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Der Elektroantrieb wird sich in Firmenflotten mittelfristig wohl durchsetzen.

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Die Mobilität ist im Wandel – und mit ihr die Flotten von Unternehmen. Hunderttausende Dienstfahrzeuge sind derzeit auf Österreichs Straßen unterwegs. Weil es oft Neuwagen sind, die auf Firmen zugelassen sind, haben viele noch ein langes Leben auf dem Gebrauchtmarkt vor sich. Fuhrparkmanagerinnen und -manager bestimmen daher mit, welche Trends sich mittelfristig auch im Gesamtverkehr durchsetzen werden.

Wie das Dienstauto und die betriebliche Mobilität von morgen aussehen kann, war Thema beim ersten STANDARD-Mobilitätsgespräch, das am vergangenen Montag stattfand. "Die Elektrifizierung ist in den Fuhrparks angekommen", subsumiert Adele Szabo, Fleet and Financial Managerin bei Volvo Cars Österreich, die aktuellen Trends in Österreichs Firmenflotten. Stehen und fallen werde die Akzeptanz von Elektromobilität anhand von drei Faktoren: Preis, Leistung und Reichweite.

DER STANDARD

Schwindende Reichweitenangst

Preislich können Elektrofahrzeuge oft schon mit Verbrennern mithalten – auch weil die Regierung Firmen, die E-Autos anschaffen wollen, mit großzügigen finanziellen Hilfen unter die Arme greift. Um Sorgen bei der Reichweite aufzulösen, brauche es Aufklärungsarbeit, sagt Szabo. Man berate Unternehmen deshalb nicht nur bei der Wahl des Fahrzeugs, sondern auch bei der Installation von Ladepunkten am Firmenstandort oder bei den Mitarbeitern zu Hause. Auch das öffentliche Netz an Ladestationen wird ständig dichter. "Damit sollte sich die Reichweitenangst in Zukunft etwas legen", sagt Szabo.

Manfred Schrödl, Vorstand des Instituts für Energiesysteme und Elektrische Antriebe an der TU Wien, erinnert daran, welche rasante Entwicklung die Akkutechnologie in den vergangenen Jahren hingelegt hat. Zum Ende gekommen ist diese noch nicht: Die Akku-Kapazität verdoppelt sich derzeit etwa alle fünf Jahre. "Wenn man ein bisschen Vertrauen in die Ingenieure hat, dann wird das Reichweitenthema in zehn Jahren gelöst sein", sagt Schrödl. Dann werde auch Fahrzeuge mit 700 Kilometern Reichweite zu vernünftigen Preisen geben.

Andere Antriebsarten hätten zumindest im Pkw-Bereich keine Chance. "Die Elektromobilität ist aus Sicht der Effizienz einfach unschlagbar", sagt Schrödl. Verglichen mit einem Verbrennungsmotor spart ein Elektroantrieb rund 70 Prozent Energie ein. Beim Wasserstoffantrieb wiederum gehe entlang der langen Kette an Prozessen – Elektrolyse, Verdichtung, Transport, Brennstoffzelle – ein Großteil der Energie verloren. Für Schrödl scheidet Wasserstoff daher allein aus Effizienzgründen für die Mobilität weitgehend aus. In der Schiff- oder Luftfahrt werde dieser allerdings durchwegs seine Berechtigung haben.

Hohe Förderungen

Derzeit fördert die österreichische Regierung Elektroautos in Unternehmen stark – etwa indem der sogenannte Sachbezug, der die Lohnnebenkosten erhöht, auf null Prozent gesenkt wurde. Eine Steuererleichterung, die manche auch kritisch sehen. "Die Förderungen, die wir momentan haben, sind so gut, wie wir es eben können", entgegnet Martin Russ, Geschäftsführer von Austriatech, einer Bundesagentur, die technologiepolitische Maßnahmen bewertet. Trotzdem gebe es noch einiges zu tun, um treffsicherer zu werden – und etwa nach Region, Zielgruppe und Einsatzzweck ausdifferenzierte Unterstützungen anzubieten. Allerdings sei es nicht immer einfach, die Förderungen an den konkreten Bedarf anzupassen.

Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) sieht das aktuelle Förderregime als "Übergangslösung, um mehr Elektroautos auf den Markt zu bekommen". Aus seiner Sicht wäre es auch wichtig, all jene Förderungen, die es derzeit noch für Verbrenner-Pkw gibt, zurückzuschrauben. Ohnedies müsste betriebliche Mobilität auch weiter gedacht werden. "Der Fuhrpark der Zukunft ist sicher vielfältiger, als dass er nur aus Autos besteht", sagt Gratzer. Für viele Wege sei das Fahrrad oder die Bahn die bessere Alternative – das müsste auch der Gesetzgeber in seinen Förderrichtlinien beachten.

Ohnehin verliere gerade für junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das Auto als Statussymbol an Bedeutung, beobachtet Gratzer. Wichtiger als ein eigenes Fahrzeug sei für viele, einfach und günstig zum Arbeitsplatz zu kommen. Dass es auch ohne Auto geht, würden viele Unternehmen bereits beweisen: Das Frachtunternehmen Berger hat seinen Standort etwa von der Peripherie an den Bahnhof Wörgl verlegt, 80 Prozent der Belegschaft kommen nun autofrei zur Arbeit. Für die verbleibenden Wege, die sich nur dem Auto bewältigen lassen, würde sich etwa Carsharing anbieten.

Sorgen, dass Autos bald der Vergangenheit angehören werden, macht sich Adele Szabo jedenfalls nicht. "Das Auto wird niemals verschwinden", sagt die Volvo-Managerin. Allerdings werde es in Zukunft wohl vernetztere, autonomere und emissionsfreie Fahrzeuge sein, die 2050 auf den Straßen unterwegs sein werden. (red, 29.4.2022)