Nicht unbedingt diese Trainerbank, aber jene der österreichischen Nationalmannschaft wird bald besetzt sein.

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Der Deutsche Ralf Rangnick könnte das Rennen gemacht haben.

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Peter Stöger wäre die nationale Variante gewesen.

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Am Freitag, kurz vor 13 Uhr, wird ein Raunen durch die Nation gehen, die wochenlange, quälende Ungewissheit beendet sein. Österreich hat dann einen Fußballteamchef. Zuvor tagt das ÖFB-Präsidium in einem Wiener Hotel (Name der Redaktion bekannt), die Veranstaltung wird bündig sein. Das Präsidium besteht aus 13 Personen, es sind nur Männer: ÖFB-Boss Gerhard Milletich, die neun Landespräsidenten und drei Vertreter der Bundesliga (Vorstand Christian Ebenbauer, Philip Thonhauser, Erwin Fuchs). Milletich wird den Herrschaften seinen Wunschkandidaten vorschlagen, der Erkorene sollte dann auch gewählt werden, eine einfache Mehrheit (sieben Stimmen) reicht.

Milletich hatte Sportdirektor Peter Schöttel mit der Suche beauftragt. "Er hat das Heft in der Hand und steht in der Pflicht." Und es könnte zu einer Sensation kommen. Laut Kurier hat sich Ralf Rangnick (63), zuletzt bei Manchester United erfolgsbefreit als Interimscoach tätig, mit dem ÖFB geeinigt. Der Fußballbund bestätigte das nicht, verwies auf die Präsidiumssitzung.

Zuvor war von einem Zweikampf zwischen Peter Stöger (56) und Vladimir Petkovic (58), dem ehemaligen Schweizer Teamchef, die Rede. Das Präsidium gilt nicht unbedingt als eingeschworene, sich bedingungslos liebende Gesellschaft. Trotzdem wird es Milletichs (Schöttels) Vorschlag akzeptieren. Alles andere wäre eine Form von Selbstzerstörung, die braucht der österreichische Kick wirklich nicht. Im Falle einer Ablehnung wären Milletich und Schöttel so nebenbei Geschichte, das wollen vor allem die beiden nicht. Die Liga wird sich eher passiv verhalten, die Bestellung des Teamchefs ist ja nicht ihre Baustelle.

Kompetenz

Rückblick: Am 24. März, nach dem 1:2 im WM-Playoff gegen Wales, war Franco Foda inoffiziell Geschichte. Drei Tage später machte er es selbst offiziell, er verabschiedete sich mit einem 2:2 gegen Schottland. Schöttel erstellte ein Anforderungsprofil. "Fachkompetenz, Sachkompetenz, soziale Kompetenz, er muss mit Kritik umgehen können. Und er muss die Umstellung akzeptieren, als Teamchef hat man wenig Zeit, man kann mit den Spielern nicht täglich arbeiten."

Schöttel machte sich Ende März selbst eine Baustelle auf, als er von zwei Strömungen im österreichischen Nationalteam sprach. "Die Red-Bull-Gruppe, die körperbetont ist, und die Wiener Gruppe, zu der zähle ich Alaba, Arnautovic oder Baumgartner, die gerne den Ball am Fuß hat. Es geht um Abläufe, darum, die Gruppen zu vereinen." Diese Einschätzung sorgte bei Experten eher für Kopfschütteln, Schöttel selbst soll im Nachhinein nicht glücklich darüber gewesen sein.

Da der ÖFB aufs Geld schauen muss, war die Kandidatenliste nicht weltumfassend. Schöttel hielt sich mit Äußerungen und Kommentaren zurück, gab keine Wasserstandsmeldungen ab. Das war kein unkluger Schachzug, schließlich sollte das Wahlvolk (Präsidium) nicht via Medien informiert werden, die Betonung liegt auf "sollte". Einiges ist durchgesickert, Gerüchte wurden gestreut. Etwa dass Niko Kovac abgesagt hat. Schöttel: "Er kann nicht abgesagt haben, weil ich ihn nicht gefragt habe." Ein Treffen mit Ralf Rangnick hat es laut ÖFB nie gegeben, das Dementi dürfte im Nachhinein eine Ente gewesen sein. Andreas Herzog, Markus Schopp und Stöger bestätigten Gespräche, bei Stöger waren es zwei. Die beiden Erstgenannten waren kurz ein Thema, Herzog wird es zum gefühlt zehnten Mal nicht.

Vorteile, Nachteile

Stöger war vor viereinhalb Jahren Wunschkandidat, lehnte mit Bauchweh und Bedauern ab, fühlte sich an Köln gebunden. Nun wäre er bereit und erfreut gewesen, am Finanziellen wäre es nicht gelegen. Petkovic wäre weit teurer gewesen. Der Wiener Stöger kennt die Lage in Österreich, das kann ein Vor- und Nachteil sein. Der Vorwurf der Freunderlwirtschaft wäre unseriös, Stöger hat damit nichts am Hut.

Petkovic, kroatisch-schweizerischer Doppelstaatsbürger, wäre die internationale Variante. Er kennt die Lage in Österreich nicht, das kann ein Vor- und Nachteil sein. Petkovic führte die Schweizer Nati ab 2014 bis 2021 in Serie zu Großereignissen, im Februar wurde er von Bordeaux gefeuert. Egal, es wird wohl Rangnick. Der Deutsche ist international, kennt die Lage in Österreich, war lange bei Red Bull beschäftigt – erst in Salzburg (Sportdirektor ab 2012), dann in Leipzig. Das klingt nach Vorteilen.

Am Freitag, kurz vor 13 Uhr, herrscht also Klarheit. Der Teamchef wird dann am Samstag präsentiert. In einem Wiener Hotel, der Name ist der Redaktion bekannt. Und es geht gleich ans Eingemachte. Am 3. Juni startet die Nations League, Abteilung A, mit dem Auswärtsspiel in Kroatien. Es folgen die Begegnungen in Wien gegen Dänemark (6.) und Frankreich (10.), zudem steht der Besuch in Dänemark an (13.). Der Neue wird möglicherweise einige Niederlagen analysieren müssen. (Christian Hackl, 28.4.2022)