Immer wieder war zuletzt über Evakuierungen aus dem russisch belagerten Asow-Stahlwerk in Mariupol verhandelt worden.

Foto: imago / Itar-Tass / Peter Kovalev

Seit Wochen steht das umkämpfte Stahlwerk in der Hafenstadt Mariupol sinnbildlich für die vielerorts festsitzende ukrainische Zivilbevölkerung. Am Sonntagnachmittag lief nun nach Angaben Kiews und der Vereinten Nationen eine Evakuierungsaktion an. Sie erfolge in Koordination mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und den Konfliktparteien Russland und Ukraine, hieß es.

Bereits zuvor hatte am Wochenende ein Teil der eingeschlossenen Menschen das Asow-Stahlwerk verlassen können. Wie viele es genau waren, darüber gab es unterschiedliche Angaben. In Moskau hieß es zunächst, man habe einen "Waffenstillstand" angeordnet und einen "humanitären Korridor" eingerichtet, über den am Samstag zunächst 25 Bewohner der an das Werk angrenzenden Wohngebäude in Sicherheit gebracht worden seien. Danach hätten noch weitere 21 Personen das Gelände verlassen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach später dann von 100 Menschen, die bereits in Sicherheit gebracht werden konnten.

Angriffe auf russische Einheiten

Verwirrung herrschte auch über einen ukrainischen Angriff auf das Quartier des russischen Armeestabs in der Stadt Isjum. Dabei sollen nach Angaben aus Kiew mehrere Menschen, darunter ranghohe Offiziere, getötet worden sein. Aus Moskau gab es dafür zunächst keine Bestätigung. Eigenen Angaben zufolge hat die Ukraine zudem erneut die von Russland besetzte Schlangeninsel im Schwarzen Meer mit Raketen angegriffen. Dabei seien mehrere Luftabwehreinrichtungen zerstört worden.

Auch aus anderen Teilen der Ukraine wurden erneut heftige Gefechte gemeldet. Selenskyj sagte, Russland habe in der Region rund um die Großstadt Charkiw weitere Truppen zusammengezogen. Im Donbass versuchten die russischen Truppen, die ukrainischen Streitkräfte einzukesseln. Und im südukrainischen Odessa traf eine russische Rakete den Flughafen, dabei sei eine Landebahn zerstört worden.

Weitere US-Hilfen

Während also die Kampfhandlungen in vielen Regionen fortgesetzt wurden, empfing Selenskyj am Samstag Nancy Pelosi, die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses. "Wir versprechen, für Sie da zu sein, bis der Kampf beendet ist", sagte Pelosi und machte Hoffnung auf die baldige Ankunft weiterer US-Hilfe: In Washington arbeite man derzeit daran, die von Präsident Joe Biden beim Kongress beantragte zusätzliche Unterstützung von 33 Milliarden Dollar (rund 31 Milliarden Euro) umzusetzen.

Weil der russische Angriffskrieg auch den Export von Weizen aus der Ukraine behindert, will Österreich ukrainische Lastwagen künftig unbürokratisch ins Land lassen. "In der Ukraine warten große Mengen an landwirtschaftlichen Produkten, die für den Export bestimmt sind und dringend nach Westeuropa gebracht werden müssen", erklärte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat indes China in einem Interview um Schutzgarantien gebeten: "Das ist ein Zeichen unseres Respekts und Vertrauens in die Volksrepublik", sagte er der Nachrichtenagentur Xinhua. (schub, 1.5.2022)