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Dem Milliardär ist nichts zu schwer, und so darf jetzt der Rest der Welt zuschauen, wie eine Handvoll Plutokraten das globale Diskursfeld nach ihrem Gutdünken formatiert.

Foto: Reuters / Joe Skipper

Haben Sie einen Steifen ("Boner") und möchten ihn gern loswerden? Das fragt sich Elon Musk unlängst auf Twitter und schiebt auch gleich die Antwort in Gestalt zweier Fotos nach. Das eine zeigt Bill Gates, wie er selbstgefällig seinen Schmerbauch in die Kamera hält, das andere das ominöse Emoji "schwangerer Mann".

Die Kombi der beiden Fotos, die einander auf perfide Art gleichen, wirft unwillkürlich die Frage auf, ob Gates tatsächlich guter Hoffnung ist, und wenn ja, von wem. Wenn Musk behauptet, diese Vorstellung sei lusttötend, dann ist an dieser Behauptung durchaus etwas dran, zumindest für mein erotisches Empfinden. Wobei ich aber hinzufügen muss, dass auch der Anblick von Musks animalischer Erscheinung wenig aphrodisischen Reiz auf mich ausübt. Für mich schaut der Mann seit jeher aus wie ein Fleischhauer, der seinen eigenen Leberkässemmeln über Gebühr zuspricht.

Zweiter Kritikpunkt: Musk kümmert sich in seinem Tweet ausschließlich um die Bedürfnisse von Männern mit störender Versteifung, lässt aber jeden Vorschlag vermissen, was zur Unzeit gamprig gewordene Damen tun können, um ihre Lust zu dämpfen. Geschlechtergerechtes Twittern schaut anders aus.

Senkgrubengeruch

Seit Musk Twitter aufgekauft hat, bietet sich in der Social-Media-Welt folgende Perspektive: Alle Rüpel, Rotzer und Rabauken treffen sich auf Twitter, um unter der Flagge der unbeschränkten Meinungsfreiheit die Sau herauszulassen, aber so, dass die Schwarte richtig kracht.

Alle Sensibelchen, Sitzpinkler und Sitzpinklerinnen finden sich auf Facebook und Co ein, wo rührige Moderatoren dafür sorgen, dass jeder Verstoß gegen die Gesetze der Wokeness, und mögen sie auch noch so extravagant erscheinen, tunlichst ausgejätet wird. Andernfalls würde womöglich gar noch jemand getriggert oder insultiert!

Dem Milliardär ist nichts zu schwer, und so darf jetzt der Rest der Welt zuschauen, wie eine Handvoll Plutokraten das globale Diskursfeld nach ihrem Gutdünken formatiert. Ob die momentan eingetretene Konstellation geeignet ist, den vernehmlichen Senkgrubengeruch über den "sozialen Medien" zu vertreiben, darf bezweifelt werden. Ein Glück, dass es noch anderes gibt auf der Welt. Vielleicht einmal nicht nur in Twitter und Tiktok schauen, sondern auch ins gute alte gute Buch. (Christoph Winder, 30.4.2022)