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Auch bei Apple ist das Thema Gewerkschaft nun auf dem Tisch.

Foto: Reuters/Mike Segar

Während es in unseren Breitengraden nicht selten ist, dass Arbeitnehmer Teil einer Gewerkschaft sind und über einen Betriebsrat in ihrem Unternehmen Mitsprachemöglichkeiten haben, sieht das in den USA anders aus. Vielen Firmen, darunter auch jenen, die sich sonst recht offen progressiv positionieren, ist diese Form der Angestelltenrepräsentation ein Dorn im Auge. Auch Apple stellt da offenkundig keine Ausnahme dar.

Das Gewerkschaftsthema hat an Fahrt aufgenommen, nachdem Mitarbeiter von Amazon in einem Logistikzentrum in Staten Island sich in einer Abstimmung für eine Gewerkschaftsgründung ausgesprochen haben. Es war nicht der erste Anlauf an einem Standort des E-Commerce-Riesen in den USA, aber das erste Mal, dass trotz des Drucks des Konzerns die Abstimmung zugunsten der Gewerkschaftsvertretung ausging (Amazon begehrt nun eine Wahlwiederholung).

New York und Atlanta

Auch bei Apple gibt es wieder Anläufe zu Gewerkschaftsgründungen. Mitarbeiter im New Yorker Grand Central Store wollen demnächst eine Abstimmung starten. Sie möchten mithilfe einer eigenen Vertretung eine Reihe von Forderungen durchsetzen: 30 Dollar Mindeststundenlohn, bessere Pensionszuzahlungen, mehr Urlaub und bessere Arbeitsbedingungen.

Auch in Atlanta soll eine Abstimmung stattfinden, dort fordert man Gleichstellung mit den New Yorker Kollegen. Ein Mindestlohn von 30 Dollar würde sicherstellen, dass sich die Mitarbeiter zumindest eine kleine Wohnung mit einem Schlafzimmer leisten könnten, ohne aufgrund der Miete unter starkem finanziellem Druck zu stehen.

Apple scheint daran gelegen zu sein, Gewerkschaftsgründungen möglichst zu verhindern. Dafür hat das Unternehmen die Kanzlei Littler Mendelson ins Boot geholt, berichtet The Verge. Sie gilt als Spezialist für den Kampf gegen Gewerkschaftsbestrebungen. Bekannt ist sie unter anderem für ihre Arbeit für die Kaffeehauskette Starbucks. 2014 stand sie auch im Dienst von McDonald's, als Angestellte sich dort für einen Mindestlohn von 15 Dollar starkmachten.

Gewerkschaftsflyer als "Müllproblem"

Das sorgt für Kritik seitens der Gewerkschaft Communication Workers of America. "Mit dem Engagement der berüchtigten Antigewerkschaftskanzlei Littler Mendelson zeigt Apples Management, dass es vorhat, seine Angestellten an der Ausübung ihres Rechts eines Gewerkschaftsbeitritts zu hindern, indem es das Handbuch anderer Großkonzerne abspult", erklärt man dort. Jedoch seien schon die Mitarbeiter bei Starbucks nicht darauf hereingefallen, dementsprechend optimistisch sei man für die kommenden Abstimmungen bei Apple.

Besagtes Handbuch kennt eine Reihe verschiedener Taktiken, die den Gewerkschaftsbefürwortern Steine in den Weg legen. So rät man etwa dazu, das Austeilen von Flyern mit dem Argument eines Müllproblems zu verbieten oder die gewerkschaftliche Organisation während der Arbeitszeit zu untersagen, wobei man verschweigen solle, dass Essenspausen und andere Pausen nicht darunterfielen. Unternehmen könnten ihren Mitarbeitern auch direkt raten, mit Nein zu stimmen.

Ein Mitarbeiter eines New Yorker Apple-Stores berichtet bereits von Meetings, in denen Apple gewerkschaftsfeindliche Botschaften verbreitet habe. Er spricht von "Desinformation", um den Angestellten Angst zu machen. Apple selbst wollte gegenüber The Verge keinen Kommentar zur Zusammenarbeit mit Littler Mendelson abgeben. (gpi, 27.4.2022)