Jetzt gibt es also wieder einen Allrad-Qashqai. Wenn auch nur mit 1,3-Liter-4-Zylinder-Benziner (158 PS), 12-Volt-Mildhybrid und CVT-Getriebe. Technische Besonderheit ist die Umstellung von der elektromechanischen auf Direktkupplung, die schnelleres Reaktionsverhalten bei der Übertragung des Antriebsmoments bewirkt. Verhält sich in der Praxis unspektakulär, erfüllt also seinen Zweck, und allgemein wäre beim 4x4-Qashqai zu erwähnen, dass er sich ausgesprochen komfortabel und wendig fährt. Der Motor ist überraschend spritzig, der Testverbrauch lag bei 8,2 l / 100 km.

Der in dritter Generation 4,43 m lange Nissan Qashqai bleibt formal am erkennbarsten in der Nähe seiner Vorgänger...
Foto: Stockinger

Das große Head-up-Display ist eine Bereicherung beim Bemühen, den Blick am Verkehrsgeschehen zu belassen, und ein rasches Wort zum doppelten Ladeboden: Wo andere die ganze Platte rauf und runter verstellen (schon das recht schlau), teilt Nissan sie noch quer in zwei Teile. Man kann also in Stufen schlichten. Einziger Nachteil: Diese beiden Klappen sind nicht arretierbar.

...der Tucson (4,50 m) kleidet sich bereits das vierte Mal ganz neu.
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Mit 4,43 m Länge hat sich die dritte Generation nur elf Zentimeter von der ersten entfernt, da machte der Hyundai Tucson schon andere Sprünge: Der erste von 2004 war 4,32 Meter lang, der aktuelle vierte 4,51. Angesehen haben wir uns den stärkeren der beiden Plug-in -Hybride, den mit 265 PS Systemleistung. Ebenfalls in der "Lasst uns ein wenig draußen spielen"-Ausführung (=Allrad), ebenfalls ausgesprochen kommod, und weil Übergangsjahreszeit ohne viel Heiz- und Kühlbedarf, kamen wir elektrisch stets um die 50 km weit. In beiden Autos kann man sich wohlfühlen, der Hyundai wirkt innen moderner, und damit zum Thema Antrieb generell.

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Eine Stange Geld

Den Qashqai gibt es nicht mehr mit Diesel, schade, die von Renault waren formidabel, und man sieht, wie sehr die EU-Regulatorien manche Hersteller in Bedrängnis bringen. Den 1,3 DIG-T im Qashqai gibt es noch mit 140 PS, fertig. Im Herbst folgt dann der e-Power, da treibt ein 140-kW-E-Motor die Räder an, ein 1,5-Liter-Dreizylinder fungiert als Range Extender. Hyundai tut sich leichter, kriegt die Flottenziele auch durch die beiden PHEVs besser hin und kann so sogar zwei Diesel im Programm behalten (116 und 136 PS).

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Grafik: Der Standard
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Kurz noch zur Genese von Qashqai und Tucson. Lasst uns ein Auto bauen, das kaum mehr nach Geländewagen aussieht, eher nach aufgepumptem, höhergestelltem Kombi, und nennen wir es Qashqai, nach diesen räuberischen Turk-Nomaden im Iran, denn, Kreuz drüber, Crossover, wir werden in fremden Revieren wildern. Wie erfolgreich sie es taten, zeigt die bisherige Bilanz: Bis Anfang 2021 – aktuellere Statistik rückt Nissan nicht heraus – wurden über fünf Millionen Qashqais verkauft, Nissans Rettung in Europa.

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Mit solchen Absatzzahlen kann der Tucson nicht mithalten, er hat aber auch eine beachtliche Karriere hingelegt. Hyundai kann es ganz aktuell und genau benennen: 1.623.776 verkaufte Tucsons seit 2004.

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Generell muss man sagen, dass nach der Korea-Krise der späten 1990er Hyundai/Kia der Neustart auch deshalb so gut gelang, weil sie von Anfang an konsequent auf SUVs setzten. Zu einer Zeit, als manche Europäer, die Franzosen etwa, da noch völlig blank waren und auch die Deutschen weit weg von lückenlosem Angebot. Die Koreaner kamen damals mit lausigen Fahrwerken/Motoren und verlockend günstigen Preise – heute fahren sie sich prima, kosten aber eine Stange Geld. (Andreas Stockinger, 8.5.2022)