zugehörigen Website reicht aus – zumindest, wenn man das passende Smartphone besitzt.

Änderungen am Zeitplan

Trotzdem ist dieses Mal auch einiges anders: Während in den vergangenen Jahren die Freigabe der Beta immer mit einem Schwall an neuen Features einhergegangen ist, sucht man diese heuer vergeblich. So konzentriert sich die Beta weiterhin auf Verbesserungen an der Softwarebasis, einige oberflächliche Detailveränderungen sind aber auch dieses Mal wieder zusammengekommen.

Die erste Beta von Android 13 auf einem Pixel 6 Pro. Zu sehen ist auf dem Bild unter anderem der neue Media Player.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Am auffälligsten: Google dehnt die Flexibilität des mit Android 12 eingeführten "Material You"-Designsystems weiter aus. So können in den Einstellungen nun 16 statt bisher vier vorgeschlagene Farbkombinationen für Highlights und Hintergründe gleichermaßen ausgewählt werden. Wer dieses Farbsystem nicht mag, für den wurden auch die alternativ gebotenen, einfachen Highlight-Farben in ihrer Zahl erweitert. Dabei gibt es jetzt auch Optionen mit Paaren aus zwei zueinander passenden Farben.

Oberflächliches

Bereits in den ersten Testversionen war ein – weiteres – Redesign des Media Players zu sehen, in der neuen Version wird dieses um einen neu gestalteten Fortschrittsbalken in Wellenform erweitert. Ebenfalls noch nicht offiziell angekündigt, aber bereits zu sehen ist ein Clipboard-Editor, über den also die Inhalte des Zwischenspeichers manuell angepasst werden können.

Einen von Smart-Home-Nutzerinnen oft erhobenen Wunsch erfüllt Google mit der neuen Version ebenfalls: Es ist nun möglich, entsprechende Gerät zu steuern, ohne das Gerät vorher entsperren zu müssen. Da dies eine aus einer Privatsphärenperspektive sensible Funktion ist, bleibt dies optional und muss von den Nutzern explizit in den Systemeinstellungen aktiviert werden.

In früheren Testversionen hat Google mit einer Umbenennung des "Do Not Disturb"-Modus in einen "Priority Mode" experimentiert. Davon scheint man nun wieder abgegangen zu sein, jedenfalls wurde die betreffende Änderung in der Beta rückgängig gemacht.

Aufgeteilte Berechtigungen

Google selbst streicht in seiner Ankündigung hingegen ganz andere Dinge heraus. So bringt die erste Beta etwa eine weitere Filetierung der Berechtigung zum Zugriff auf den lokalen Datenspeicher. An dieser Stelle gab es schon in den vergangenen Versionen massive Umbauten, bei denen Google mit Android 13 nun offenbar weiter nachbessern will.

So gibt es künftig gesonderte Berechtigungen für den Lesezugriff auf Musik, Bilder und Videos, die am Smartphone gespeichert sind. Bisher waren diese Berechtigungen in einer kombiniert. Die Abfrage nach Bildern und Videos kann allerdings weiterhin in einem gemeinsamen Dialog abgewickelt werden, um diesen Prozess zu vereinfachen, betont Google. Weitere Verbesserungen gibt es für Entwicklerinnen rund um den für besonders sensible Daten gedachten Keystore sowie bei der Analyse des Wegs, den Audioausgaben nehmen.

Developer-Previews

Bereits in den ersten Testversionen wurden einige grundlegende Änderungen für Android 13 angekündigt. So müssen Apps künftig vor dem erstmaligen Anzeigen von Benachrichtigungen eine explizite Genehmigung der User einholen, das Ganze wird also über eine neue Berechtigung abgewickelt.

Zudem gibt es einen neuen Fotoauswahldialog, über den die Nutzer gezielt einzelne Bilder an eine App weitergeben können, ohne dass diese dafür generell die Berechtigung für den Zugriff auf sämtliche Bilder einholen muss. Ebenfalls neu sind der Support für Bluetooth LE Audio und MIDI 2.0.

Die in Android 12 noch Pixel-Geräten vorbehaltenen – und als Beta geführten – "Themed App Icons" werden offiziell und können auch von Drittprogrammen für einen reduzierten Look am Homescreen genutzt werden. Zudem können neu installierte Apps nun den Nutzern die Einrichtung einer zugehörigen Schaltfläche im Schnelleinstellungsbereich anbieten.

In den Einstellungen zu den Highlight-Farben gibt es nun erheblich mehr Optionen als zuvor.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Bald kommt mehr

Wer auf mehr Neuerungen gehofft hat, der dürfte sich wohl nicht mehr lange gedulden müssen. Bereits in rund zwei Wochen findet Googles jährliche Entwicklerkonferenz I/O statt. Die einleitende Keynote nutzt das Unternehmen üblicherweise, um die großen, sichtbaren Änderungen neuer Android-Generationen zu präsentieren.

Worum es sich dabei handelt, ist natürlich noch geheim. Einige der Pläne werden aber schon durch Spuren in den aktuellen Testversionen verraten. So finden sich Hinweise auf einen Hub-Modus, der Android-Tablets an einer speziellen Ladestation in eine Art Steuerzentrale für das Smart Home verwandelt. Zudem ist davon auszugehen, dass Google auch weitere Details zu grundlegenden Änderungen am System verraten wird, die einmal mehr das Ziel haben, die Akkulaufzeit zu verbessern.

Download

Die Android-13-Beta gibt es derzeit nur für Smartphones von Google selbst, und zwar natürlich nur jene, die auch die finale Version erhalten werden. Die Palette reicht also vom Pixel 4 und dem Pixel 4a bis hinauf zu den aktuellen Pixel 6 und Pixel 6 Pro. Auszugehen ist allerdings davon, dass schon bald die ersten Beta-Versionen für andere Android-Smartphones folgen, zumindest wurden solche in den Vorjahren ebenfalls im Rahmen der I/O verkündet.

Beta-Programm

Apropos Beta: Pixel-Besitzer mit ausreichend Interesse und Toleranz gegenüber in solchen Testversionen unvermeidlichen Bugs können sich wie erwähnt über die zugehörige Website für die Beta anmelden. Anschließend kann über die Systemaktualisierung am Smartphone selbst die neue Version heruntergeladen und installiert werden, die Nutzerdaten bleiben dabei allesamt erhalten.

Etwas komplizierter wird dies heuer allerdings dadurch, dass Google erstmals zwei Betas parallel betreibt. Wird doch parallel dazu bereits seit einigen Wochen auch das nächste Feature-Update für Android 12 getestet. Einen nahtlosen Umstieg zwischen den beiden Betas bietet Google zwar nicht an, möglich ist er trotzdem.

Dafür reicht es, aus dem Android-12-Beta-Test auszusteigen und direkt danach sofort auf die Android-13-Beta zu wechseln. Die – halbwegs – rasche Abfolge ist dabei allerdings vonnöten, sonst wird stattdessen ein Downgrade auf die aktuelle stabile Version von Android 12 angeboten – und das ist mit einem Zurücksetzen des Geräts – und damit dem Verlust aller Daten – verbunden. Im Test funktionierte der Wechsel jedenfalls problemlos.

Ausblick

Der weitere Zeitplan sieht die Veröffentlichung von drei weiteren Betas im Monatsabstand vor, bevor dann voraussichtlich im August oder September das stabile Update auf Android 13 folgt.

Der aktuelle Zeitplan für Android 13.
Grafik: Google

Intern wird Android 13 übrigens mit dem Codenamen "Tiramisu" geführt. Hatte Google jedes Jahr zur Vorstellung einer neuen Version eine passende Statue in Anspielung darauf präsentiert, führt man diesen Codenamen allerdings nicht mehr offiziell. Das ist auch deswegen besonders schade, da vor kurzem aus Codebeiträgen der Codename von Android 14 bekannt wurde. Dieses soll "Upside Down Cake" heißen, was viel Raum für eine kreative visuelle Umsetzung geboten hätte. (Andreas Proschofsky, 26.4.2022)