Vijaya Gadde ist nicht zuletzt aufgrund der Meldungen von Elon Musk zum neuen Hassobjekt rechter Twitter-Nutzer geworden.

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Twitters permanente Sperre des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump zählt zu den umstrittensten Entscheidungen in der Geschichte der Inhaltsmoderation sozialer Medien. Konservative sehen darin Zensur der Redefreiheit, während der Schritt für Kritikerinnen und Kritiker im Jänner 2021 längst überfällig war.

Die Entscheidung traf damals die Chefjuristin des Kurznachrichtendiensts, Vijaya Gadde. Eine mächtige Persönlichkeit, die, wie Elon Musks Übernahme des Microblogging-Diensts nun zeigt, so manchem ein Dorn im Auge ist.

Der Milliardär behauptet, das Unternehmen zu einem "Marktplatz der freien Rede" machen zu wollen. Ein Plan, der wegen teils fragwürdiger Ideen für Unbehagen bei Mitarbeitenden sorgt. So berichtete das US-Magazin "Politico" am Dienstag, dass Gadde während eines internen Meetings ihre Sorgen über die unsichere Zukunft Twitters ausdrückte und dabei sogar in Tränen ausgebrochen sein soll.

Angriffe

Es dauerte nicht lange, bis diese Schlagzeile vom konservativen Journalisten Saagar Enjeti aufgegriffen wurde, der die indisch-amerikanische Juristin als "Twitters führende Verfechterin der Zensur" bezeichnete. Eine Behauptung, die Musk bestärkend kommentierte – und damit eine Welle an rassistischen Hasskommentaren aus der rechten Ecke des Internets lostrat, die er mit der Veröffentlichung einer Fotomontage am Mittwoch nochmals anfeuerte. In dieser wirft er Gadde eine "linke Voreingenommenheit" vor.

1974 in Indien geboren, zog Gadde im Alter von drei Jahren mit ihren Eltern in die USA. Dort wuchs sie in der texanischen Stadt Beaumont auf und arbeitete nach Abschluss ihres Studiums fast zehn Jahre für eine Anwaltskanzlei im kalifornischen Silicon Valley. 2011 wechselte sie zu Twitter.

Kritik

Der Schwall an Hassbotschaften, der nun über sie hinwegrollt, zog neben Spott und Hohn auch laute Kritik nach sich. Der ehemalige Twitter-Chef Dick Costolo schrieb zum Beispiel, dass Mobbing keine Führungsstärke sei. Der frühere Facebook-Sicherheitschef attestierte Musk zudem ein inakzeptables und unprofessionelles Verhalten.

Das mag alles stimmen. Vor allem zeigt der Fall jedoch, in welche Richtung sich der Kurznachrichtendienst unter der Führung des 260-fachen Milliardärs entwickeln könnte. Immerhin scheint Elon Musks Verständnis von freier Rede nicht im Widerspruch zu rassistischen Attacken auf eine Frau im Internet zu stehen. (Mickey Manakas, 28.4.2022)