Auf dem Filmfestival von Barcelona hat der stets polemische Hollywoodregisseur Oliver Stone erneut für Aufregung gesorgt. Uns werde ein verzerrtes Bild von Wladimir Putin gezeigt. Der russische Präsident sei "weder ein neuer Hitler noch ein Stalin". In Wirklichkeit sei er ein "guter Sohn seines Landes", der sein Volk beschützen wolle. "Der Mann, den ich kennengelernt habe, war ziemlich rational und nachdenklich wie ein Schachspieler", sagte der 75-Jährige laut spanischen Medien.

Die Sympathien des 75-jährigen Stone für den russischen Präsidenten sind spätestens seit 2017 bekannt, als er seinen vierteiligen Dokumentarfilm "Die Putin-Interviews" herausbrachte, der von Filmkritikern als "Propagandafilm" für den russischen Präsidenten eingestuft wurde. Dennoch sorgte die ziemlich klare Positionierung Stones mit Blick auf Putin und den Ukraine-Krieg nun für große Aufregung.

Dreimaliger Oscar-Gewinner

Zugleich wetterte der dreimalige Oscar-Gewinner und Regisseur von berühmten Antikriegsfilmen wie "Platoon" oder "Geboren am 4. Juli" gegen sein Heimatland USA. "Das Einzige, was die Vereinigten Staaten beschäftigt, ist, weiterhin ungeheuer teure Waffen an Regime verkaufen zu können, mit denen wir zusammenarbeiten, weil ihre Wirtschaft auf diese Weise ununterbrochen wächst."

Man müsse ein historisches Gedächtnis haben, um die Rolle der USA zu verstehen. "Die CIA wollte bereits 1947 und 1949 die Ukraine kontrollieren, um die Sowjetunion infiltrieren zu können. Putin ist eine Schöpfung der Vereinigten Staaten." Mehr noch: Sein Land beziehungsweise die CIA habe sogar den aktuellen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sowie dessen Vorgänger Poroschenko manipuliert und beeinflusst, Putin und Russland zu provozieren, so Oliver Stone.

Angeblich düstere Macht

Der US-amerikanische Geheimdienst sei eine "düstere Macht", welche das Schicksal zahlreicher Länder zum Wohle der Vereinigten Staaten beeinflusse und selbst innerhalb der USA die Fäden spinne. Tatsächlich sei es diesem Geheimdienst gelungen, bis heute zu verhindern, dass die Wahrheit über die Ermordung von John F. Kennedy bekannt wurde, der wegen seiner ablehnenden Haltung zum amerikanischen Imperialismus aus dem Weg geräumt worden sei.

Und damit war Oliver Stone auch schon beim eigentlichen Grund für seine Teilnahme an der sechsten Ausgabe des BCN Film Fests, auf dem der Starregisseur seinen neuen Dokumentarfilm "JFK Revisited: Through the Looking Glass" vorstellte. Auf Basis der 2017 freigegebenen Dokumente zweifelt Stone erneut die offizielle Version über die Ermordung des US-Präsidenten John F. Kennedy am 22. November 1963 an. Bereits 1991 beschäftigte sich Stone in "JFK – Tatort Dallas" mit Kevin Costner mit diesem Fall. (APA, 27.4.2022)