INA FASSBENDER

Die Inflation in Deutschland ist wegen des Ukraine-Kriegs und anziehender Energiepreise im April überraschend auf 7,4 Prozent gestiegen. Dies ist der höchste Stand seit dem Herbst 1981, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Im März lag die Teuerung bei 7,3 Prozent.

"Die Inflationsrate schraubt sich auf immer höhere Niveaus", sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. "Die mit dem Krieg in der Ukraine gestiegenen Energiepreise haben ihren Weg in das breite Preisgefüge gefunden." Auch im Mai dürfte die Teuerung "auf dem hohen Plateau von über sieben Prozent bleiben", erwartete Chefvolkswirt Michael Heise vom Vermögensverwalter HQ Trust.

Allein im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen kletterte die Teuerungsrate im April auf 7,7 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit 1973 sowie in Baden-Württemberg auf 7,0 Prozent und somit auf das höchste Niveau seit Anfang 1974.

Verbraucherpreise ziehen an

Der russische Einmarsch in die Ukraine sorgt für drastisch steigende Energie- und Rohstoffpreise. Dies spüren die Verbraucherinnen und Verbraucher beim Tanken und Heizen, aber auch bei teureren Nahrungsmitteln. Dies zeigt, dass die Verbraucherpreise auf breiter Front anziehen und nicht nur rund um Energie.

Das verstärkt bei Fachleuten zugleich die Sorgen, dass der Preisschub länger anhalten könnte als zunächst angenommen. Die deutsche Regierung rechnet heuer mit einer Inflation von durchschnittlich 6,1 Prozent – was der höchste Stand seit 1981 wäre. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag die Rate bei 3,1 Prozent und 2020 nur bei 0,5 Prozent.

Firmen schrauben an Preisen

Viele Firmen wollen die Preise ihrer Waren erhöhen, um steigende Kosten abzupuffern. "Das zieht sich jetzt durch die gesamte Wirtschaft", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe jüngst im Reuters-Interview. Im Einzelhandel planten dies drei von vier Betrieben. Die steigenden Verbraucherpreise bremsen auch die Kauflaune in Deutschland. So sackte das GfK-Barometer für das Konsumklima sogar auf den tiefsten Stand seit Beginn der Umfrage Anfang der 1990er Jahre. Die Marktforscher begründen dies mit dem Krieg und der Inflation und zeigten sich skeptisch für den Privatkonsum: "Damit haben sich die Hoffnungen auf eine Erholung als Folge der Lockerungen pandemiebedingter Beschränkungen endgültig zerschlagen." (APA, 28.4.2022)