Kupferkabel unterliegen bei der Datenübertragung grundlegenden Beschränkungen, das bedeutet aber nicht, dass diese nicht weiter ausgereizt werden können.

Foto: Nguyen Huy Kham

Kupferkabel haben einen entscheidenden Vorteil: Sie sind in praktisch jedem Haus verlegt. Alte Telefonleitungen für Internetverbindungen weiterzuverwenden war insofern naheliegend. Bei den Nutzern ist das allerdings weniger beliebt, sind Glasfaserverbindungen doch erheblich flotter, diese bis direkt in die Wohnung zu haben würde also erheblich bessere Leistung ermöglichen.

Nun gibt es für all jene, die sich weiter mit Kupferkabeln herumschlagen müssen, zumindest eine Prise Hoffnung: Forscher der Universität von Cambridge sind davon überzeugt, dass sie erheblich mehr Leistung aus den alten Kabeln holen können.

Nicht hinterfragte Grenzen

Da die dahinterstehende Technologie äußerst alt sei, habe sich schon lange niemand mehr mit deren theoretischen Grenzen beschäftigt, heißt es in einem Artikel im "New Scientist". Entsprechend würden Datenverbindungen via Kupferkabel üblicherweise relativ konservativ mit einer Frequenz von einem Gigahertz betrieben.

Laut den Forscherinnen lässt sich so ein Kupferkabel aber auch problemlos mit bis zu fünf Gigahertz betreiben, alles, was es dafür braucht, ist ein sogenannter Balun. Dabei handelt es sich um ein in der Elektrotechnik recht gebräuchliches – und günstiges – Bauteil, das zur Wandlung zwischen einem symmetrischen Leitungssystem und einem unsymmetrischen Leitungssystem verwendet wird.

Theorie und Praxis

Damit ließe sich das theoretische Übertragungslimit solcher Leitungen dann auf bis zu fünf Gigabit pro Sekunde anheben. Immerhin hängt bei Kupferkabeln die Geschwindigkeit direkt davon ab, wie schnell die Spannung bei der Übertragung verändert werden kann, da genau dies zur Kodierung der Informationen genutzt wird.

Allerdings ist dieser Wert eben nur theoretisch, wie die Forscher betonen. Erhöht sich bei solch hohen Frequenz doch auch die Fehlerrate. Das reale Maximum sollte insofern eher im Bereich von drei Gigabit pro Sekunde liegen, was zwar deutlich weniger ist, aber noch immer einer Verdreifachung der Leistung gleichkommen würde.

Nur eine Brückenlösung

Ein Revival von Kupferkabeln wird dies aber trotzdem nicht auslösen. Das liegt schlicht daran, dass solche Geschwindigkeiten nur auf einer relativ kurzen Distanz erreicht werden können. Für lange Strecken führt beim High-Speed-Internet also weiterhin kein Weg an Glasfaser vorbei – zumindest bei der kabelgebundenen Übertragung.

Mit der aktuellen Entwicklung könnte aber zumindest der Flaschenhals der letzten paar Meter in die Wohnung etwas größer gemacht werden. Bleibt zu hoffen, dass dies die Provider nicht dazu verlockt, den eigentlich dringend notwendigen – aber kostspieligen – Wechsel auf Glasfaser bis direkt zu den Nutzern, weiter zu verschieben. Immerhin lassen sich via Glasfaser noch um ein Vielfaches höhere Geschwindigkeiten erreichen. (red, 28.4.2022)