Im Gastvideoblog gibt Arbeitsminister Martin Kocher Auskunft über den Arbeitsmarkt, den Fachkräftemangel und Flüchtlinge aus der Ukraine.

Sie suchen und suchen – und das seit Jahren. Hoteliers und Gastronomen kämpfen mit dem Fachkräftemangel. Die Pandemie hat die Situation verschärft. Inflation, Krieg und Teuerung beeinflussen den Arbeitsmarkt und machen ihn zum Problemkind. Wie dagegenwirken?
Einerseits will Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) in Österreich ansetzen, andererseits Arbeitskräfte aus dem Ausland anlocken, erklärte er am Rande des 14. Europäischen Mediengipfels in Lech am Arlberg.

Eine Rolle spielen in Österreich Frauen, die in Teilzeit arbeiten. Da müsste man zum Beispiel die Kinderbetreuung ausbauen, so Kocher. Fürs Ausland setzt der Minister auf die Rot-Weiß-Rot-Karte, mit der Menschen aus anderen Ländern eine Arbeitsberechtigung hier bekommen. "Dazu werden wir in den nächsten Wochen eine Reform vorstellen können", sagte der Politiker.

Starke Lohnsteigerungen als Gefahr

Wäre eine Anhebung der Löhne in Mangelberufen eine Lösung für dieses Problem? Besonders angesichts der Teuerung? Das sei nicht ganz einfach, sagt dazu Kocher: "Es wird sicher eine schwierige Herbstlohnrunde dieses Jahr." Denn wenn die Löhne zu stark steigen, birgt das die Gefahr, dass die Preise in noch mehr Bereichen in die Höhe schießen. "Diesen Ausgleich bei den Sozialpartnern in den Kollektivvertragsverhandlungen zu finden wird sehr wichtig sein", sagt der ehemalige Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS). Ein Schlittern in die Lohn-Preis-Spirale befürchtet der Arbeitsminister für Österreich nicht.

Eine Hoffnung in Sachen Fachkräftemangel liegt auf den Geflüchteten aus der Ukraine. "Sie werden in diesen Bereichen die Knappheit sicher lindern", ist Kocher überzeugt. Das Bildungsniveau der ankommenden Ukrainerinnen und Ukrainer sei relativ hoch, die Akademikerinnen- und Akademikerquote übersteige sogar jene in Österreich. Die entscheidende Frage werde sein: "Wie oft braucht man Deutsch in Österreich?" Es brauche also entsprechende Kurse. Ob es eigene Ausbildungsschienen geben wird, lässt der Politiker offen.

Rekord bei offenen Stellen

Bisher wurden rund 40.000 Blaue Karten, also Aufenthaltskarten, für Ukrainerinnen und Ukrainer ausgestellt. Viele der Geflüchteten seien Kinder und ältere Menschen. Die Zahl der Menschen, die tatsächlich arbeiten wollen, sei deshalb nur etwa halb so groß. Auch für den Fall, dass die Situation in der Ukraine schlimmer wird und noch mehr Menschen flüchten müssen, gebe es genug Jobs: "Wir haben derzeit einen Rekord bei den offenen Stellen", sagte Kocher beim Mediengipfel. (Anna Stockhammer, Marie Schulz, Clara Hofer, 2.5.2022)